Winterberg: Ein Spaziergang durch das Skigebiet

Die Schneekanonen sind im Winterberger Skigebiet, hier unterhalb der Sprungschanze,  aufgestellt. Es fehlen Kälte und Wasser. (foto: zoom)

Es grünt im Winterberger Skigebiet. Bei Temperaturen bis zu 10 Grad plus und nicht vollständig gefüllten Wasserspeichern warten die Skiliftbetreiber auf den Start in die künstliche Beschneiung.

Der Dezember ist, soweit meine Erinnerung nicht täuscht, schon immer ein Wackelmonat gewesen. Milde Temperaturen bis zum Jahresende sind nicht außergewöhnlich. In diesem Jahr kommt noch die Trockenheit hinzu.

Trotz Trockenheit und fehlendem Regen sprudelte Samstag Wasser in den Speicherteich. (foto: zoom)

Der angedachte Saisonstart zum 1./2. Dezember musste ausfallen.

Die Schneelanze bei Möppi produzierte am Sonnabend einen kleinen weißen Haufen, mehr für die Galerie als für die Praxis, denn Winterberg braucht nicht nur Schnee zum Skifahren, sondern auch Schneebilder für die Außenvermarktung.

Ein dünnes Kunstschneeband schlängelt sich bei Möppi den Hang hinunter. Die Schneelanze pustet bei Temperaturen weit über 0° Celsius ein weißes Häufchen on top. (foto: zoom)

Winterberg kann wie andere Skigebiete der Mittelgebirge (Rhön, Harz, Upland) den Saisonstart nicht verlässlich planen. Das wäre kein Problem, wenn der Wintertourismus nach dem Motto „Ist Schnee, dann Ski, kein Schnee, dann eben kein Ski“ funktionieren würde.

Aufgrund der großen maschinellen, quasi industriellen, Aufrüstung der Skihänge, funktioniert solch eine Denke nicht. Die Maschinen müssen eine bestimmte Zahl von Tagen laufen, besetzt mit Touristen, die Skipässe kaufen und ihr Geld in den angeschlossenen Skihütten lassen.

Das Konto „Privat“ muss gefüllt werden und auch die Kreditgeber wollen bedient werden. Die Anlagen müssen abgeschrieben werden.

Trotz aller Unkenrufe, läuft es für die Skiliftbetreiber hervorragend. Keine Pleite. Keiner nagt am Hungertuch. Klimawandel? Bislang sprechen wir nur von Wetterschwankungen.

Wenn irgendwann in dieser Saison die Schneekanonen angeworfen werden und die Touristen aus dem Ruhrgebiet und den Niederlanden in Winterberg einfallen, klingeln die Kassen und es bleibt nur noch ein Problem:

Kilometerlange Staus auf den Einfallsstraßen in den kleine Ort mit den überdimensionierten Skianlagen und der überlasteten Gastronomie – Erstickungstod durch Erfolg, Dauerpräsenz in den Verkehrsnachrichten.

Nachlese: Publikumsbeschimpfung – die Geburtsstunde des deutschen Hip Hop?

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Video-Link: https://youtu.be/hGHARIR0tNw

In der „Pop und Protest 68“ Ausstellung im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe gibt es vielleicht wichtigere Installationen als die Aufzeichnung der Publikumsbeschimpfung von Peter Handke.

Merkwürdigerweise bin ich aber gerade dort „hängen geblieben“: Fernseher, Kopfhörer und die grandiose Schluss-Szene.

Ich habe sie mir mehrmals angesehen/angehört: Hip Hop, Rap, egal. Vor 52 Jahren (1966) rockten Peter Handke, Claus Peymann und vor allem Michael Gruner, Ulrich Hase, Claus-Dieter Reents und Rüdiger Vogler das Theater am Turm in Frankfurt.

Guckt’s euch an. Vielleicht zwei- oder dreimal.

Fundstücke: Samuel Beckett in Kassel

Beim ziellosen Schlendern in Kassels Vorderem Westen gefunden (foto: zoom)

Ich wusste bislang nicht, dass Samuel Beckett eine Verbindung zu Kassel hatte. Ab heute Nachmittag ist es für mich „amtlich“:

„Er besuchte dort in den Jahren 1928 bis 1932 häufig die verwandte Familie Sinclair, da er ein Liebesverhältnis zu seiner Kusine Peggy hatte und sich mit seiner Tante Cissie und Onkel William ausgezeichnet verstand. William Sinclair befasste sich professionell mit moderner Malerei und weckte auch Becketts Interesse dafür, was sicher der entscheidende Grund für seine mehrmonatige Studienreise 1936/37 durch Deutschland war. (Vgl. „Samuel Beckett und Kassel 1928 – 1932“, Hg. Samuel Beckett Gesellschaft, Göttingen 2006.)“

Quelle: http://www.beckett-gesellschaft.de/beckett-in-kassel/

Eine neue interessante Seite von Kassel, die ich demnächst genauer betrachten werde.

Für heute bleibt es bei einer kurzen Notiz und dem Zitat an einer Häuserwand der Samuel-Beckett-Wohnanlage.

„Fail better.“

Nur wegen euch: zwei Bilder von der Negerbrücke

Schild an der Brücke über die Neger im Ort Brunskappel. (foto: zoom)

Wegen der Kommentare von gp und Rüdiger unter meinem gestrigen Blogeintrag „Moin! So sieht es aus, wenn ich zur Arbeit radele …“, habe ich heute auf dem Rückweg von der Arbeit mein Rad auf der Brücke über die Neger in Brunskappel geparkt und zwei Fotos gemacht.

Die Neger ist ein Fluss, der auf Wikipedia beschrieben wird:

https://de.wikipedia.org/wiki/Neger_(Ruhr)

Eine sprachlich exakte Ableitung des Namens habe ich noch nicht gefunden, aber es soll vor über 700 Jahren eine Kirche namens Negere gegeben haben:

https://de.wikipedia.org/wiki/Negerkirchen

Den Gedenkstein für die Kirche (Negerkirche) kann man heute noch auf dem Weg zum großen Bildchen auf der linken Straßenseite sehen. Hier vor acht Jahren im Schnee:

https://www.schiebener.net/wordpress/laufen-im-schnee-von-siedlinghausen-zum-grosen-bildchen/

Auf meinen Mountainbike-, Jogging- und Wandertouren komme ich häufiger an den Negerquellen vorbei. Hier und da habe ich das im Blog dokumentiert:

https://www.schiebener.net/wordpress/laufen-im-hochsauerland-die-hunau-ist-fast-wieder-schneefrei-heute-negerquellen-hundegrab-und-hunauspur/

Die engagierte Siedlinghäuser Hauskapelle für Schützenfeste, Oktoberfeste und all die anderen Anlässe, auf denen der 4/4-Takt das Heben der Warsteiner-Gläser unterstützt heißt: Negertalmusikanten:

https://negertalmusikanten.jimdo.com/wir-%C3%BCber-uns/

Ich denke, dass der seit langen Jahren von mir sehr geschätzte Sprachwissenschaftler Anatol Stefanowitsch die Neger nicht in „African Valley“ umbenennen wird, denn auch wenn es im Negertal Rassismus gegen einige dunkelhäutige Mitbürger gibt, haben die nichts mit dem Flüsschen Neger zu tun.

Schloss Wildenberg in Brunskappel an der Neger. (foto: zoom)

Der Rest ist wie immer schnell, oft und billig erzählt:

In Siedlinghausen fließt die Neger mit der aus Winterberg kommenden Namenlose zusammen. Der resultierende Lauf heißt weiterhin Neger und vereinigt sich bei Steinhelle mit der Ruhr, die dann als Ruhr durch das Ruhrgebiet in den Rhein mündet.

Eigentlich, so die kalauernden Lokalgeografen, sei die Neger (plus Renau) bis zum Zusammenfluss in Steinhelle länger als die Ruhr, und deswegen müsste der resultierende Fluss weiterhin Neger heißen, die dann durch das Negergebiet von Dortmund bis Duisburg fließe.

Negergebiet, statt Ruhrgebiet – das allerdings wäre dann ein Fall für den Berliner Sprachwissenschaftler. Die Kumpel kamen schwarz aus dem Schacht. Black-Facing?

Ab hier wird unser Eis sehr, sehr dünn …

Umleitung: Vom R1 entlang der Fulda über Sprache, AfD, historische Denkmäler und den Klimawandel zu den Revier-Fotografien von Albert Renger-Patzsch und mehr ….

Melsungen an der Fulda, im Vordergrund das Rathaus, haben wir am Sonntag mit dem Rad besucht. (foto: zoom)

Das Wetter ist zur Zeit fantastisch und für das Radfahren sogar besser geeignet als im Sommer. Am Sonntag hat uns eine kleine Tour auf dem R1 von Kassel nach Melsungen gebracht.

Obwohl die Strecke entlang der Fulda verläuft, haben wir es geschafft, uns zu verfahren und uns orientierungslos auf einem Berg wiederzufinden.

Ein zufällig vorbeifahrender Mountainbiker konnte uns schließlich den Weg zurück auf den R1 weisen. Der unfreiwillige Umweg hatte einen großen Mehrwert, nämlich einen fantastischen Ausblick über das Fuldatal.

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Doch was ist in der Zeit in den Nachbarblogs und anderen Websites passiert?

Anatol Stefanowitsch: Unsere Sprache ist weniger diskriminierend geworden … planetinterview

Christoph Butterwegge: „Die Agenda 2010 war ein Nährboden für den Rechtspopulismus“ … zeitonline

Climate change: We have 12 years to limit climate change catastrophe, warns UN … guardian

IPCC Sonderbericht zu 1,5 Grad Erwärmung: Es lohnt sich, die SPM (Zusammenfassung für Entscheidungsträger) und FAQs (häufig gestellte Fragen) zu lesen, bevor man sich meinungsstark über den Nutzen oder die Auswirkungen dieses Berichts äußert … scilogs

Naziszene-Vernetzungen im Nordosten: Die Zahl der Rechtsextremisten in Mecklenburg-Vorpommern ist leicht angestiegen, knapp die Hälfte davon gilt als gewaltorientiert – zu beobachten ist zunehmend der Aufbau eigener Wirtschaftsstrukturen insbesondere aus NPD-Kreisen … bnr

AfD – keine Alternative für Juden! Gemeinsame Erklärung jüdischer Verbände gegen die Gründung der Bundesvereinigung „Juden in der AfD“ … doppelwacholder

Auf ein Neues mit Ex-Kanzler Schröder: Die Kaste der Politiker zerfällt in drei Gruppen: die Standardvariante ohne Mandat, die Prämiumvariante mit Mandat und die Oldtimer, die einmal ein Mandat hatten. Sie alle verbindet eines: Sie brauchen Öffentlichkeit, um sich zur Geltung zu bringen. Sie hilft ihnen, prominent zu werden und zu bleiben. Einer deckt alle drei Kategorien von Politikern ab: der Ex-SPD-Chef und Ex-Kanzler Schröder … postvonhorn

“Vergangenheit” entfernen: Debatten über staatliche Erinnerungsorte. Wie sollen Regierungen mit den Forderungen, historische Denkmäler zu entfernen und Erinnerungsorte umzubenennen, umgehen? Welche Rolle könnte Geschichtsbewusstsein in diesen Debatten spielen? … publicHistory

USA: Abschusserlaubnis für private Drohnen. Nach einem neuen Gesetz wird es für US-Behörden künftig erheblich leichter, unbemannte Flugobjekte abzuschießen, wenn sie als gefährlich angesehen werden … netzpolitik

Brett Kavanaugh has lied his way onto the Supreme Court: The House has a duty to do what the Senate has failed to do: investigate this shameful jurist and hold him to account … nation

Dinslakens Menschen bewegte in der 40. Woche 2018: Wolfsgebiet Kreis Wesel, Feinstaub … fotoaufnahme

Stadt Bochum steigt im Kulturranking zum vierten Mal in Folge: jetzt auf Platz 12 von 30 Städten in ganz Deutschland … pottblog

Wie eine späte Heimkehr: Essener Ruhr Museum zeigt stilbildende Revier-Fotografien von Albert Renger-Patzsch … revierpassagen

„Der Andere“ von Anton Svensson: Nach “Der Vater” von Anton Svensson kam jetzt “Der Andere” zur Tage. Ein Thriller Buch welches Lust versprühte gelesen zu werden aber es nur auf den ersten Seiten schaffte ein Thriller zu bleiben … rebrob

Sorgenkind ÖPNV: Hier geht es um eine Anfrage der Sauerländer Bürgerliste (SBL/FW) vom 18.08.2018 zur Einstellung der Buslinie S80 (Brilon – Paderborn) und die Antworten der Kreisverwaltung und des Nahverkehrsverbunds Paderborn/Höxter … sbl

Umleitung: Joie de Vivre und mehr, vom G20-Akkreditierungsskandal bis zur Emschermündung …

Das Tor zur Lebenslust am Strand von Le Touquet (foto: zoom)

Ich werde jetzt wirklich Französisch lernen. Natürlich kann ich es schon, zumindest habe ich meinen Französisch-Schein für’s Studium der Geschichte gemacht, Übersetzung eines Fachtextes mit Hilfe des Lexikons.

Ich habe schon gefühlt 99 Anläufe gemacht, diese Sprache perfekt zu beherrschen, aber jetzt wird es ernst; ein Jahr durchhalten (Erfahrungswert für alles), dann steht mir der Westen offen. J’aimerais apprendre le français. Aus Gründen.

G20-Akkreditierungsskandal: Sicherheitsbehörden ein Stück weit außer Kontrolle … welchering

Trump lügt unverfroren: Wie Putins Filialleiter … postvonhorn

Gefängnisstrafe für Holocaust-Leugnerin höchstrichterlich bestätigt: Die inhaftierte Holocaust-Leugnerin Ursula Haverbeck-Wetzel muss im Gefängnis verbleiben. Das Bundesverfassungsgericht hat ihre Verfassungsbeschwerde zurückgewiesen … bnr

Wissenschaft: Peer Review als Qualitätssicherung … scilogs

… che altri designò quali semplici favole: Der Legende nach soll Dante Alighieri von diesem Weg und Ort zur Gestaltung des Beginns seiner Göttlichen Komödie inspiriert worden sein … paralimpomena

Die_Reklame: Ein neues Projekt „ist @die_reklame. Hier sammeln Charlotte,
Moritz und ich Anzeigen aus alten Zeitungsdigitalisaten.“ … schmalenstroer

Gernulf Olzheimer kommentiert (CDXXV): Der Kundenservice … zynaesthesie

Unregulierte soziale Netzwerke zerstören Demokratie: Ein Ausschuss des britischen Parlaments geht mit Facebook, Google & Co. hart ins Gericht. In einem umfangreichen Bericht fordern die Abgeordneten konkrete Maßnahmen, um das giftige Ökosystem aus Online-Werbung, Wahlbeeinflussung und Datenmissbrauch in den Griff zu bekommen … netzpolitik

Neuer: Der Torwart und Shampoo-Millionär hat in der Özil-Nationalstolz-Debatte gerade noch gefehlt, meint Leo Fischer … nd

„Kunst & Kohle” in den Ruhrkunstmuseen: Das bequeme Konzept der kleinen Portionen … revierpassagen

Emschermündung, Mondfinsternis, Minerva Tritonia, Rückblick: Nahe Dinslaken im Westen fliesst der Rhein. Dort mündet die Emscher nach gut 80 km, denn die Quelle liegt bei Holzwickede, in den grossen Fluss. Ab dem Jahr 2014 begann der Neubau der Emschermündung, verlagert etwas Richtung Norden mit einem naturnahen Mündungsbereich. Federführend für den Umbau ist die Emscher-Genossenschaft (EGLV). Später entsteht an der Emschermündung eine natürliche Auenlandschaft und zeitgleich ein neuer Ausflugs- und Erholungsraum … andreashaab

Bezahlen mit dem Handy: Mobiles Bezahlen der Sparkasse … unkreativ

Hagen: Die SPD-Parteibuch-Affäre von Wehringhausen … doppelwacholder

R.I.P. Christine Nöstlinger – *13.10.1936 · †28.06.2018

Da ist man den ganzen Tag medial (TV, Funk, Web) abstinent, macht am Abend den PC an … – und erfährt vom Tod der großartigen Christine Nöstlinger.

Neben vielen mit den Kindern gelesenen Büchern kommen in diesen seltsamen Zeiten unwillkürlich das Gedicht „Vergleiche“ sowie die Gedenkrede (5. Mai 2015) von Christine Nöstlinger zum 70. Jahrestag der Befreiung des KZ Mauthausen in Erinnerung.

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Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=q9z0AqLHzug

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Ein Mensch mit „geradem Rücken“ lebt nicht mehr. Irgendwie doch „Freitag, der 13.“ … 🙁

Stichwort: Pressekodex und die Erwähnung der Zugehörigkeit der Verdächtigen oder Täter zu ethnischen, religiösen oder anderen Minderheiten

In einer Diskussion auf Facebook antwortet die beteiligte Westfalenpost  auf die Frage einer Leserin („von einem Deutschen“ –> muss das nun extra erwähnt werden?[1])

„Ja, da die Nationalität des Beschuldigten eine relevante Informationen – egal um welche Nationalität es sich handelt. Weshalb sollte man das der Öffentlichkeit verschweigen?“[2]

Mir ist beim Lesen des Artikels und der nachfolgenden Diskussion nicht klar geworden, aus welchen Gründen die Nationalität des Beschuldigten eine relevante Information ist. Ist sie nur in diesem Fall wichtig (relevant) oder grundsätzlich? Und wie hat die Redaktion eventuell abgewogen?

Sei’s drum. Ich habe mir die entsprechende Ziffer des Pressekodex durchgelesen und zitiere sie an dieser Stelle:

„Ziffer 12 – Diskriminierungen

Niemand darf wegen seines Geschlechts, einer Behinderung oder seiner Zugehörigkeit zu einer ethnischen, religiösen, sozialen oder nationalen Gruppe diskriminiert werden.

Richtlinie 12.1 – Berichterstattung über Straftaten (gültig seit 22.03.2017)
In der Berichterstattung über Straftaten ist darauf zu achten, dass die Erwähnung der Zugehörigkeit der Verdächtigen oder Täter zu ethnischen, religiösen oder anderen Minderheiten nicht zu einer diskriminierenden Verallgemeinerung individuellen Fehlverhaltens führt. Die Zugehörigkeit soll in der Regel nicht erwähnt werden, es sei denn, es besteht ein begründetes öffentliches Interesse. Besonders ist zu beachten, dass die Erwähnung Vorurteile gegenüber Minderheiten schüren könnte.

Die Praxis-Leitsätze zur Richtlinie 12.1 finden Sie hier“ (Anmerkung PDF)

Im Artikel der Westfalenpost heißt es einleitend: „Ein Jugendlicher sticht auf einen Algerier ein. Vorausgegangen sind derbe Provokationen.“ und weiter unten im Text „vom[sic!] einem Deutschen (16) aus Olsberg mit Messerstichen verletzt“.

Der Pressekodex sagt: „Die Zugehörigkeit soll in der Regel nicht erwähnt werden, es sei denn, es besteht ein begründetes öffentliches Interesse.“

Ich frage mich also, worin das „begründete öffentliche Interesse“ besteht.

In den Praxis-Leitsätzen zur Richtlinie 12.1 lese ich unter anderem:

„Reine Neugier – egal ob angenommen oder tatsächlich vorhanden, egal, ob individuell oder kollektiv – ist kein geeigneter Maßstab für presseethisch verantwortliche Abwägungsentscheidungen. Auch die Nennung einer Gruppenzugehörigkeit durch Quellen, etwa durch Behörden, entbindet die Redaktionen nicht von ihrer eigenständigen presseethischen Verantwortung.“

Das bedeutet auch, dass sich eine Redaktion nicht darauf berufen kann, dass die Formulierung beispielsweise aus der Polizeimeldung übernommen wurde. Eine „eigenständige presseethische Verantwortung“ wird gefordert.

Zum Schluss der Leitsätze werden die Redaktionen auf Folgendes hingewiesen:

„Stets hilfreich ist es, wenn Leser die Entscheidung der Redaktion aus dem Beitrag selbst heraus nachvollziehen können.“

Ich persönlich kann die Entscheidung der Redaktion aus dem Beitrag selbst heraus nicht nachvollziehen, aber vielleicht übersehe ich etwas.

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[1] https://www.facebook.com/WestfalenpostBrilon/posts/2176204699088846?comment_id=2176805255695457&comment_tracking=%7B%22tn%22%3A%22R0%22%7D

[2] https://www.facebook.com/WestfalenpostBrilon/posts/2176204699088846?comment_id=2176805255695457&reply_comment_id=2177236635652319&comment_tracking=%7B%22tn%22%3A%22R8%22%7D

Amtssprache Deutsch – kein Bedarf an Dolmetschern beim HSK-Ausländeramt?

Dank einer Anfrage der Kreistagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen vom 23.02.2018 haben wir es jetzt Schwarz auf Weiß: Der Ausländerbehörde des Hochsauerlandkreises stehen keine Dolmetscher zur Verfügung. Schließlich, so argumentiert die Kreisverwaltung, sei die Amtssprache bei Behörden im Bundesgebiet deutsch.

(Der Artikel ist vor einer Woche zuerst auf der Website der Sauerländer Bürgerliste erschienen.)

Die Stadt Meschede ist da unserer Meinung nach einen großen Schritt weiter. Unsers Wissens beschäftigt die Behörde an drei Tagen pro Woche eine Arabisch-Dolmetscherin. Das ist sicherlich kein rausgeschmissenes Geld und nicht nur für gut für Migranten mit gar keinen oder mäßigen Deutsch-Kenntnissen. Das auch ist sicherlich sehr hilfreich für alle Beschäftigten im städtischen Sozialamt und im Jobcenter.

Und nun gucken wir uns die Antwort der Kreisverwaltung vom 19.03.2018 einmal im Detail an. Also:

• „Amtssprache deutsch“ haben wir ja schon erwähnt

• Schriftsätze würden daher grundsätzlich in Deutsch verfasst

• Gespräche würden daher grundsätzlich in Deutsch geführt

• Personen, die die deutsche Sprache nicht ausreichend beherrschen, seien verpflichtet, sich selbstständig um einen Dolmetscher zu bemühen

• Dem Kreisausländeramt sei bekannt, dass sich viele Ausländer bezüglich eines Dolmetschers an die Diakonie Ruhr-Hellweg oder andere ehrenamtliche Gruppierungen wenden

• In nur wenigen Einzelfällen erfolge die Bereitstellung eines Dolmetschers über ein anerkanntes Dolmetscher- oder Übersetzungsbüro

• Seitens der Ausländerbehörde seien zwei Möglichkeiten diskutiert bzw. getestet worden, um Ausländern, die ohne Dolmetscher vorsprechen, Hilfestellung anzubieten

• In dem Zusammenhang nennt der HSK das System Video-Dolmetscher und ein elektronisches Übersetzungsgerät

• Das erstere hätte zu erheblichen Kosten geführt, das andere erhebliche technische Mängel aufgewiesen. Darum sei weder das eine noch das andere eingeführt worden.

• Daher bestünde aktuell keine technische Möglichkeit, eine geeignete Übersetzungshilfe anzubieten.

• Gleichwohl würden diesbezüglich die weiteren Entwicklungen auf dem Markt ständig beobachtet.

Stellt sich die Frage, ob und was da ohne geeignete Übersetzer alles „in die Hose“ gegangen ist und geht!?

Und damit nichts falsch verstanden wird, hier noch die drei Fragen der Grünen und die Antwort des Hochsauerlandkreises in Reinform:

„1. Wie viele Dolmetscher in welchen Sprachen stehen zur Verfügung?

2. Woher kommen die Dolmetscher?

3. Wie ist ihre zeitliche Verfügbarkeit für die Arbeit beim HSK geregelt?

Gemäß 5 23 Abs. 1 des VerwaItungsverfahrensgesetzes ist die Amtssprache bei Behörden im Bundesgebiet deutsch. So werden bei meiner Ausländerbehörde Schriftsätze auch grundsätzlich in deutsch verfasst und Gespräche in deutscher Sprache geführt.

Sofern eine Person die deutsche Sprache nicht ausreichend beherrscht, um Schreiben meiner Ausländerbehörde verstehen zu können oder Gespräche mit meinen Mitarbeitern eigenständig zu führen, so ist diese Person dazu verpflichtet, sich selbständig um einen Dolmetscher zu bemühen, welcher bei der Übersetzung behilflich ist.

Vor diesem Hintergrund kann ich keine Angaben dazu machen, wie viele Dolmetscher für die hier wohnhaften Ausländer tätig sind, woher diese Dolmetscher kommen oder wie sich dessen zeitliche Verfügbarkeit ausgestaltet.

Aus Gesprächen mit der hiesigen Kundschaft ist jedoch bekannt, dass sich viele Ausländer bezüglich eines Dolmetschers an die Diakonie Ruhr-Hellweg oder an ehrenamtliche Gruppierungen im Hochsauerlandkreis wenden und von dort aus in dieser Angelegenheit auch stets Unterstützung erfahren.

Seitens meiner Ausländerbehörde werden nur in wenigen Einzelfällen, in welchen eine einwandfreie Verständigung und absolut neutrale Übersetzung erforderlich ist, z.B. bei einer Entscheidung über freiheitsentziehende Maßnahmen, externe Dolmetscher eingesetzt. In diesen Fällen erfolgt die Bereitstellung eines Dolmetschers in der Regel über ein anerkanntes Dolmetscher- und Übersetzungsbüro.

Darüber hinaus wurden bei meiner Ausländerbehörde zuletzt aber auch zwei Möglichkeiten diskutiert bzw. getestet, um Ausländern, welche ohne einen Dolmetscher vorsprechen, eine Hilfestellung bei der Verständigung zu geben.

Das von einem externen Anbieter vorgestellte System des sog. Video-Dolmetschens wurde aufgrund der hierdurch entstehenden erheblichen Kosten nicht eingeführt. Alternativ wurde ein elektronisches Übersetzungsgerät getestet. Es musste jedoch festgestellt werden, dass dieses elektronische Übersetzungsgerät noch erhebliche technische Mängel aufweist, so dass eine Verwendung im Gespräch mit der hiesigen Kundschaft nicht sinnvoll möglich war. Aus diesem Grunde wurde schließlich auch von der Anschaffung dieser elektronischen Übersetzungshilfe abgesehen.

Daher besteht aktuell seitens meiner Ausländerbehörde keine Möglichkeit, durch technische Mittel o.ä. eine geeignete Übersetzungshilfe anzubieten. Gleichwohl werden die diesbezüglichen weiteren Entwicklungen auf dem Markt ständig beobachtet und neu erscheinende technische Möglichkeiten auf ihre Verfügbarkeit, Praktikabilität, sowie Finanzierbarkeit hin überprüft.“

Umleitung: Zehn nach Zehn … vom Koalitionsvertrag über die verstörende Banalität rechter Gewalt zu 47 Mio Euro Wertverlust für die RWE-Aktien des HSK

Trump, Kim und Erdogan in der „Caricatura“ (foto: zoom)

Koalitionsvertrag: der Entwurf zum Nachlesen (PDF) … spd

Die verstörende Banalität rechter Gewalt: Im Jahr 2017 sind es nicht mehr die Bilder von lichterloh brennenden Flüchtlingseinrichtungen, die medial den Hass in Deutschland symbolisieren. Staatsdiener sollen Anschläge geplant haben, gewaltbereite Mischszenen expandieren … bnr

Getarnt als Gamer: Einblicke in eine rechtsradikale Troll-Armee … netzpolitik

IVW-Analyse der Regionalzeitungen: Deutschlands Lokal- und Regionalzeitungen verlieren weiterhin massiv Auflage … meedia

Live Stoßzeiten-Daten in Google Maps: Ich glaube, dass die neuen Google Maps Live Stoßzeiten-Daten eher für Unternehmer als Verbraucher sind … rebrob

Anglizismus des Jahres 2017: Influencer … sprachlog

Schon wieder so ein Coup: Jonathan Meese soll die Dortmunder Ostwall-Sammlung umgestalten … revierpassagen

Seit 50 Jahren prangt das goldene U vom Dortmunder U-Turm: zu diesem Anlass wurde ein Jubiläumsbier gebraut … nordstadtblogger

Koalitionen und Kommunen: Haushalts- und Sparpolitik in Nordrhein-Westfalen … doppelwacholder

Hochsauerlandkreis: Schon wieder mehr als 47 Mio Euro Wertverlust für RWE-Aktien des HSK … sbl