Umleitung: Zecken, die Kuh ist gemelkt, Kunst, Anastasia, Lamm Gottes, Ernst Bach, Sommer am U, Mack und Millionär*innen in Hagen, RWE im HSK und eine Margerite.

Margerite vor dunkelgrünem Rasen-Boke Röhrenblüten in derh. Weiße Zungenblüten am Rand, gelbe Röhrenblüten in der Mitte des Blütenstandes
Mager- oder Trockenwiesen-Margerite, siehe am Ende der Umleitung (foto: zoom)

Zeckenforscher Gerhard Dobler: „Anzahl der Zecken hat sich in diesem Jahr verdoppelt“ … deutschlandfunk

Die Kuh ist gemelkt, der Zopf geflechtet, der Schatz gehebt: Sprache wandelt sich. Aber wohin genau geht die Reise? … spektrum

Was ist Kunst? Zwecklosigkeit der Kunst als Freiheits-Verkörperung: Alles, was man tut, dient normalerweise einem Zweck. Man will ein Ziel erreichen und setzt seine Kräfte dafür ein. Das ist ermüdend, weil die Schattenseite dieses Zustandes Unfreiheit ist: wenn alles zweckgebunden ist, wird die persönliche Freiheit beschnitten … endoplast

Anastasia – Geheimes Wissen aus der Taiga: Seit den 1920er Jahren versuchte die völkische Bewegung mittels gezielter Ansiedlungen junger Menschen auf dem Land, die Gesellschaft in ihrem Sinne zu verändern – durch ein naturnahes Leben innerhalb ihrer eigenen Volksgemeinschaft mit dem Ziel, die »Arterhaltung der deutschen Rasse« zu sichern … derrechterand

Lamm Gottes (Satire): „… die Wirtschaft und damit auch den Staat in eine existenzielle Notlage bringe. Wer sich vorsätzlich vegan ernähre, so Weiger, verursache Schäden an der Natur und damit auch am…“ … zynaesthesie

Kreis Wittgenstein: Ernst Bach (1902-1965) – ein Kämpfer für das freie Wort? … siwiarchiv

Dortmunder Kultur: Der „Sommer am U“ ist gestartet und belebt die City mit Konzerten, Lesungen und DJ-Sets … nordstadtblogger

Hagener Kultur: Ungeahnte Leuchtkraft der Farben – Heinz Mack (92) stellt in Hagen aus … revierpassagen

Hagener und andere Millionär*innen: Das Geld ist nicht weg – nur woanders. Zahl der Einkommensmillionär*innen in NRW um 1,9 Prozent gestiegen … doppelwacholder

Hochsauerlandkreis: Landrat möchte regionale Energiegesellschaft mit RWE als Mehrheitsgesellschafterin gründen … sbl

Die Margerite (siehe Bild oben) soll nicht vergessen werden: Sie ist bei uns im Hochsauerland auf Wiesen und Triften weit verbreitet, hauptsächlich in zwei Sippen: Leucanthemum vulgare (eher Trockenwiesen) und L. ircutianum (eher Fettwiesen) [2]. Der Name Margerite kommt von französisch marguerite und soll Perle bedeuten[1, ?]. Der Name galt ursprünglich für das Gänseblümchen. Später wurde er auf die Margerite übertragen.[1] Die Blütezeit ist von Juni bis Oktober [3]. Was wir häufig als Blüte bezeichnen, ist ein Blütenstand aus 20 bis 25 weißen Zungen- und bis zu 400 gelben Röhrenblüten. Die Margerite zählt zu den sogenannten Korbblütlern (Asteraceae, Compositae). Schon seit dem Mittelalter wird sie als Zierpflanze kultiviert und ist auch als Gemüse verwendbar [1].

[1] R. Düll, H. Kutzelnigg, Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder, 8. Aufl., Wiebelsheim 2016, S. 384/385. Allerdings habe ich die sprachliche Ableitung ‚Perle‘ nur im Altgriechischen (‚margarites‘) belegt gefunden.

[2] Richard Götte, Flora im östlichen Sauerland, 2. Auflage, Marsberg-Bredelar 2022, S. 452/453

[3] Aribert Jung, Die Pflanzenwelt im Sauerland und Siegerland, Fredeburg 1978, S. 80

Was vom Tage bleibt: Schnee, Kaffee, Dixi-Klos und der Rechtschreibfehler am Bergsee

Das verschneite Bahngleis Richtung Winterberg (foto: zoom)

Heute Morgen – das war ein richtiger Wintertag und es machte Spaß die Umwege zum Bäcker durch den Schnee zu stapfen.

Wirklich kalt war es nicht, knapp unter Null, angenehme Temperaturen. Nach dem Einkaufen (Brot und Apfelkuchen) habe ich mir eine große Tasse Kaffee spendiert.

Keks und Kaffee beim Bäcker (foto: zoom)

Nach 16 Tagen erkläre ich die hartnäckige Bronchitis für beendet. Nicht länger leiden, sondern ein Machtwort mit dem Körper sprechen. Bis jetzt hat er noch nicht wieder aufgemuckt.

Am Eingang zum Bergsee am Meisterstein stehen zwei Dixi-Klos. Beim Tauchen und Klettern nicht einfach ins Wasser oder in den steilen Fels machen. Besser ist das.

Unser Wald bleibt sauber! (foto: zoom)

Seit Jahren (!) schon hängen allerwegen um den Bergsee diese gelben Warntafeln mit schwarz-roter Schrift. Wo ist der Verein Deutsche Sprache, wenn man ihn mal wirklich braucht? Wo bleiben die besserwisserischen neunmalklugen Oberstudienrät*innen mit ihren Korrektur-Eddings?

So sieht es aus, wenn die Rechtschreibung abstürzt. (foto: zoom)

Ihr seht, dass der wahre Absturz der deutschen Sprache am Bergsee in Siedlinghausen stattfindet. Täglich. Mit roten Buchstaben. Überall am Fels. Und dann gibt es Menschen, die sich über das Gendern aufregen. So nicht!

Gesucht: Ehrenamtliche Sprachmittlerinnen und Sprachmittler im Hochsauerlandkreis – Schulungen im März und April

„Sprechen Sie auch eine andere Sprache als Deutsch? Haben Sie Zeit und Lust, sich ehrenamtlich zu engagieren, indem Sie bei Gesprächen in Schulen, KiTas, den Beratungsdiensten der freien Träger übersetzen?“

(Pressemitteilung HSK)

Wer diese Fragen mit einem „Ja“ beantworten kann, ist beim ehrenamtlichen Sprachmittlerinnen- und mittler-Pool des Kommunalen Integrationszentrums des Hochsauerlandkreises bestens aufgehoben. Mit ihrem ehrenamtlichen Einsatz in bislang 35 Sprachen leisten inzwischen über 100 Sprachmittlerinnen und Sprachmittler einen Beitrag, dass Menschen mit geringen Deutschkenntnissen wichtige Informationen verstehen. Damit unterstützen sie deren gesellschaftlichen Teilhabe. Gleichzeitig stärkt das Engagement der Sprachmittlerinnen und Sprachmittler auch die die Fachkräfte in den Organisationen vor Ort.

Paschtu, Persisch, Dari

Gerade für die Bereiche Winterberg, Hallenberg, Medebach, Marsberg und Brilon wird noch mehr Unterstützung von ehrenamtlichen Sprachmittlerinnen- und mittler benötigt.

Darüber hinaus fehlen noch SprachmittlerIinnen- und mittler im gesamten Hochsauerlandkreis, welche die Sprachen Paschtu, Persisch und Dari beherrschen. Das Team des Kommunalen Integrationszentrums beantwortet gern offene Fragen und nimmt direkt Anmeldungen für eine der geplanten Grundlagenschulungen an.

Die nächste Schulung findet ganztägig am Donnerstag, 09. März 2023, von 8:30-16:30 Uhr, in Präsenz in Meschede statt. Am Mittwoch und Donnerstag, 26. und 27. April 2023 findet eine weitere Grundlagenschulung 2-tägig, jeweils von 08:00-13:00 Uhr, digital per Zoom statt. Die Teilnahme an der Schulung ist kostenlos.

Anmeldungen zu den Grundlagenschulungen jeweils bis 14 Tage vor Schulungs-Beginn.

Kontakt:

Ehrenamtlicher Sprachmittlerinnen- und mittler-Pool HSK
Tel: 02931 94-4151
Email: sprachmittlerpool@hochsauerlandkreis.de

Es schneit im Hochsauerland und die Lokalzeitung eskaliert.

Spaziergang zum Friedhof Siedlinghausen (foto: zoom)

Endlich hat es nach einer ungewöhnlich langen Wärmeperiode im Hochsauerland geschneit. Wir mussten den Schnee vom Bürgersteig schippen.

In den Monaten Dezember, Januar und Februar ist das hier oben nicht außergewöhnlich. Die Schneemenge habe ich ebenfalls nicht als besonders groß empfunden. Da gab es schon ganz andere Jahre.

Den Redakteur*innen der Lokalzeitung sind nach den vielen trüben Wochen die Gäule durchgegangen. Die Schlagzeilen mutierten zu Schlachtzeilen:

„Polartief über Sauerland sorgt für Schneebombe in Winterberg“ [1]

So, so – 20 cm Neuschnee rund um Winterberg sind also gleich eine Bombe. Ich bin auf die Spracheskalationen gespannt, sollte es wirklich viel schneien.

Wo eine Bombe fällt, muss es ordentlich scheppern. Endlich können die vielen Skilifte, die bisher mangels Schnee geschlossen waren, öffnen. Ach, was heißt hier öffnen:

„Zahl der geöffneten Lifte explodiert“ [2]

Vielleicht geht es in Zukunft eine Nummer kleiner.

Das Wetter heute war übrigens bombig. Beim Spaziergang mit Sonne, Schnee und blauem Himmel explodierte meine Gute Laune. Peng!

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[1] https://www.wp.de/staedte/altkreis-brilon/polartief-ueber-sauerland-sorgt-fuer-schneebombe-in-winterberg-id237411779.html

[2] https://www.wp.de/region/sauer-und-siegerland/winter-im-sauerland-zahl-der-geoeffneten-skilifte-explodiert-id237416197.html

Umleitung: unterschätztes Hannover, ein antisemitischer Doppelmord, Wut-Winter, Banksy und Dichten um die Wette

Mauergraffiti in Kassel: An Alien is looking at You (foto: zoom)

Portrait der unterschätzten Stadt Hannover: Eigentlich doch ganz okay hier … taz

„Ein antisemitischer Doppelmord“. Erinnerung an den früheren Rechtsterrorismus: Der Berliner Historiker Uffa Jensen legt mit „Ein antisemitischer Doppelmord. Die vergessene Geschichte des Rechtsterrorismus in der Bundesrepublik“ eine Studie zur Ermordung von Shlomo Lewin und Frida Poeschke durch einen neonazistischen Täter 1980 vor … endstationrechts

Wut-Winter auch in Dortmund? Am heutigen Montag, den 10. Oktober, versammelten sich erneut Menschen aus dem Spektrum Querdenken auf dem Friedensplatz in Dortmund. Nach mehrfachem Umbenennen heißt die Gruppe auf Telegram aktuell „Dortmund für Frieden AKTIV“ und passt sich so dem Trend an, andere Themen neben Corona in ihre Proteste zu etablieren … gedankensplitter

Fachtag „Antisemitismus im Wandel? Zwischen Israelhass und Verschwörungsmythen“ … nordstadtblogger

The Mystery of Banksy – A Genius Mind: Derzeit findet in Mülheim a.d.R., gut versteckt im abgelegenen Technikum, eine Ausstellung statt, die sich dem vermutlich britischen Ausnahmekünstler „Banksy“ widmet … unkreativ

Dichten um die Wette: Hagen ist in diesem Jahr Gastgeber für den NRW-Slam. 36 Wortkünstler kämpfen bei den nordrhein-westfälischen Landesmeisterschaften im Poetry Slam um den Sieg … doppelwacholder

Der stumme Schrei nach Windrädern

Plakat am Ortseingang von Altenfeld (foto: zoom)

Schon viele Male bin ich an dem Plakat der Altenfelder Windkraftgegner*innen vorbeigefahren. Es müssen Gegner*innen der erneuerbaren Energien sein, denn die Befürworter*innen hängen bei uns keine Plakate auf.

Den Satz „Kein Anbau von Windrädern – Todesurteil für die Dörfer!“ kann man durchaus anders als wahrscheinlich beabsichtigt lesen: Wenn keine Windräder angebaut werden, bedeutet das das Todesurteil für unsere Dörfer!

Analog zu: Keine Rentenerhöhung – Armut für die Alten!

Das Todesurteil über den Fichtenwald ist jedenfalls schon gesprochen und zum Teil exekutiert.

Was kommt als nächstes?

Keine Verkehrswende – Mobilitätskollaps in Winterberg!

Keine Windenergie – Energiekatastrophe für uns alle!

Kein ökologischer Anbau – Todesurteil für die Landwirtschaft!

Keine Energiewende – Hitze- und Dürre auch im Hochsauerland!

Kein sanfter Tourismus – Todesurteil für unsere Skipisten!

Nun ja, so in der Art.



Hannover, Linden, Hannah Arendt und ein Falschzitat

Das Geburtshaus von Hannah Arendt, Lindener Marktplatz Nr. 2. (foto: zoom)

Ehrlich gesagt hatte ich mich bis heute nicht mit der Tatsache, dass Hannah Arendt am 14. Oktober 1906 in Linden geboren wurde, befasst.

Eher zufällig bin ich auf der anderen Seite der Leine über den Hannah-Arendt-Platz gestolpert.

Straßenschild am Hannah-Arendt-Platz in Hannover (foto: zoom)

Und da stand es: „in Hannover-Linden geboren[…]“. Linden gehört zwar erst seit 1920 zu Hannover, aber so genau hätte es nicht aufs Schild gepasst.

Neugierig habe ich mich auf die Suche gemacht und ziemlich leicht das Geburtshaus am Lindener Marktplatz gefunden.

Dort gibt es zwei Hinweise auf Hannah Arendt am bzw. um das Gebäude. Einmal eine sogenannte Stadttafel. Sie wurde am 4. Dezember 2015, Arendts 40. Todestag, gemeinsam von Oberbürgermeister Stefan Schostok mit dem damaligen Jugend- und Sozialdezernenten Thomas Walter enthüllt [1].

Die Tafel ist auf dem Bild oben links neben den Markisen unter dem Apotheken-A zu erkennen. Noch weiter unten links findet man die Hausnummer „2“ links an der Tür über den Klingeln.

Die Stadttafel heute (foto: zoom)

Der zweite Hinweis auf Hannah Arendt ist ein Fassaden-Portrait, das man durch einen Seiteneingang von der Falkenstraße aus erreichen könnte, wenn die Tür nicht verschlossen wäre. So musste ich durch die schmutzigen Türscheiben fotografieren.

Das Wandbild ist gelungen, der Spruch problematisch (foto: zoom)

Auf seiner Website schildert der Hannoveraner Grafitti- Künstler BeNeR1 die Entstehungsgeschichte[2]:

„Es gibt einen Seiteneingang von der Falkenstraße aus, der auf einen Hinterhof führt. Diesen wollte die Eigentümergemeinschaft schon lange verschönern. Nach einigen Treffen und vielen Entwurfsvorschlägen stand das endgültige Motiv dann fest und ich machte mich an die Umsetzung.

Im Tunnel malte ich regionale Motive aus Linden, unter anderem den Nachtwächterbrunnen auf dem Marktplatz, den Lichtenbergplatz und das Haus selbst nach einem historischen Foto aus den 20er-Jahren. Diese kleineren Gemälde enstanden in Mischtechnik, dass heißt mit Sprühdose, Airbrush-Pistole und sogar Acrylfarbe.

Das große Portrait von Hannah Arendt im Innenhof entstand gemeinsam mit meinem Atelier-Partner Kevin Lasner von KOarts ausschließlich mit Sprühdosen. Neben das Bildnis malten wir ein bekanntes Zitat von Hannah Arendt:

„Niemand hat das Recht zu gehorchen.“

Leider ist das Zitat ein weit verbreitetes Falschzitat[3]. Es liest sich wieder einmal zu schön, um wahr zu sein.

Die ganze Erklärung lest bitte im Blog „Zitatforschung„. Hier ein Ausschnitt:

„Niemand hat das Recht zu gehorchen.“ Hannah Arendt (angeblich)

„Dieses entstellte Zitat stammt aus einem Radio-Gespräch Hannah Arendts mit Joachim Fest aus dem Jahr 1964 und ist ein Falschzitat, weil ein entscheidendes Wort fehlt.“

Richtig wäre: „Kein Mensch hat das Recht zu gehorchen bei Kant.“

„In dem Interview geht es unter anderem um die Dummheit des sonst intelligenten Adolf Eichmann, wenn er behauptet, er habe sein Leben lang die Moralvorschriften Immanuel Kants befolgt, Kants Pflichtbegriff zu seiner Richtschnur gemacht und aus Pflicht den Befehlen seiner Vorgesetzten gehorcht.“[3]

Hierbei belasse ich es zunächst. Stadtspaziergänge sind anstrengender als Landradtouren (siehe gestern).

Gute Nacht!

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[1] https://www.hannover.de/Wirtschaft-Wissenschaft/Wissenschaft/Initiative-Wissenschaft-Hannover/HANNAH-ARENDT-TAGE/Hannah-Arendt-in-Hannover/Hannah-Arendt-Stadttafel

[2] http://www.bener1.de/fassadengestaltung-geburtshaus-hannah-arendt/

[3] https://falschzitate.blogspot.com/2017/07/niemand-hat-das-recht-zu-gehorchen.html

„Die drei warmen Brüder“: Heizkraftwerk Linden

Idyllisches Hannover: das Heizkraftwerk Linden

Auf der Kulturseite der Stadt Hannover lese ich:

Wegen der drei Blöcke mit den drei Schornsteinen heißt das 1962 in Betrieb genommene Heizkraftwerk Linden „die drei warmen Brüder“.

https://www.hannover.de/Kultur-Freizeit/Architektur-Geschichte/Industriekultur/Linden,-Leine,-Limmer/Station-3-Die-drei-warmen-Br%C3%BCder-Heizkraftwerk-Linden

Wikipedia:

Wegen seiner drei Kesselhäuser mit den 125 m hohen Schornsteinen wird das Werk im Volksmund Drei warme Brüder genannt.

https://de.wikipedia.org/wiki/Heizkraftwerk_Linden

Bin ich zu kritisch, wenn ich diesen „Volksmund“ einfach nur homophob nenne? Na ja, der sogenannte „Volksmund“ darf alles, denn er ist gewissermaßen kulturell zertifiziert.

Wessen Stimme spricht da aus dem „Volksmund“ in Hannover. Wer hat es zum ersten mal gesagt und wer hat es dann „Volksmund“ genannt?

Eigentlich ganz einfach: wenn ich einen rassistischen/antisemitischen/homophoben Witz machen möchte, nenne ich es „Volksmund“ und bin raus aus der Verantwortung.

Denn wer will schon die Weisheit des „Volkes“ als Sprachautorität anzweifeln?

Bin mal kurz weg, auf der Suche nach weiteren hannoveraner Eigentümlichkeiten.

„Alt werden in Winterberg ist nichts für Feiglinge“ (Heinrich Lübke)

Heute lag das siebte Mitteilungsblatt 2022 der Stadt Winterberg im Briefkasten. Ich lese das Heftchen meistens noch am selben Tag, sogar die Bleiwüsten der Rats- und Ausschussprotokolle.

Unter der Rubrik „Informationen aus Rathaus und Stadt“ ist mir zuerst ein Beitrag des Seniorenbeirats der Stadt Winterberg aufgefallen.

Meine Augen haben sich an einem fett gedruckten Zitat auf Seite 5 festgesogen:

„Gesundheit ist nicht alles, aber ohne Gesundheit ist alles nichts“ (Arthur Schopenhauer)


Das, liebe Winterberger*innen, ist ein sogenanntes Kuckuckszitat. Hierbei handelt es sich um (angebliche) Zitate, die irgendwelchen berühmte Menschen untergeschoben werden.

Annette-von-Droste-Hülshoff, Albert Einstein, Erich Kästner, Kurt Tucholsky und Heinrich Heine könnten ein Lied davon singen, wenn sie sich nicht ständig im Grabe herumdrehen müssten.

Arthur Schopenhauer hat das nie gesagt. Zum ersten Mal ist es in diesem Wortlaut in „Leipziger populäre Zeitschrift für Homöopathie[sic!]“, Hrsg. von W. Schwabe,  Bände 69-70, Leipzig: 1938, S. 188 (Link) (Ohne Zuschreibung an Arthur Schopenhauer) erschienen.

Auf der Website Zitatforschung von Gerald Krieghofer kann man nachlesen:

„Die Wendung, „X ist nicht alles, aber ohne X ist alles nichts“, taucht so ähnlich im 19. Jahrhundert auf und wird bis heute mit verschiedenen Begriffen variiert: X steht manchmal für Wirtschaft,  manchmal für Freiheit oder Sicherheit, Frieden, Stabilität oder Profit und seit 1938 auch manchmal für Gesundheit.“

Quelle: https://falschzitate.blogspot.com/2018/07/gesundheit-ist-nicht-alles-aber-ohne.html

Überhaupt hat die Stadt Winterberg ein Faible für falsche Zitate. Jedesmal, wenn ich ins Schwimmbad gehe, starren mich angebliche Weisheiten von Goethe, Ford und irgendwelchen „Indianerstämmen“ an, die nicht nach Chlor, sondern nach Kuckuck riechen. Macht euch den Spaß und blättert das Internet nach dem Ursprung dieser Zitate durch.

„Traue keinem Zitat, das du nicht selbst gefälscht hast.“ (Karl-Theodor zu Guttenberg)

Davon abgesehen macht mich das Programm der Gesundheitstage für ältere Menschen vom 25. April bis 6. Mai 2022 , welches mit dem falschen Schopenhauer beworben wird, depressiv.

Die Veranstaltungstitel sind zusammengefasst der letzte Weg zur Bahre.

  • Hospital stellt Leistungsspektrum für ältere Menschen vor
  • Hausnotruf und Erste-Hilfe im Alltag
  • Demenzerkrankung – Hilfe für Erkrankte und Angehörige
  • Fragen rund um die Pflege
  • Ernährung im Alter
  • Die „richtige“ Einnahme von Medikamenten
  • Hospizinitiative möchte Kranken und Sterbenden helfen …

Mir fehlt da was!

  • Sport und Spaß
  • Reisen
  • Kultur
  • Graue Panter gegen Rentenklau
  • überhaupt: Hobbies, Gesellschaft, Party
  • fällt euch noch was ein?

Immer lustig und vergnügt …

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Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=fGsGOFGBlgE
… bis der Arsch im Sarge liegt