Fridays for Future in Brilon: 140 von 1,4 Millionen. Der Anfang ist gemacht.

Ab 13 Uhr wurde es heute jung, bunt und politisch in Brilon (foto: zoom)

1.400.000 Menschen sollen heute weltweit am Freitag für die Zukunft, Fridays for Future, gestreikt und demonstriert haben. 140 überwiegend junge Leute haben sich um 13 Uhr auf dem Marktplatz in Brilon versammelt. Wieviel Prozent das sind, das wird ab sofort mit spitzer Mine berechnet.

Als ich heute nach Brilon fuhr, hatte ich Bedenken, allein oder nur mit einer handvoll Aktivisten vor dem Rathaus zu stehen.

Seit 11 Uhr saß dort schon Gernot Hattig auf seinem Klappstuhl, ein paar ältere Mitstreiter um sich gescharrt. Von Demo und Klimastreik keine Spur. Alte Leute und Zukunft?

Aber sicher doch! Im Gespräch an Tisch und Klappstuhl habe ich erfahren, wie das alles anfing in Brilon. Die Senioren sind Teilnehmer eines Arbeitskreises des Briloner Mosaiks. Das Mosaik ist ein Projekt der evangelischen Kirchengemeinde. Im Gesprächskreis „Gott und die Welt“ sind die Teilnehmer auf die Idee gekommen, dass man sich neben Gott eben auch um die Welt kümmern müsse. Und so ist wohl die Idee entstanden, sich als Keimzelle der Briloner Klimaschutzbewegung am Tag des weltweiten Fridays for Future als Mini-Demo auf den Marktplatz zu setzen.

Die Idee wurde in Brilon gestreut und die Senioren entflammten ein paar Jugendliche und junge Erwachsene. So wurde aus der Klappstuhl-Demo das bunte Briloner „Fridays for Future“ Event.

Während in anderen Städten Zehntausende auf die Straße gingen, waren die Briloner Organisatoren mit der wesentlich kleineren Menge vollkommen zufrieden.

Eigentlich, so Bastian Grunwald, habe er nur mit maximal 15 Leuten gerechnet. Die Vorbereitung wäre kurzfristig und spontan gewesen, und heute sei noch eine 0 hinter die 15 gekommen.

Die jungen Demonstrantinnen sind sichtlich engagiert. (foto: zoom)

Als ich um halb drei den Marktplatz verließ, hatte ich viele Gespräche geführt und die Hoffnung mitgenommen, dass sich aus der Keimzelle in Brilon doch noch mehr entwickelt.

„Was solle man tun?“, wurde vor kurzem Greta Thunberg gefragt. Sich informieren, lautete sinngemäß die Antwort.

Klima und Wirtschaft – auf der Suche nach dem Zusammenhang. (foto: zoom)

Noch während die kleine Kundgebung in Brilon lief, tickerten die ersten Nachrichten über das (Breaking News) heute beschlossene Klimapaket der Bundesregierung auf die Smartphones.

„Daumen runter“ waren die ersten Reaktionen in den sozialen Netzwerken. Ich werde mich jetzt erst einmal informieren, ob da mehr beschlossen wurde als die Erhöhung der Pendlerpauschale.

Wenn nicht, muss es wohl weitergehen mit den Klimastreiks, auch in Brilon.

6 Gedanken zu „Fridays for Future in Brilon: 140 von 1,4 Millionen. Der Anfang ist gemacht.“

  1. 140 von 1,4 Millionen, das sind:

    – 100 Personen pro Million – „ppm“ – hört sich nach mehr an

    – 0,1 „Promille“, einen Rausch löst das wohl noch nicht aus,

    – 0,01 „Prozent“ …

    0,01 % könnte der reale Effekt des gerade von der Großen Koalition vorgestellten „Klimapakets“ auf den Klimawandel sein: der Effekt bleibt im Rahmen der Messungenauigkeit:

    „(…) Ohne Umschweife kommt Klimaforscher Mojib Latif zur Sache. Sein Urteil zum Klimapaket der Bundesregierung:

    »Mein Urteil fällt vernichtend aus. Also das ist weit hinter dem zurückgeblieben, was ich mir vorgestellt habe. Man muss es so deutlich sagen: Das ist fast eine Nullnummer.«

    Eine Nullnummer, an der die große Koalition monatelang gearbeitet hat. Am Schluss saßen CDU, CSU und SPD noch einmal fast 19 Stunden zusammen – für Latif war genau das das Problem: »Ja, das war eine politische Veranstaltung, man hat sich praktisch auf den kleinsten gemeinsamen Nenner verständigt, und mit solchen Mini-Schritten wird man die Klimaziele, die Deutschland angekündigt hat, niemals erreichen.« (…)“

    zitiert aus: „So erreicht man Klimaziele nie“, https://www.tagesschau.de/inland/reaktionen-klimapaket-bundesregierung-101.html

  2. Das „Klima-Päckchen“ von Berlin möchte bei niemandem anecken, vor allem bei der Wirtschaft nicht.
    Würde man zu Ende denken, formulieren und umsetzen – müsste das System geändert werden.
    Wachstum ohne Ende geht nicht.
    Aber was ist, wenn (fas) niemand mehr fliegt, Kreuzfahrten macht, dem Over-Tourismus frönt, Suv’s kauft, nicht mehr soviel wegwirft sondern mit Bedacht konsumiert ? Bei den Konsumenten von morgen setzt sich dieses Bewusstsein langsam durch…

  3. @Andreas Lichte

    Danke für den Link. Sehr interessante Rede. Wird wahrscheinlich in die Schulbücher eingehen (Stilmittel!).

    Sie bleibt darüber hinaus gnadenlos bei ihre Linie. Kein Opportunismus, keine Artigkeiten.

    Inhalte auf das Wesentliche reduziert, und daran muss man als Gegner erst einmal argumentativ(!) vorbeikommen.

  4. @Andreas Lichte

    Habe gerade an anderer Stelle Folgendes gepostet:

    „Einige meiner „Freunde“ schließen sich den oft hasserfüllten inhaltsleeren Kommentaren an. Ich habe nichts gegen gute Gegenargumente, aber ad hominem akzeptiere ich nicht.

    Wie man mit dieser klugen jungen Frau umgeht, ist für mich ein Kriterium. Nenne ich es ab heute „Gretas Razor“.“

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