Stadtradeln Winterberg – eine kleine Enttäuschung

Auch das erlebe ich: mein kleiner Horror auf dem Arbeitsweg (archiv: zoom)
Jeden Tag ein kleiner Horror. Die Landstraße 742 zwischen Steinhelle und Wulmeringhausen. Hier bin ich früher fast täglich mit dem Rad zur Arbeit gefahren (archivfoto: zoom)

Gestern lag die Pressemitteilung des Hochsauerlandkreises (HSK) im E-Mail-Briefkasten, dass dieses Jahr alle zwölf Gemeinden des HSK am Stadtradeln teilnehmen. Ich habe mich gefreut, die Meldung sofort im Blog veröffentlicht und mich selbst auch wieder angemeldet, denn letztes Jahr hatte mir das Radfahren im Rahmen des Stadtradelns sehr viel Spaß gemacht.

Eine kleine Enttäuschung war es es allerdings, dass es die Stadt Winterberg im letzten Jahr nicht auf die Reihe bekam, für die ca. 150 Aktiven des Stadtradeln eine kleine Abschlussveranstaltung auf die Beine zu stellen. Andere teilnehmende Gemeinden haben das geschafft.

Ich hätte gerne mit den anderen Teilnehmer*innen Erfahrungen über die drei Wochen Radfahren in und um Winterberg ausgetauscht. Wer hat Alltagsstrecken bewältigt? Wer ist nach Feierabend sportlich unterwegs gewesen? Hat jemand das Auto gegen das Rad getauscht? Wie waren die Straßenverhältnisse? Radwege? Forstwege? Was müsste Winterberg tun, um das Alltags-Radfahren attraktiv(er) zu machen?

Doch dann die erste Enttäuschung. Spät im November bekamen die Teilnehmenden eine E-Mail aus dem Rathaus, in der es unter anderem hieß:

Eigentlich wollten wir im Herbst diesen Jahres eine kleine Siegerehrung durchführen, leider hat es terminlich nicht mehr in den Kalender von Bürgermeister Michael Beckmann gepasst. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben: So werden wir die Siegerehrung im Frühjahr des nächsten Jahres nachholen. Schon heute lade ich Sie alle herzlich am Sonntag, 23.04.2023 um 11 Uhr zu einer Radtour mit Bürgermeister Michael Beckmann mit anschließender Siegerehrung und kleinem Umtrunk ein. Einzelheiten werden wir kurz vorher bekanntgeben.

Damals habe ich gedacht, dass diese Aussage den Stellenwert der Aktion für die Stadt Winterberg sehr deutlich zeigt. In Abwandlung einer alten Redewendung muss die Belohnung auf dem Fuße folgen. Wenn der Bürgermeister keine Zeit hat, sollte doch eine Vertretung zu finden sein.

Gut, dann eben im April. Als ich mich gestern Abend beim Stadtradeln 2023 angemeldet hatte, kam es mir komisch vor, dass es sechs Tage vor dem angekündigten Termin immer noch keine Nachricht aus dem Rathaus gegeben hatte. Ich schrieb also stante pede in einer kurzen E-Mail:

ist die Veranstaltung noch aktuell? Ich habe bislang keine Einzelheiten erfahren.

Mit freundlichen Grüßen

Es war schon 21 Uhr, Feierabend im Rathaus, die Nacht brach herein, aber siehe da, am Morgen um kurz nach acht erhielten die Teilnehmer*innen eine Nachricht per E-Mail:

Liebe Teilnehmerinnen und Teilnehmer vom STADTRADELN,

Bürgermeister Michael Beckmann musste sich einer Knieoperation unterziehen, sodass die Radtour mit anschließender Siegerehrung am kommenden Sonntag leider nicht stattfinden kann. Aber wie sagt man so schön: Aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben. Deswegen lade ich Sie schon heute herzlich zu dem neuen Termin am Sonntag, 13.08.2023 um 11 Uhr ein.  Einzelheiten werden wir kurz vorher bekanntgeben.

Bis dahin eine gute Zeit und herzliche Grüße aus dem Rathaus.  

Mit freundlichen Grüßen aus Winterberg

Der Termin ist dann schon während des nächsten Stadtradelns – wenn er denn wirklich stattfindet – und ein Jahr zu spät.

Ich frage mich, ob das Winterberger Rathaus bei einer Ski- oder Bobveranstaltung die Abschlussfeier ebenso lieblos durch das Jahr schieben würde. Ich wünsche dem Bürgermeister ehrlichen Herzens alles Gute für die OP und schnelle Genesung, denn ich weiß, dass er ein begeisterter Radfahrer ist, aber wenn er nicht bürgermeistern kann, muss (s.o.) jemand als Ersatz einspringen.

Eine weitere Enttäuschung war die Beteiligung der Winterberger*innen am ADFC-Fahrradklimatest 2022. Der Radverkehrsbeauftragte des Hochsauerlandkreises, Christoph Hester, hatte die Bürger*innen dazu aufgerufen, zahlreich an der Abstimmung teilzunehmen.

Winterberg schaffte es erneut nicht, die notwendigen 50 Stimmen abzugeben, um mit der Bewertung des Fahrradklimas berücksichtigt zu werden.

Es wäre für die Stadt Winterberg ein leichtes gewesen, ihre Bürger*innen und insbesondere die Aktiven des Stadtradelns zur Teilnahme aufzurufen. Soweit ich es sehe ist es nicht geschehen. Während der kleine Nachbar Medebach das Quorum um ein Vielfaches übertraf, trudelten aus Winterberg nur ein paar Stimmen, einschließlich meiner eigenen, ein.

Die aufgeführten Punkte ergeben für mich das Bild einer Gemeinde, die sich nicht ausreichend um die Belange und Stimmen ihrer radfahrenden Bürger*innen, insbesondere der Alltagsradler*innen, kümmert. Und dabei habe ich noch nicht einmal den Zustand bzw. das Nichvorhandensein eines alltagstauglichen Radwegenetzes erwähnt.

Vielleicht sehen die anderen Radler*innen das anders. Bei einer Auswertungsveranstaltung mit den frischen (!) Erfahrungen des Stadtradelns hätte man darüber reden können, wenn sie denn stattgefunden hätte.

Stadtradeln startet im Hochsauerlandkreis erstmalig mit allen Kommunen – Radeln für ein gutes Klima – Anmeldungen ab sofort möglich

Radtour im Hochsauerlandkreis Sommer 2022. Blickrichtung Siedlinghausen. (archivfoto: zoom)

Ab sofort können Bürger*innen sich in Teams für ihre jeweilige Kommune beim STADTRADELN registrieren. Im Aktionszeitraum vom 11. August bis 31. August 2023 sind Kommunalpolitiker*innen und Bürger*innen dazu aufgerufen, möglichst viele Wege klimafreundlich mit dem Rad zu erledigen und dabei Kilometer für ihr Team, ihre Kommune und mehr Radförderung zu sammeln. Die Kommunen bieten im Aktionszeitraum verschieden Fahrradaktionen an.

(Pressemitteilung HSK, von mir gegendert)

Beim STADTRADELN werden Menschen spielerisch angeregt, 21 Tage lang möglichst viele Alltagswege klimafreundlich mit dem Fahrrad zurückzulegen. Denn wer drei Wochen geradelt ist, nimmt dieses Verkehrsmittel danach anders wahr. Das gilt auch für die Mitglieder der Kommunalparlamente, auf denen ein besonderes Augenmerk liegt.

Erstmalig beteiligen sich nun alle 12 Kommunen des Hochsauerlandkreises beim diesjährigen STADTRADELN. Dafür hatte der HSK im Dezember letzten Jahres geworben und mit den Kommunen die Kampagne und einen gemeinsamen Aktionszeitraum abgestimmt. Ein gemeinsamer Aktionszeitraum im Hochsauerlandkreis ist ein weiteres starkes Signal zur Stärkung des Radverkehrs in unserer Region“ findet Christoph Hester- Radverkehrsbeauftragter des HSK und freut sich auf die Zusammenarbeit und die Aktionen mit den Kommunen.

Mit der STADTRADELN-App die Radinfrastruktur vor der Haustür verbessern

Mit der kostenfreien STADTRADELN-App können Teilnehmer*innen die geradelten Strecken bequem via GPS tracken und direkt ihrem Team und ihrer Kommune gutschreiben.

Einen weiteren Vorteil bietet die App: Die so erhobenen Radverkehrsdaten werden durch das Klima-Bündnis, vollkommen anonymisiert, wissenschaftlich ausgewertet und geben dem Hochsauerlandkreis und den einzelnen Kommunen Auskunft über verkehrsplanerisch wichtige Fragen wie: Wo sind wann wie viele Radler*innen unterwegs, wo gerät der Verkehrsfluss ins Stocken, wo sind Wartezeiten an Ampeln unverhältnismäßig lang? So ist ein möglichst bedarfsgenauer Ausbau der Radinfrastruktur möglich.

Während des Kampagnenzeitraums wird zudem die Meldeplattform RADar! angeboten. Mit diesem Tool haben Radelnde die Möglichkeit, via Internet (www.radar-online.net) oder über die STADTRADELN-App auf störende und gefährliche Stellen im Radwegeverlauf aufmerksam zu machen. Dazu dient eine Onlinekarte in der Punkte gesetzt werden können.

Im vergangenen Jahr waren vier Kommunen des Kreises engagiert dabei, in diesem Jahr beteiligen sich alle 12 Kommunen zeitgleich. Kontaktdaten sowie die Anmeldedaten  unter www.stadtradeln.de/registrieren

Mehr Informationen unter

stadtradeln.de

facebook.com/stadtradeln

twitter.com/stadtradeln

instagram.com/stadtradeln

Anmerkung zoom: Warum nicht im Fediverse bei Mastodon?

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Hintergrund:

Stadtradeln

Mit seinem internationalen Wettbewerb Stadtradeln lädt das Klima-Bündnis alle Bürgerinnen und Bürger sowie Mitglieder der Kommunalparlamente ein, in die Pedale zu treten und ein Zeichen für verstärkte Radverkehrsförderung zu setzen. In Teams sollen sie an 21 zusammenhängenden Tagen zwischen Mai und September möglichst viele Fahrradkilometer für ihre Kommune sammeln. Die Kampagne will für das Radfahren im Alltag sensibilisieren sowie die Themen Fahrradnutzung und Radverkehrsplanung stärker in die kommunalen Parlamente einbringen. Mit der Meldeplattform RADar! und dem Projekt RiDE – Radverkehr in Deutschland, das wissenschaftlich aufbereitete Radverkehrsdaten den Teilnehmerkommunen bereitstellt, beinhaltet die Kampagne zudem zwei Elemente, mit denen die Radinfrastruktur ganz konkret und unter Einbeziehung der Bürgerinnen und Bürger verbessert werden kann.

stadtradeln.de

Klima-Bündnis

Seit über 30 Jahren setzen sich die Mitgliedskommunen des Klima-Bündnis mit ihren indigenen Partnern der Regenwälder für das Weltklima ein. Mit fast 2.000 Mitgliedern aus mehr als 25 europäischen Ländern ist das Klima-Bündnis das weltweit größte Städtenetzwerk, das sich dem Klimaschutz widmet, und das einzige, das konkrete Ziele setzt: Jede Klima-Bündnis-Kommune hat sich verpflichtet, ihre Treibhausgasemissionen alle fünf Jahre um zehn Prozent zu reduzieren. Da sich unser Lebensstil direkt auf besonders bedrohte Völker und Orte dieser Erde auswirkt, verbindet das Klima-Bündnis lokales Handeln mit globaler Verantwortung.

klimabuendnis.org