Deutsche Forstwirtschaft weiter auf Irrwegen: Küstentanne, Douglasie, Roteiche und andere Exoten sollen die vom Klimawandel gebeutelte Fichte ersetzen und damit den verfehlten Nadelholzanbau zementieren.

Buchcover: Rettet unsere Wälder! Weiße Schrift auf grünem Laubwaldhintergrund.
Buchcover Rettet unsere Wälder

Schon seit dem vorletzten Jahrhundert gibt es unter Förstern und Waldbauwissenschaftlern fortschrittlich denkende und handelnde Persönlichkeiten, deren vorbildlicher, mutiger und kämpferischer Einsatz – nicht nur für naturnah bewirtschaftete, sondern auch für von Menschen völlig unbeeinflußte Natur- und Urwälder – großen Respekt verdienen. Zwei der allerersten von ihnen waren Karl Gayer (1822 – 1907) und Alfred Möller (1860 – 1922), beide Forstwissenschaftler. Letztgenannter begründete die Idee vom Dauerwald.

Was darunter zu verstehen ist, sei nachstehend erläutert.

Der Dauerwaldbetrieb orientiert sich an den Entwicklungsabläufen im Naturwald. In ihm werden die Eingriffe so weit wie möglich reduziert, um die natürlichen Abläufe im Wald zu nutzen und zu fördern. Durch diese Art der Waldbewirtschaftung entsteht ein Wald, in dem alle Altersstufen von Bäumen auf ein- und derselben Fläche nebeneinander zu finden sind – bis hin zu abgestorbenen Bäumen (Totholz), die vermodern und dabei noch vielen Tieren und Pflanzen einen Lebensraum bieten. Es entwickelt sich ein stufig aufgebauter, stabiler, struktur- und vorratsreicher Wald, der eine Vielfalt an Lebensräumen aufweist und gegenüber Krankheiten und Stürmen etc. sehr widerstandsfähig ist. Durch Naturverjüngung werden sehr hohe Pflanz- und Kulturkosten eingespart. Unter den Hunderttausenden von Sämlingen werden diejenigen Individuen herausselektiert, die durch ihr genetisches Potenzial am besten an die am jeweiligen Wuchsort vorherrschenden Standortbedingungen angepaßt sind.

Stabilitätsfaktor in naturnahen und natürlichen Ökosystemen: Die klimarobuste Weißtanne (hier im NP Berchtesgaden). Ihr Wurzelwerk vergrößert das Porensystem im Boden und verbessert die Infiltration und das Speichervolumen bei Starkniederschlägen. Durch ihre leichter sich zersetzende Nadelstreu, die aufgrund der Pfahlwurzel auch Nährstoffe aus tiefer gelegenen Bodenhorizonten enthält und somit als „Nährstoffpumpe“ dient, ist sie auch bodenpfleglicher als die Fichte.

Mich beeindruckt es sehr, wie bedeutende, fortschrittlich denkende Waldbaupioniere, die sich bereits im vorletzten Jahrhundert für ein Waldökosystem nach den Ordnungsprinzipien der Natur engagierten (weitere folgten – siehe unten -) in ihren Büchern, Vorträgen, Exkursionen und TV-Sendungen schonungslos und überzeugend die eklatanten Schwächen und Fehler einer auf Holznutzung und Gewinnmaximierung basierenden Forstwirtschaft ans Tageslicht beförderten und diese Mißstände öffentlich anprangerten.

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Gute Nacht und freut euch auf den Wald!

Buchenwald unterhalb der Weidelsburg bei Ippinghausen, Wolfhagen (foto: zoom)

Noch sehen die Buchenwälder ziemlich „aufgeräumt“ aus, aber schon bald werden sie sich in Frühlingswälder verwandeln, besonders wenn sie naturbelassen sind.

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„Überkonsum, Ressourcenhunger und Treibhausgasemissionen sind Treiber der Entwaldung“

Interview mit UFZ-Wissenschaftler Dr. Friedrich Bohn

Ein Fonds zum Schutz der Wälder, wie ihn Brasiliens Präsident auf dem Klimagipfel vorgeschlagen hat, kann sinnvoll sein, findet Waldmodellierer Friedrich Bohn vom Helmholtz Zentrum für Umweltforschung (UFZ). Vor allem aber müssten die Treiber der Entwaldung bekämpft werden. Für den deutschen Wald sei der Klimawandel zudem nicht das größte Problem.

Dr. Friedrich Bohn (Foto: Sebastian Wiedling / UFZ)

Herr Bohn, das Pariser Klimaabkommen lässt sich ohne „negative Emissionen“, also die CO2-Entnahme aus der Atmosphäre, nicht mehr einhalten, da sind sich Expert:innen einig. Welche Rolle können sogenannte naturbasierte Lösungen, also zum Beispiel der Waldschutz, dabei spielen?

Ich stimme meinen Kolleg:innen zu. Wir werden das Ziel, die Erderwärmung bei „deutlich unter zwei Grad Celsius, möglichst 1,5 Grad“ zu stoppen, nicht halten können und damit wahrscheinlich auch einige Kipppunkte im Erdsystem überschreiten.

Selbst wenn naturbasierte Lösungen umfangreich genutzt werden, verfehlen wir die Klimaziele?

Der Haupthebel in den nächsten Jahrzehnten ist die Reduktion der Treibhausgasemissionen. Doch leider sieht es im Moment nicht so aus, als ob auf dem Klimagipfel in Dubai ein Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen erreicht werden würde.

Naturbasierte Lösungen werden vor allem in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts eine wichtige Rolle spielen und uns helfen, die Temperaturen wieder zu senken, falls wir es bis dahin geschafft haben, die Treibhausgasemission deutlich zu vermindern.

Sie sind nicht nur effektive und kostengünstige CO2-Senken, sondern helfen in der Regel auch bei anderen Problemen der Erdsystemkrise wie zum Beispiel dem Artenschutz. Diese zusätzlichen „Leistungen“ der naturbasierten Lösungen und ihre sofortige Verfügbarkeit und Kosteneffizienz machen sie gegenüber technischen Lösungen überlegen.

Wälder sind nach den Ozeanen die wichtigsten CO2-Senken. Sie fixieren zwischen zehn und 20 Prozent der jährlichen Treibhausgasemissionen. Eine nachhaltige Holznutzung und langlebige Holzverwendung, etwa als Bauholz, kann diese Leistung auch in Zukunft aufrechterhalten.

Würde man die weltweiten Wälder sich selbst überlassen, könnten sie nur das Vierfache der jährlichen Emissionen aufnehmen. Danach wären ihre Kohlenstoffspeicher voll.

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Sauerland-Museum Arnsberg sucht „Wald-Zeitzeugen“ – Erinnerungen an den Sauerländer Wald

Wald, Wiesen, Felder, Jugend, Romantik? Oder ist da noch mehr? (Foto: HSK/privat)

Das Sauerland-Museum in Arnsberg ruft alle Interessierten dazu auf, ihre Erinnerungen an den Sauerländer Wald vom Sauerland-Museum aufzeichnen zu lassen.

(Pressemitteilung HSK)

„Dabei geht es um klassische Zeitzeugengespräche, wie man sie auch aus Geschichts-Dokus kennt“, erläutert Dr. Oliver Schmidt, der Leiter des Sauerland-Museums. „Für uns wichtig ist dabei das, was Menschen auch emotional mit dem Wald verbinden, wie es ihre Vorstellung von Heimat, Natur und Umwelt prägt,“ ergänzt Nelja Lührs, die als wissenschaftliche Volontärin die neue Sonderausstellung „WUNDER WALD“, die ab Ende April im Sauerland-Museum zu sehen sein wird, mitkonzipiert.

Daher sucht das Sauerland-Museum Jung und Alt und alle anderen, die etwas zum Thema „Wald“ erzählen möchten. Diese Erinnerungen möchte das Sauerland-Museum als Videogespräche aufzeichnen. Möglich sind aber auch reine Tonaufzeichnungen.

Wer sich angesprochen fühlt, kann sich jederzeit beim Sauerland-Museum melden, um einen Termin zur Aufzeichnung zu vereinbaren und mit dem Förderverein des Sauerland-Museums, der dieses Projekt betreut, über den Wald im Sauerland, wie er war, wie er sich verändert und was aus ihm werden kann, ins Gespräch zu kommen.

Kulturprojekt „Das Brotbaumregime“ – Ihre Erinnerungen sind gefragt! Was verbinden Sie mit Wald?

Fotosammlung ehemaliger Naturpark Homert, undatiert (1960er/1970er Jahre). // Bild: Kreisarchiv des Hochsauerlandkreises

Das Projekt „Das Brotbaumregime“ findet ab Juli 2023 im Sauerland-Museum in Arnsberg, im Museum Haus Hövener in Brilon und in der Südwestfälischen Galerie im Schieferbergbau- und Heimatmuseum Holthausen statt.

(Pressemitteilung HSK)

Mit Unterstützung der Bevölkerung soll es in der Ausstellung eine Wand der lebendigen Erinnerung geben. Gesucht werden Bilder, Zeichnungen, Lieder, Gedichte, Postkarten und selbst erlebte Geschichten, die für die Menschen vom Wald sprechen. „Die Zeit zwischen den Jahren bietet sich toll zum Stöbern in alten Fotoalben an – und dann denken Sie einfach auch an uns“, lädt Initiatorin Theresa Kampmeier ein.

„Um zu verstehen, in was für langen Zeiträumen sich Ökosysteme entwickeln, lohnt es sich, dass wir uns die eigene Lebensspanne vor Augen führen. Auch die aktuellen Veränderungen lassen sich damit besser herauszeichnen. Wir wollen uns zusammen und vielstimmig an den Wald erinnern, der unser Leben im Sauerland geprägt hat,“ beschreibt Kampmeier den Grund für die Erinnerungssammlung und hofft auf rege Beteiligung.

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Digitale Bilder und Textmaterial können per Email eingeschickt werden. Negative, Dias und Bilder aller Art werden vom Projektteam vorsichtig gescannt oder abfotografiert. Rückmeldung bitte bis zum 31. Januar 2023 direkt beim Projektteam unter hallo@brotbaumregime.info / 01577 9333 011 oder direkt in den beteiligten Kulturbüros: Kulturbüro Arnsberg, Alter Markt 19, 59821 Arnsberg (Kathrin Brandt), BWT Brilon Kultour, Derkere Straße 10a, 59929 Brilon (Dr. Frauke Brauer), Kulturbüro Schmallenberg, Unterm Werth 1, 57392 Schmallenberg (Saskia Holsträter).

Projekt Generationenbaum: neuer Generationen-Wald für die Hohe Bracht

Naturpark Sauerland Rothaargebirge sucht alte „Generationen-Bäume“ für Wald-Projekt

Pressekonferenz am 16.09.2022: Das Projekt „Generationenbaum“ wurde auf der Hohen Bracht vom Ideengeber Antonius Klein, Fachdienst Umwelt Kreis Olpe, Detlef Lins, Geschäftsführer Naturpark Sauerland Rothaargebirge, und Bernd Fuhrmann, Erster Vorsitzender Naturpark Sauerland Rothaargebirge, vorgestellt. (v.l.n.r. | Copyright: Naturpark Sauerland Rothaargebirge e.V.)

Der Naturpark Sauerland Rothaargebirge ruft Familien und Waldfreunde von Jung bis Alt dazu auf, bis zum 16. Oktober besonders alte Bäume zu melden, aus deren Samen und Sämlingen auf der Hohen Bracht im Kreis Olpe ein neuer Wald entstehen soll.

(Pressemitteilung Naturpark Sauerland Rothaargebirge)

„Es ist in ein absolut spannendes und besonders nachhaltiges Generationen-Projekt“, erklärt Bernd Fuhrmann, Vorsitzender vom Naturpark Sauerland Rothaargebirge, die Idee dahinter. Aus den Samen der alten Bäume soll eine neue, resistente Wald-Generation entstehen.

Zugleich seien alle Generationen eingeladen, an dem Projekt mitzuwirken – junge Engagierte, Familien, Großeltern mit ihren Enkeln. „Ganz im Sinne des Mitmach-Naturparks“, so der Vorsitzende weiter. So soll der Wald, der auf der Hohen Bracht entsteht, ein gesunder Wald sein, der auch nachfolgende Generationen noch einlädt, die Natur mit allen Sinnen zu erleben und zu genießen.

Der Naturpark Sauerland Rothaargebirge ruft Familien und Waldfreunde von Jung
bis Alt dazu auf, bis zum 16. Oktober besonders alte Bäume zu melden, aus deren Sa-
men und Sämlingen auf der Hohen Bracht im Kreis Olpe ein neuer Wald entstehen soll
(Copyright: Naturpark Sauerland Rothaargebirge e.V. | Kerstin Prutti)

Nachdem weite Teile der Waldflächen den extremen Witterungsverhältnissen in den letzten Jahren und in Folge dessen dem Borkenkäfer zum Opfer gefallen sind, setzen die regionalen Forst-Experten bei diesem Landesprojekt auf die Gene alter Bäume, die sich als besonders widerstandsfähig gegen Hitze, Trockenheit und Schädlingsbefall erwiesen haben. Aus deren Samen wollen sie Jungpflanzen ziehen, um damit eine ehemalige Kalamitätsfläche von ca. einem Hektar aufzuforsten. Wissenschaftlich begleitet wird das Projekt von der Universität Siegen, gefördert vom Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes NRW.

Wer an dem neuen Wald mitwirken möchte, ist aufgerufen, bis zum genannten Stichtag ein Foto eines besonders alten „Generationen-Baums“ im Naturpark zu machen und mit seiner E-Mail-Adresse sowie einer Standortinfo, möglichst mit Koordinaten, einzusenden. Möglich ist dies per Online-Formular auf der Naturpark-Website, über E-Mail, via Instagram, Facebook oder Post. Wer mag, kann auch seine persönliche eschichte zu dem Baum erzählen. „Aber bitte nur ein Foto vom Baum einsenden, keine Samen mitnehmen oder Sämlinge ausreißen“, so Fuhrmann.

„Schafft mit uns den Wald der Zukunft!“ (Copyright: Naturpark Sauerland Rothaargebirge e.V.)

Eine Fach-Jury wählt aus den Vorschlägen dann die Ursprungsbäume, von denen nach Rücksprache mit den Grundeigentümern Samen gewonnen werden. Nach ihrer Anzucht wird die neue Baum-Generation ab 2024 auf einer ein Hektar großen Fläche auf der Hohen Bracht bei Lennestadt im Kreis Olpe angepflanzt. Hinweise zu den Ursprungsbäumen wird es bei den Anpflanzungen geben.

Wie es den Bäumen geht und wie sie sich entwickeln, beobachten die Experten vom Naturpark gemeinsam mit der Universität Siegen und werden die Erkenntnisse allen Interessenten zur Verfügung stellen. „Der neue Wald wird deutlich vielfältiger sein als unsere absterbenden Fichtenwälder“, ist sich Fuhrmann sicher.

Auf einer Baumkarte auf der Website des Naturparks können demnächst die ausgewählten Bäume eingesehen werden. Unter allen Teilnehmenden werden außerdem drei Ausflugspakete in den Naturpark Sauerland Rothaargebirge verlost.

Weitere Informationen unter:
www.naturpark-sauerland-rothaargebirge.de

Produkte für die Autoindustrie: EU will Abholzung der Wälder für Leder und Gummi weiter erlauben.

Die neue EU-Verordnung zum Schutz der Wälder sollte ein Meilenstein werden: Erstmals müssen Unternehmen, die ökologisch heikle Produkte importieren wollen, gesetzlich definierte Sorgfaltspflichten einhalten. Doch ausgerechnet Kautschuk und Leder –  Materialien, die in der Autoindustrie benötigt werden –  sind davon ausgenommen. Das geht aus einem geleakten Entwurf hervor, der CORRECTIV vorliegt.

Essen, 03. November 2021. Die EU-Kommission bleibt beim Schutz der Wälder deutlich hinter den eigenen Maßstäben zurück: Noch in einer Mitteilung an das Europaparlament von Juli 2019 zählte die Kommission Kautschuk sowie Leder zu den Konsumwaren, die mit hohen ökologischen Risiken verknüpft sind. Auch das EU-Parlament, das das neue Gesetz angeregt hatte, zählt beide Materialien zu den größten Verursachern der Entwaldung. Nun aber hat die Kommission Kautschuk und Leder von der Liste der Produkte gestrichen, die ein geplantes Gesetz zur Bekämpfung der Entwaldung schärfer regulieren soll. Ein noch nicht offiziell veröffentlichter Entwurf, der dem Recherchezentrum CORRECTIV vorliegt, nennt nur noch Palmöl, Soja, Holz, Kakao, Kaffee und Rindfleisch.

Die deutsche EU-Abgeordnete Delara Burkhardt (SPD) kritisiert die Entscheidung und warnt vor möglichen Schlupflöchern in dem geplanten Gesetz: „Kautschuk aus dem Anwendungsbereich der Verordnung herauszuhalten, würde also nicht nur einen Haupttreiber der Entwaldung außen vor lassen, sondern könnte auch dazu führen, dass die Agrarindustrie für den europäischen Markt ihre Produktpalette umstrukturiert und verstärkt dieses Gut, anstatt von der Verordnung abgedeckte Produkte wie Kakao, erzeugt”, sagte Burkhardt gegenüber CORRECTIV. Auch Leder sei mit hohen Entwaldungsrisiken verbunden und müsse in die Verordnung aufgenommen werden. 

Weshalb Kautschuk und Leder von der Liste der Risikoprodukte verschwunden sind, lässt sich nicht klären. Die EU-Kommission ließ die Fragen von CORRECTIV unbeantwortet. Die Kommission kommentiere keine Leaks, teilte eine Sprecherin mit.

Auffällig ist aber, dass beide Produkte in der Autoindustrie benötigt werden, das weltweit geerntete Kautschuk wird zu 70 Prozent zu Reifen verarbeitet, Leder zu großen Teilen zu Autositzbezügen. Die Industrielobby hatte in den vergangenen Monaten den Druck erhöht und offenbar ihren Einfluss geltend gemacht. Der europäische Reifen- und Kautschukverband ETRMA hatte offen gefordert, Kautschuk von der Liste der Risikoprodukte zu entfernen: In einem Positionspapier verwies der Verband darauf, dass Soja, Rindfleisch und Palmöl für einen Großteil der Entwaldung verantwortlich seien, Kautschuk sei als „Produkt mit niedrigem Risiko“ einzustufen.  

Ziel des geplanten Gesetzes ist zu verhindern, dass der Konsum in Europa den Verlust von Wäldern in anderen Teilen der Welt befördert. Die EU ist nach eigener Einschätzung für bis zu zehn Prozent des weltweiten Verbrauchs der Produkte, die mit Abholzung von Wäldern verknüpft sind, verantwortlich.

Die rasante Vernichtung der Regenwälder gefährdet die UN-Klimaziele und alarmiert längst auch die internationale Gemeinschaft: Auf der UN-Klimakonferenz COP26 in Glasgow haben sich in dieser Woche mehr als 100 Staaten zum verstärkten Kampf gegen die Vernichtung der Wälder verpflichtet, darunter Brasilien, Russland, Kanada, die USA. Bis 2030 soll die Abholzung gestoppt werden. 

Die ganze Recherche lesen Sie hier: https://correctiv.org/?p=93419

Am Wegrand: ein halbnackter Hömberg

Siedlinghausen: der Hömberg, ein halber Skalp (foto: zoom)

Wird das Sauerland bald aussehen wie die englischen Pennines? Baumlos kahl, mit weiten Heiden, auf denen Schafherden weiden? Wofür die Inselbewohner Jahrtausende benötigt haben, schaffen wir vielleicht in ein paar Jahren.

Klimawandel, Waldsterben, und alles was sich noch an Bäumen und Holz vermarkten lässt, wird geschlagen und nach China verkauft. Die Gelegenheit ist günstig. Wer weiß, ob sich die guten Preise noch lange halten.

Die Erde der baumlosen Hänge könnte bei den zu erwartenden Starkregen als Schlamm in die Täler rutschen, die Maisfelder gleich hinterher, denn sie sind besonders erosionsanfällig.

Das ist nun viel dunkle Phantasie und Extrapolation. Aber dabei fällt mir ein: Gibt es Karten für das Hochsauerland auf denen Risikogebiete verzeichnet sind, mit Szenarien für zu erwartende Veränderungen durch den Klimawandel?

Woher wissen wir, dass unser Haus nicht eines Tages durch Unwetter abrutscht oder uns die Wassermassen durch Erdgeschoss und Keller laufen?

Ich bin ein ängstlicher Mensch.

IT.NRW: Waldfläche Nordrhein-Westfalens ist mehr als doppelt so groß wie Mallorca.
Anteil von Schadholz am Nadelholzeinschlag lag 2019 mit 95,2 Prozent auf Rekordniveau.

Düsseldorf (IT.NRW). 8 471 Quadratkilometer (km2) und damit 24,8 Prozent der gesamten Fläche Nordrhein-Westfalens (34 112 km2) waren Ende 2019 Waldflächen. Wie Information und Technik Nordrhein-Westfalen als Statistisches Landesamt mitteilt, ist die Waldfläche NRWs damit mehr als doppelt so groß wie Mallorca (3 640 km2).

(Pressemitteilung IT.NRW)

Mit 3 265 Quadratkilometern liegen 38,5 Prozent der Waldflächen des Landes im Regierungsbezirk Arnsberg – allein im Hochsauerlandkreis gibt es 1 071 Quadratkilometer Wald. Den höchsten Anteil der Waldfläche an der Gesamtfläche hat mit 72,8 Prozent die Gemeinde Kirchhundem im Kreis Olpe.

Auf nahezu einem Drittel der Waldfläche (31,7 Prozent) steht Nadelwald (2 686 km2). Mehr als die Hälfte der Nadelwälder befindet sich im Regierungsbezirk Arnsberg (1 546 km2); hier ist auch der Anteil des Nadelwaldes an der gesamten Waldfläche mit 47,3 Prozent am höchsten. Den höchsten Anteil der Nadelwaldfläche an der Waldfläche hat Kirchhundem (Kreis Olpe) mit 84,4 Prozent.

Im Jahr 2019 wurden in Nordrhein-Westfalen 6,5 Millionen Kubikmeter (m3) Nadelholz eingeschlagen; das waren 86,4 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Bereits 2018 hatte der Holzeinschlag mit 3,5 Millionen Kubikmetern um 64,3 Prozent über dem Ergebnis des Vorjahres (2017) gelegen. Von 2010 bis 2017 hatte der Holzeinschlag im Schnitt bei 2,5 Millionen Kubikmetern gelegen.

Der Anteil von Schadholz (6,2 Mill. m3) am Nadelholzeinschlag lag 2019 mit 95,2 Prozent auf Rekordniveau. Damit wurde das bisherige Spitzenergebnis aus dem Jahr 2018 (2,7 Mill. m3; 78,1 Prozent) nochmals übertroffen. In den Jahren von 2011 bis 2017 hatte der Schadholzanteil durchgängig bei unter 20 Prozent gelegen.

In Nordrhein-Westfalen gab es 2016 laut Agrarstrukturerhebung 2 800 Forstbetriebe (mit mindestens zehn Hektar Waldfläche) die zusammen eine Waldfläche von 5 985 Quadratkilometern bewirtschafteten. Mit 2 461 Quadratkilometern befanden sich gut zwei Fünftel (41,1 Prozent) der Waldflächen in privatem Besitz. Bei 1 362 Quadratkilometern handelte es sich um Staatsforsten und bei 2 161 Quadratkilometern um Körperschaftsforsten.

file type icon Waldflächen in Nordrhein-Westfalen am 31.12.2019 (Gemeindeergebnisse)

Klima- und naturschutzgerechter Waldumbau müssen angesichts zunehmender Witterungsextreme oberste Priorität haben

„Wir müssen die Voraussetzungen dafür schaffen, daß sich die Wälder von selbst stabilisieren können.“

Die prekäre Lage der Wälder, bezeichnenderweise muß man ja von Forsten sprechen, hat tiefer liegende Ursachen: Eine Überfrachtung der Wälder mit Schadstoffen aus den Bereichen Verkehr und Landwirtschaft, Überdüngung, auch durch Stickstoffverbindungen ( z. B. Ammoniak), weiterhin Monokulturen und Trophäenjagd.

(Der Beitrag von Karl Josef Knoppik ist auch als Leserbrief an den Sauerlandkurier versandt worden.)

Einem ganzen Cocktail von Umwelteinflüssen ist unsere „grüne Lunge“ ausgesetzt. Man macht es sich aber zu einfach, die Schäden bzw. Ausfallerscheinungen in unseren Wäldern allein dem Klimawandel zuzuschreiben. Dessen Auswirkungen sind infolge der genannten massiven Eingriffe (direkt oder indirekt) natürlich umso schlimmer.

Nun rächt sich eine über Jahre und Jahrzehnte hinweg praktizierte naturwidrige Waldbehandlung durch eine am Renditedenken orientierte Forstwirtschaft.

Zwar sind auch Schäden in Laubholzbeständen zu beklagen. Diese sind jedoch darauf zurückzuführen, daß auch solche Wälder mit ihrer einheitlichen, undifferenzierten Struktur, etwa monokulturelle Eichenplantagen, häufig nicht als naturnah oder gar naturgemäß anzusprechen sind. Dadurch wird es „Schädlingen“, wie z. B. dem Schwammspinner, enorm erleichtert, sich explosionsartig auszubreiten.

Ökologisch intakte, natürlichen Prinzipien entsprechende Eichenwälder, vergesellschaftet mit Hainbuchen im Unterstand, die den Boden beschatten, entziehen den „Schädlingen von morgen“ ihre Lebensmöglichkeiten. Unentbehrlich sind auch Begleitbaumarten, wie Birke, Espe, Salweide oder Vogelbeere.

Als erstes müssen naturferne Fichten- und Kiefernforste unverzüglich in naturnahe Laubmischwälder umgewandelt werden. „Vorhandene Erfolge wie in den Wäldern um Berlin, dem brandenburgischen Stadtwald Treuenbrietzen oder dem Nürnberger Stadtwald zeigen lt. BUND, daß solche Waldumbaumaßnahmen die Waldbrandgefahr verringern.“ Damit der Umbau gelingt, sind die Schalenwildpopulationen (Reh- und Rotwild) auf ein für die Verjüngung des Waldes erforderliches Maß zu reduzieren.

Nadelbäume sollten nur noch in Beimischung oder gruppenweise angepflanzt werden, wobei die schattentolerante Weißtanne, die im Vergleich zur Fichte Wetterextremen, wie Stürmen, Trockenheit und Hitze weitaus mehr entgegenzusetzen hat, besonders zu fördern ist.

Wir müssen die Voraussetzungen dafür schaffen, daß sich die Wälder von selbst stabilisieren können. Deshalb heißt das Gebot der Stunde: Ökologisch verträgliche Bewirtschaftung. Sie ist auch deshalb nötig, weil so mehr Feuchtigkeit im Wald verbleiben kann. Entwässerungen müssen ab sofort tabu sein. Dichtes Unterholz schützt den Waldboden vor dem Austrocknen.

Ein Wald kann nur dann viel Wasser speichern, wenn tief wurzelnde Bäume und Bodenlebewesen ein weit verzweigtes Hohlraumsystem schaffen, das dem Waldboden die Eigenschaften eines Schwamms verleiht. Er kann Wasser aufsaugen und gefiltert wieder abgeben.

Außerdem muß der bei der Holzernte viel rücksichtsvoller vorgegangen werden. Insbesondere große Erntemaschinen, wie Harvester, welche den empfindlichen Waldböden enorm zusetzen und zu Verdichtungserscheinungen führen, die das Bodenleben verarmen lassen und eine Infiltration des Waldbodens verhindern, dürfen nicht mehr zum Einsatz kommen. Im Interesse einer bodenschonenden Bewirtschaftung, die angesichts der dramatischen Situation in unseren Wäldern dringend erforderlich ist, sollten in verstärktem Maße auch so genannte Rückepferde diese Aufgabe übernehmen. Eine entsprechende finanzielle Förderung durch die Länder ist unabdingbar.

Parallel dazu ist auch mehr qualifiziertes Personal bereitzustellen, was allerdings voraussetzt, daß die infolge der Zusammenlegung bzw. Ausweitung der Forstreviere entstanden ineffizienten Strukturen rückgängig gemacht und wieder in kleinere, überschaubare Einheiten überführt werden.

Von der Forst- und Holzlobby wird quasi als Wunderwaffe gegen die zunehmenden Witterungsextreme die Einbringung exotischer, vermeintlich klimaresistenter Baumarten (Douglasie, Roteiche, Schwarzkiefer usw.) angepriesen. Das wäre aber aus Naturschutzgründen nicht zu verantworten und würde der ohnehin stark gefährdeten Biodiversität in unseren Wäldern endgültig den Garaus machen.

Karl Josef Knoppik, Meschede