Pestwurz – der Stand der Dinge im Zwischensommer.

Diese Pestwurz hat die Fruchtbildung erledigt. (foto: zoom)

Die Pestwurz ist eine meiner Lieblingspflanzen. Sie zeigt mir mit der Blüte den Beginn und mit den Schirmchenfliegern des Fruchtstands das Ende des Frühlings an.

Wie der nah verwandte Huflattich ist sie „vorlaufend“, d.h. zuerst erscheint der Blütenstand, dann die Laubblätter, die breitesten der heimischen Flora; daher der griechische Name der Pflanze „Petasitis“, von petasos = breitkrempiger Hut.

Seit drei Tagen zählt der meteorologische Sommer (1. Juni – 31. August). Wir befinden uns in der Zwischenzeit bis zum kalendarischen Sommerbeginn am 21. Juni. Von da an geht’s bergab, zumindest mit der Tageslänge. Es ist mein persönliches Paradox, dass ich mich im Hochsommer jeden Tag voller Sentimentalität und Abschiedsgefühlen von eben diesem Sommer verabschiede. Die nächsten drei Wochen sind also etwas Besonderes.

Nicht ganz passend zur hellen Jahreszeit habe ich mir das „Heart of Darkness“ aus dem Bücherregal genommen. Nach den ersten Seiten komme ich erst langsam hinein, aber vielleicht bieten die kommenden Gewitter ein entsprechendes Leseambiente.

Die Parkplätze in unserer Straße sind leergefegt. Gott und die Welt haben die Pandemie für beendet erklärt und sind gen Ost- und Nordsee aufgebrochen.

Als ich gestern durch das Hochsauerland stromerte, waren die Gastronomien und Cafés sehr gut gefüllt. Der Italiener in Winterberg, Albers in Bödefeld, Sommer in Bremke – ich aber bin noch nicht soweit, suche mir das letzte Paar Schuhe, welches noch Profil auf den Sohlen hat, heraus und breche zu einem der inzwischen unzähligen Corona-Spaziergänge auf.

Risikovermeidung. Die zweite Impfung ist in der dritten Juniwoche, plus zwei bis drei Wochen. Nach über 15 Monaten Disziplin nicht noch alles versauen und auf dem Krankenbett enden.

Tschüss, der Sommer und die Amsel rufen.

Corona-Spaziergänge

Ein Abendspaziergang oberhalb der Hambkebecke (foto: zoom)

Ich bin noch nie so viel zu Fuß unterwegs gewesen wie in diesen Corona-Zeiten. Spaziergänge, kleine Wanderungen – raus aus dem Haus und die Gedanken schweifen lassen.

Wenn ich aufblicke, entdecke ich Strukturen und Elemente der Landschaft des Hochsauerlandes; schaue ich grübelnd nach links und rechts, stolpere ich über die Details am Wegrand.

Das Tagpfauenauge auf der Blüte des Scharbockskrautes hätte ich gerne noch einen Tick schärfer eingefangen.

Das Tagpfauenauge ist einer der häufigsten heimischen Tagfalter. (foto: zoom)

Normalerweise ruhen die Falter mit zusammengelegten Flügeln und präsentieren die Augenflecken nur bei Störungen.

Das Scharbockskraut ist ein Frühblüher aus der Familie der Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae). Aus einem Wurzelstock treibt im zeitigen Frühjahr der Spross mit nieren- bis herzförmigen Blättern. Die Blüten sind hellgelb, mit acht bis zwölf Blütenblättern.

Zwischen Kriegerdenkmal und Schnickemühle ragen die Kätzchen der Salweide (Salix spec.) in den Weg. Obwohl: ist das wirklich eine Salweide? Guckt mal!

Weidenkätzchen am Wegesrand. (foto: zoom)

Die Salweide (Bienenweide) blüht vor dem Laubausbruch. Sie ist zweihäusig. Auf dem Bild müssten männliche Blüten zu sehen sein.

Am Waldweg um die Himmelskrone wächst die Rote Pestwurz (Petasites officinalis). Aus den knollenförmig verdickten Ausläufern treibt im zeitigen Frühjahr der zunächst 20 cm hohe Spross.

Der Blütenstand der Pestwurz (foto: zoom)

Der Blütenstand ist eine keulenförmig gedrängte Bütentraube, die sich bei fortschreitender Reife bis auf 60 cm streckt. Die Pestwurz gehört zur Familie der Korbblütler.

Griechen und Römer schätzten die Pestwurz im 1. Jahrhundert gegen bösartige Geschwüre ebenso wie die Menschen im Mittelalter, die sie gegen die Pest einsetzten. Vor Zubereitungen als Tee aus Pestwurzblättern oder -wurzeln wird gewarnt, denn im Naturzustand enthält die Pflanze Substanzen (Pyrrolizidinalkaloide) mit mutagener, krebserregender und möglicherweise toxischer Wirkung auf die Leber (Wikipedia).