75 Jahre Kriegsende: NS-Gedenkstätte für einen Tag

Der Gießer wurde für einen Tag zur Gedenkstätte. (Foto: Falken Meschede)

Die Mescheder Falken haben den 75. Jahrestag des Sieges über den Faschismus (wegen Corona mit etwas Verspätung) in ihrem Schülercafé in Meschede begangen. Das Denkmal im Kreisverkehr bei der größten Mescheder Fabrik wurde Gedenkstätte für einen Tag.

(Pressemitteilung der Falken Meschede)

Der Gießer trug das „Ost“-Abzeichen, mit dem die Zwangsarbeiter aus der Sowjetunion (heute Russland und Nachbarländer) gekennzeichnet waren. Ihrer und aller anderen Arbeiterinnen und Arbeiter, die im deutschen Faschismus Zwangsarbeit leisten mussten, wurde mit einem Strauß roter Nelken gedacht, einem Symbol der internationalen Arbeiterbewegung.

Mehrere Tausend Zwangsarbeiter, so berichtete der Jugendgruppenleiter der Falken, mussten bis 1945 in der Mescheder Rüstungsindustrie schuften. Sie mussten Waffen und Waffenteile herstellen, die Zerstörung, Leid und Tod in die Welt getragen haben. Auch in der Landwirtschaft und in Privathaushalten wurden Zwangsarbeiter eingesetzt: kriegsgefangene Soldaten oder junge Menschen, die in den von deutschen Soldaten besetzten Gebieten teilweise einfach auf der Straße festgenommen und nach Deutschland entführt worden waren.

Die Arbeiterinnen und Arbeiter mit dem „Ost“-Abzeichen bildeten in der rassistischen und politischen Rangordnung der Nazis die unterste Stufe, sie hatten in Deutschland die schlechtesten Lebensbedingungen und waren am stärksten von Rechtlosigkeit und Gewalt betroffen.

Auch gegen die Zwangsarbeiterinnen und -arbeiter in Meschede gab es gewalttätige Übergriffe, etwa durch einen Hilfspolizisten, der sie auf dem Weg zur Arbeit unter den Augen der Öffentlichkeit schikaniert hat. Darüber berichtet der Aufsatz „Die Stunde Null“ des Mescheder Stadtarchivs. Es gibt allerdings auch Berichte von vorsichtigen Freundschaften zwischen Mescheder Jugendlichen und jungen Zwangsarbeiterinnen und -arbeitern. Vorsichtig, weil zuviel Freundschaft zwischen ihnen damals mit krassen Strafen bedroht war.

Nicht gut erforscht ist anscheinend bis jetzt, was mit den tausenden Mescheder Zwangsarbeiterinnen und -arbeitern war, als die Stadt im Februar und März 1945 bombardiert worden ist, um endlich die Rüstungsindustrie zu zerstören. Konnten sie sich in Sicherheit bringen, oder wurden sie wie in manchen anderen Städten fast schutzlos den Bomben ausgesetzt? Die städtische Chronik berichtet (wörtlich): Fast 50 Menschenleben gingen in diesem Hexenkessel zugrunde, eine Anzahl Ausländer nicht eingerechnet.

Die jugendlichen Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Gedenkveranstaltung erfuhren, dass Meschede am 8. April 1945 durch die Amerikaner von den Nazis befreit worden ist. Dabei sind – so berichtete jetzt ein Zeitzeuge im Interview mit einer Mescheder Zeitung – noch fünf amerikanische Soldaten getötet worden. Auch dieser jungen Männer, die nicht mehr nach Hause gekommen sind, die noch kurz vor Schluss ihren Beitrag zur Niederschlagung des Naziregimes mit dem Leben bezahlt haben, wurde auf der Veranstaltung gedacht.

Und auch hier hat die Mescheder Stadtchronik offenbar noch einen blinden Fleck. Darin heißt es nur: Am Abend desselben Tages (8.4.1945) von 21.00 Uhr an nahmen die Amerikaner Meschede in Besitz, nachdem sie die Kreisstadt vom 7.8. ab beschossen hatten (Fehler im Original, richtig ist natürlich 7.4.). Sie drangen gleichzeitig von Norden und Osten her in die Stadt ein. Der Widerstand war beendet und die Amerikaner besetzten die Stadt.

Unser Fazit: Die Mescheder Stadtchronik, die schon einige Jahre alt ist, sollte aktualisiert werden. Am besten setzt sich mal jemand dran und erforscht die Ereignisse der Kriegsendphase in Meschede nochmal etwas genauer. Wir werden geschichtsinteressierte Mescheder Schülerinnen und Schüler darauf aufmerksam machen, und auch die Historiker vom LWL.

Fazit 2: Auf dem Stiftsplatz gibt es eine „Heldengedenkstätte“ im Stil der 1920er Jahre. Man sagt, diese Denkmäler dienten weniger wirklich der Trauer als vielmehr schon der geistigen Vorbereitung des nächsten Krieges, der Revanche. Glücklicherweise wurde sie irgendwann durch einen Gedenkstein ergänzt, der den Opfern von Krieg und Gewalt gewidmet ist. Dem allein ist  zu vedanken, dass man nicht vollkommen geschichtsvergessen und kein Nazi sein muss, um an einem zentralen Ort in der Mescheder Innenstadt der Opfer des Militarismus und Faschismus zu gedenken. Aber der Stein ist beschädigt. Wir wollen uns für die Reparatur einsetzen.

Beschädigter Gedenkstein in Meschede (Foto: Falken Meschede)

Fazit 3: Das Schicksal der nach Meschede verschleppten Zwangsarbeiter „Ost“ und aus anderen Ländern mahnt zu Frieden und Kooperation, die gegenwärtige Aufrüstung mit atomaren Massenvernichtungswaffen sehen wir mit Sorge. Wir wollen der Regierung der russischen Föderation von unserer Gedenkveranstaltung berichten und den dort lebenden Menschen die Hand reichen. Wir könnten so gut in Frieden miteinander leben!

Zum 8./9. Mai 1945+75: 60 Namen der 208 in Suttrop, Warstein und Eversberg Ermordeten

Gregory Bossenko, geb. 24.8.1899, Zwangsarbeiter bei Langemann & Co. in Plettenberg, ermordet in Suttrop

Die „Arolsen Archives, International Center on Nazi Persecution“ – früher kurz „ITS” [2] – haben sechs Seiten (1-5 und 45) eines Dokumentes vom 18.5.1945 digital zugänglich gemacht [3], in dem u.a. die 128 sowjetischen und polnischen Zwangsarbeiter und ihre Kinder aufgelistet werden, die wenige Tage vor ihrer Befreiung von deutschen Soldaten in Suttrop und Warstein erschossen und erschlagen wurden.

121 von ihnen wurden 1964 aus Einzelgräbern auf den „Franzosenfriedhof” in Meschede „umgebettet”, wo sie sowohl ohne erkennbare Grabflächen – wie alle meist sowjetischen Zwangsarbeiter dort [4] – als auch anonym begraben liegen.


„Hier liegen 27 sowjetische Bürger, die in der schweren Zeit 1941 – 1945 fern von ihrer Heimat starben“ (oben links) – „Hier liegen 30 sowjetische Bürger, die in der schweren Zeit 1941 – 1945 fern von ihrer Heimat starben“ (oben rechts) – „Hier liegen 36 sowjetische Bürger, die in der schweren Zeit 1941 – 1945 fern von ihrer Heimat starben“ (unten links) – „Hier liegen 28 sowjetische Bürger, die in der schweren Zeit 1941 – 1945 fern von ihrer Heimat starben“ (unten rechts)

Wo liegen die 27+30+36+28, also 121 (von 128) in Suttrop und Warstein am 20. und 21.3.1945 ermordeten sowjetischen und polnischen Zwangsarbeiter?

Knapp die Hälte von ihnen werden im Dokument namentlich genannt, und so können wir nun gemeinsam nach ihnen suchen [5].

Frau Marmontowa hat nicht nur die Liste im Netz gefunden, sondern auch einige Arbeits- und Versicherungskarten einiger dieser „OST”-Arbeiter [6], und so freue ich mich über ihren Erfolg und ihre Hilfe und hoffe auf weitere Zusammenarbeit möglichst vieler! Bisher liegen folgende erste Ergebnisse vor:

  1. „60 Namen der Ermordeten in Warstein und Suttrop – und mein Oppa als Zeuge. Ein Ermordeter des Massakers in Suttrop: Gregory Bossenko, geb. 24.8.1899, Zwangsarbeiter bei Langemann & Co.“ auf
    http://afz-ethnos.org/index.php/aktuelles/153-60-namen-der-ermordeten-in-warstein-und-suttrop-gefunden-und-mein-oppa-als-zeuge
  2. „60 Namen der in Suttrop und Warstein Ermordeten. 1. Gregory Bossenko – und Frau und Tochter?“ auf
    http://upgr.bv-opfer-ns-militaerjustiz.de/uploads/Dateien/Links/NTK-215.%20Gregory-Feodosia%20-u-Nadeschda-Bossenko.pdf
  3. „60 Namen der Massaker in Suttrop und Warstein. 2. Iwan Demidow – und weitere vier Namen?“ auf
    http://www.hpgrumpe.de/ns_verbrechen_an_zwangsarbeitern_suttrop,_warstein,_meschede/216_60_Namen_der_in_Suttrop_Ermordeten-2.Iwan_Demidow.pdf
  4. „60 von 208 Namen. 3. Sophia Kotowa“ auf http://www.hpgrumpe.dens_verbrechen_an_zwangsarbeitern_suttrop,_warstein,_meschede/217_60_von_208_Namen-3.Sophia_Kotowa.pdf
„Hier liegen 28 sowjetische Bürger, die in der schweren Zeit 1941 – 1945 fern von ihrer Heimat starben“ (Photo vom 1. September 2019)

Liegen hier vielleicht Gregory Bossenko, geb. 24.8.1899, Zwangsarbeiter bei Langemann & Co.“, Iwan Demidow, geb. 1897, Zwangsarbeiter in Balve und Volkringhausen, und Sophia Kotowa, geb. 2.1.1925, Zwangsarbeiterin der Klopp-Werke, alle drei ermordet in Suttrop, kurz vor ihrer Befreiung?

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Anmerkungen:

[1] Große Allee 5-9, 34454 Bad Arolsen, 05691 / 629-0, arolsen-archives.org

[2] „ITS – International Tracing Service. Ein neuer Name und eine neue alte Bitte“ auf
https://www.schiebener.net/wordpress/wp-content/uploads/2019/09/182.-ITS-ein-neuer-Name-und-eine-neue-alte-Bitte.pdf

[3] https://collections.arolsen-archives.org/archive/7-6-1_1100012340/?p=1&s=warstein&doc_id=120848141

[4] siehe „Der ,Franzosenfriedhof’ in Meschede“, Norderstedt 2018, ISBN 978-3-7528-6971-2

[5] „Schulen könnten die Namenslisten erarbeiten“, Leserbrief in der „Westfalenpost“ vom 5.7.2017 auf
https://www.wp.de/staedte/meschede-und-umland/schulen-koennten-die-namenslisten-erarbeiten-id211134385.html

[6] „Kennzeichnung ,OST’ für Zwangsarbeiter aus der Sowjetunion“ (Bilddatensatz von Doc.Heintz – Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 über Wikimedia Commons, http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Ostarbeiter.jpg#mediaviewer/File:Ostarbeiter.jpg

Einer der letzten weitgehend im Originalzustand erhaltenen sowjetischen Stelen in Nordrhein-Westfalen (Photo vom 1.9.2019)
„HIER RUHEN RUSSISCHE BÜRGER, BESTIALISCH ERMORDET IN FASCHISTISCHER GEFANGENSCHAFT. EWIGER RUHM DEN GEFALLENEN DES GROSSEN VATERLÄNDISCHEN KRIEGES 1941 – 1945“

04.05.1970: Kent-State-Massaker in Ohio

Beim Kent-State-Massaker wurden am 4. Mai 1970 an der Kent State University in den USA vier Studenten erschossen und neun teils schwer verletzt, als die Nationalgarde des Staates Ohio während einer Demonstration gegen den Vietnamkrieg das Feuer auf die Menge unbewaffneter Demonstranten eröffnete. Bis heute wurde niemand dafür zur Verantwortung gezogen.

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Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=TRE9vMBBe10

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» Vor 50 Jahren – Das Kent-State-Massaker in Ohio
DLF | Kalenderblatt | 04.05.2020

Heureka: kurz vor knapp tagesaktuell noch geschafft …

1. Mai 2020: Gegen den Stillstand!

Der 1. Mai steht vor der Tür, der Tag, an dem die Arbeiterklasse, also alle Menschen, die von ihrer täglichen Lohnarbeit leben müssen, für ihre Interessen auf die Straße geht: für gute Ausbildung und Weiterbildung, vernünftige Arbeitszeiten, anständige Bezahlung, Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit. Öffentliche Versammlungen und Kundgebungen wird es in diesem Jahr wegen der durch Corona bedingten Kontaktbeschränkungen leider kaum geben.

(Pressemitteilung der Falken Meschede)

Die Mescheder Falken haben aber im März eine Denkschrift „Gegen den Stillstand“, beschlossen, mit der wir arbeiten und uns für die Interessen der lernenden und arbeitenden Jugend einsetzen wollen.

Sie setzt bei dem an, was wir in unserem regelmäßigen Schülercafé festgestellt haben: Dass viele junge Menschen in Meschede aufwachsen, lernen und arbeiten in weitgehender Unkenntnis ihrer Rechte und Mitwirkungsmöglichkeiten als Schülerinnen und Schüler, Auszubildende, Arbeiterinnen und Arbeiter. Wir haben schwerwiegende Mängel bei der demokratischen Bildung ausgemacht, die schlimme Folgen für den Einzelnen, für die Betriebe wie auch für unsere Stadt haben: Schulverzweiflung, Ausbildungsabbrüche, Fachkräftemangel, Abwanderung junger Menschen.

Diesen Erscheinungen ist man nicht hilflos ausgeliefert, man kann eine ganze Menge unternehmen, damit es besser läuft. Wir Falken werden unsere Vorschläge machen. Stufe 1: Sofort im Mai beginnen wir mit einer Umfrage unter Schülerinnen, Schülern und Auszubildenden in Meschede, Arnsberg, Brilon und Olpe zum Thema Rechte und Mitwirkungsmöglichkeiten in Schule, Ausbildung und Betrieb.

Die Umfrage in drei Städten des HSK und im Kreis Olpe soll vom ersten Tag an informieren und Bewusstsein schaffen, aber sie soll auch Vergleichsdaten liefern, damit man – falls es irgendwo gut läuft – voneinander lernen kann. Und sie soll, wenn es sich als notwendig erweist, über mehrere Jahre stattfinden, damit auch Entwicklungen sichtbar werden.

Nach über 75 Jahren – Eine Gedenkstätte in Borki: „All das blieb in ihrem Gedächtnis und schmerzt im Herzen bis zum heutigen Tag“

Kennzeichnung „OST“ für Zwangsarbeiter aus der Sowjetunion (Bilddatensatz von Doc.Heintz – Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 über Wikimedia Commons)

Als ich die Liste der „beschäftigten” „Russen” der „Firma Heinrich Jungeblodt, Metallwarenfabrik Lippstadt“ (heute in Warstein) [1] abtippte [2], wußte ich bei Alexandra Andrjuschenko (geb. 1.8.1925) nicht, ob ihr Geburtsort „Norki“ oder „Borki“ hieß.

Aber weil auch bei Alexandra Dentschik (12.9.1923), Maria Dunaschenko (geb. 4.6.1926), Barach Kulbatschna (geb. 13.11.1924), Tanja Matjach (geb. 29.1.1914), Maria Pilipez (6.7.1923) und Anastasia Tkatschenko (geb. 1910) die „Beschäftigungsdauer“ am 11.9.1944 begann und bei „Abgang“ bei allen „Eins. i. Westen“ bzw. „zum Westen im Einsatz“ bzw. „zum Westen“ steht, denke ich, daß auch sie aus Borki war.

„Am 15. Juni dieses Jahres wird in Borki eine Gedenkstätte für die Opfer des verbrannten Dorfes eingeweiht. Dort kamen ungefähr 2200 Menschen um, darunter fielen den Flammen zwei Cousins meiner Mama und die Frau ihres Onkels zum Opfer. Der Sohn ihrer Großmutter väterlicherseits kam nicht aus dem Krieg zurück, und ihre Tochter wurde von den Deutschen erschossen. Das Leid der Mutter, die alle verlor, ihre Kinder und ihre Enkel, ist unbeschreiblich.“

So schreibt Sinaida Aleksejewna Je. aus Belarus, Gebiet Mogiljow, im „Freitagsbrief Nr. 122“ vom März 2020 (Übersetzung aus dem Russischen von Karin Ruppelt), und vorher:

„Als Borki brannte, fuhr der Großvater gerade mit dem Fuhrwerk zur Mühle ins Nachbardorf nicht weit von Borki, um Getreide zu mahlen. Die Großmutter sah den Widerschein eines gewaltigen Feuers am Himmel, und die Nachbarn erhoben ein Geschrei, dass Borki brennt. Die Großmutter wusste nicht wohin mit sich vor lauter Angst, dass der Großvater umkommen könnte. Aber er war auf dem Weg umgekehrt und kam rechtzeitig zurück. Und alle Dorfbewohner, ebenso wie auch die Bewohner des Nachbardorfs, flohen in den Wald in die Sümpfe. Jeder nahm ein Bündel nur mit dem Allernotwendigsten mit. Die restliche Kleidung und Dokumente stopften sie in ein Fass und vergruben es in der Erde. Sie schlichen sich durch die Sümpfe in die Tiefe des Waldes. Meine Mutter und ihre Schwester liefen als letzte und gerieten in einen Morast. Der Großvater bemerkte ihre Abwesenheit noch rechtzeitig, rannte zurück – da steckten sie schon bis zum Hals im Morast. Er rettete sie.

Sie lebten zwei Jahre lang im Moor im Wald. Sie bauten eine Erdhöhle und aßen, was sie fanden: verfaulte Kartoffeln, grünes Gras, Beeren, Pilze. Wie sie überlebten, weiß nur Gott. Mama sagt, dass noch lange Zeit der furchtbare Gestank verbrannter menschlicher Körper, Asche in der Luft hing.

1944 befreite die Rote Armee den Kirov-Bezirk von den Deutschen, und Großvater ging an die Front. Die Familie kehrte in ihr Dorf zurück, von dem nichts mehr übrig war. Die Deutschen hatten alles verbrannt, auch die Sachen, die sie im Fass vergraben hatten. Und die ganze Familie hatte praktisch weder Kleidung noch Schuhe.

Der Großvater kämpfte an der Front, wurde verwundet, blieb aber am Leben und kam bis nach Berlin. Er wurde mit Orden und Medaillen ausgezeichnet. Als einer von wenigen kehrte er aus dem Krieg zurück, war am Leben geblieben und heil. Viele kamen aus dem Krieg nicht zurück. Als der Großvater an der Front war, wuchsen die älteren Kinder, die Söhne, heran, halfen beim Bau der Erdhöhle, …“

Das ist nur ein Teil dieses jüngsten „Freitagsbriefes“ – und ich schäme mich wieder: „Norki“ oder „Borki“ – nie vorher gehört. Sie sind so wichtig, diese „Freitagsbriefe“ von „KONTAKTE-KOHTAKTbI e.V., Verein für Kontakte zu Ländern der ehemaligen Sowjetunion“:

„Mehrere tausend ehemalige sowjetische Kriegsgefangene … erfüllten unseren Wunsch …, indem sie uns ihre Erinnerungen aufschrieben. Um einen blinden Fleck im deutschen Geschichtsbewusstsein zu tilgen, veröffentlichten wir wöchentlich … Zeitzeugenberichte als ,Freitagsbriefe’.
… Dokumente im Unterricht nutzen. Schauspieler/innen inszenierten daraus Lesungen … Hörbuch: ,Wir haben den Deutschen verziehen, um Menschlichkeit zu bewahren’ (Sprecher: Kornelia Boje, Wolfram Grüsser, Eberhard Radczuweit, Musik und Gesang: Jegor Wysotsky) … für 10,00 € erhältlich … Workshop ,Post für dich’ für Jugendliche … kann auch in Einfacher Sprache und für Gebärdensprache-Verständige … über das Deutsch-Russischen Museum Berlin-Karlshorst gebucht werden.
Alle Freitagsbriefe können hier gelesen werden. Wir sind daran interessiert, dass die ,Freitagsbriefe’ genutzt werden, bitten aber um eine schriftliche Anfrage (Mail genügt).“ [3]

Aus dem „Freitagsbrief“ von Wasilij Dawidowitsch Lipartija aus Russland, Gebiet Rostow (aus dem Russischen von Valerie Engler) vom 2.6.2009:

„Ich, Wasilij Dawidowitsch Lipartija, wurde am 23.3.1922 in Schdawa im Bezirk Galskij, Republik Abchasien, geboren. Ich bin Georgier. Ich habe die Schule nach zehn Klassen abgeschlossen und wurde 1941 in Kriegskommissariat berufen, da der Krieg begonnen hatte. Ich kam in die Fliegerschule in Nowypomynsk, dort wurde ich nur zwei Monate ausgebildet, da die Schule von den Deutschen bombardiert wurde. Mit den anderen Offiziersschülern wurde ich in die Infanterieschule in Stawropol´ verlegt. Im Mai 1942 kam ich als Unterleutnant an die Front bei Charkow. Im Juni 1942 wurde ich bei einem Gefecht durch Splitter am Arm und am Kopf verwundet. Durch den sogenannten ,Kessel von Charkow’ waren wir eingeschlossen.

Mit einer Gruppe von 18 Mann versuchten wir, den Kessel zu durchbrechen, aber während eines Gefechts mit den Deutschen wurde ich verwundet, ich hatte einen Brustdurchschuss und war bewusstlos, wie lange, weiß ich nicht. Als ich wieder zu mir kam, war ich voller Blut, hatte keine Stiefel mehr an den Füßen, mit Mühe stand ich auf und ging barfuß los. Ganz in der Nähe war ein Dorf, dort sah ich eine Frau, die ich um Wasser bat, sie sagte, ich dürfe kein Wasser trinken, dann befeuchtete sie mir Brust und Hals mit Wasser. Die Frau sagte, dass die Deutschen im Dorf seien. Die Deutschen entdeckten mich, aber ich hatte keine Kraft, um fortzulaufen, ich konnte mich kaum auf den Beinen halten. Zwei junge Deutsche kamen auf mich zu, sie schlugen mich nicht, sondern führten mich zu einer Hütte, in der ihr Stab war.

Zwei deutsche Offiziere traten aus der Hütte, sie warfen einen Blick auf mich und einer der Offiziere sagte etwas, dann gingen sie zurück in die Hütte zum Essen. Dann kam eine russische Krankenschwester, eine Kriegsgefangene, zu mir, sie schnitt mein Hemd auf und machte mir einen Verband, dann bettete sie mich auf die Erde. So lag ich bis zum nächsten Morgen auf der Erde. Morgens etwa um sieben Uhr fuhr ein Wagen mit zwei Polizisten heran, sie riefen ,Steh auf!’ und beschimpften mich, aber ich konnte nicht aufstehen und so hoben sie mich hoch und warfen mich auf den Wagen, auf dem etwas Heu lag. Wir fuhren etwa zwölf Kilometer, wahrscheinlich zur Kreisstadt. Dort brachten sie mich in den Klub, in dem schon einige Verwundete waren, die aber laufen konnten. Danach brachten sie mich in einen Pferdestall, in dem schwer verwundete Soldaten lagen, etwa 300 Personen. Wir wurden von niemandem bewacht, da wir nicht laufen konnten. Meine Wunder infizierte sich und ich hatte Würmer. Zu Essen bekamen wir nichts, nur die Frauen und alten Frauen aus dem Dorf brachten uns manchmal etwas. Nach elf Tagen waren etwa 150 Männer gestorben.

Die Kriegsgefangenen, die noch am Leben waren, wurden auf die Straße getrieben, eine weitere Gruppe Kriegsgefangener stieß zu uns und zusammen marschierten wir etwa 80 Kilometer. Wer hinfiel und nicht mehr gehen konnte, wurde an Ort und Stelle erschossen. Wir waren etwa 1000 Mann und sie brachten uns in ein offenes Lager in Proskurow [Stalag 355], das mit Stacheldraht umzäunt war. Dort lagen und saßen wir auf der Erde. Wenn jemand aufstand, schossen die Wachleute von ihrem Wachturm herunter. Ich war dort eine Woche. Dann wurden wir nach Wlodzimier Wolynski [Stalag 365] getrieben, das war ein geschlossenes Lager, in dem wir in Baracken lebten. Dort war ich zwei Monate. Dann brachten sie uns nach Polen in die Stadt Schotakowa [Tschenstochau Stalag 367]. Dort war es sehr hart. Wir bekamen 333 Gramm Brot und zweimal am Tag Balanda mit Kartoffelschalen. Von 30000 Kriegsgefangenen sind etwa die Hälfte an Hunger und Kälte gestorben. Ich war dort bis 1943.

Dann wurde ich nach Deutschland gebracht, nach Stuttgart, wo ich in der Schillerschule Nr. 2030 oder 3020 war, genau weiß ich das nicht mehr. Meine Lagernummer war 28880. Dort war ich bis 1945. Wir wurden zu Schwerstarbeit gezwungen, mussten Zement oder Sand ausladen, arbeiteten in der Kanalisation, räumten die Straßen und die Straßenbahnschienen nach den Bombenangriffen der Amerikaner usw. Wir arbeiteten von früh bis spät. Die Deutschen behandelten uns Kriegsgefangene schlecht und schikanierten uns, für sie waren wir keine Menschen.“

Und wieder denke ich an Petr Turischew und frage mich, wie viele Mühen das Personal der „Anstalt“ in Suttrop [4] wohl auf sich genommen hat, ihn und die vielen anderen sowjetischen Bürger zu pflegen, die noch nach ihrer Befreiung im „Reservelazarett Warstein“ starben. In den nächsten Wochen ist fast jeder Tag in Warstein ein Gedenktag, wenn wir auch an die vielen sowjetischen Soldaten denken, die dort vor 75 Jahren starben.

„Pascha, paß auf die Kinder auf!“ [5]

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Anmerkungen:

[1] 2.1.2.1 / 70681785 – 70681801, ITS Digital Archive, Arolsen Archives

[2] „Jugend forscht im ITS. Ein Fallbeispiel – Heinrich Jungeblodt. 1“ auf www.hpgrumpe.de/ns_verbrechen_an_zwangsarbeitern_suttrop,_warstein,_meschede/203_Jugend_forscht_im_ITS-Ein_Fallbeispiel-Heinrich_Jungeblodt.pdf

[3] https://kontakte-kontakty.de/freitagsbriefe/; E-Mail: info@kontakte-kontakty.de

[4] „ ,Massenmord auf dem Dienstweg’. Texte aus dem Landeshaus“ auf http://www.hpgrumpe.de/ns_verbrechen_an_zwangsarbeitern_suttrop,_warstein,_meschede/205_Massenmord_auf_dem_Dienstweg.pdf, auch als Artikel auf https://lisa.gerda-henkel-stiftung.de/massenmord_auf_dem_dienstweg?nav_id=8758

[5] „ ,Hier ruhen russische Bürger, in faschistischer Gefangenschaft bestialisch gequält’. Die Toten auf dem ,Russischen Ehrenfriedhof des Anstaltsfriedhofs’ der LWL-Klinik in Warstein-Suttrop. Eine Spurensuche“ auf http://upgr.bv-opfer-ns-militaerjustiz.de/uploads/Dateien/Links/NTK-BUCH-RussEhrenfriedhofSuttrop-TextStand202001040.pdf, S. 64-71

In Memoriam Paul Celan – *23.10.1920 · †20.04.1970 (***)

Paul Celan (* 23. November 1920 in Czernowitz, Großrumänien (heute Ukraine); † vermutlich 20. April 1970 in Paris) war ein deutschsprachiger Lyriker. Er hieß ursprünglich Paul Antschel, später rumänisiert Ancel, woraus das Anagramm Celan entstand.

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Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=oKpKmNBJnIc

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(***) Die Umstände und das Datum von Celans Tod sind nicht geklärt. Vermutlich unternahm er am 20. April 1970 Suizid, indem er sich am Pont Mirabeau in die Seine stürzte. Celans Leichnam wurde am 1. Mai 1970 zehn Kilometer stromabwärts bei Courbevoie aus der Seine geborgen. Er wurde am 12. Mai 1970 auf dem Cimetière parisien de Thiais im Département Val-de-Marne beigesetzt. An diesem Tag starb Nelly Sachs, mit der er freundschaftlich verbunden war.

DGB Kreis Soest – Pressemitteilung: „Stilles Gedenken an ermordete (Zwangs-)Arbeiter“

„Am Gedenkstein an der Lippstädter St. Josephkirche legten Britta Peter (IG Metall Hamm-Lippstadt, rechts) und Holger Schild (DGB Kreis Soest (links) Kränze nieder.“ (Zur Gedenkfeier 2019 siehe http://www.hpgrumpe.de/ns_verbrechen_an_zwangsarbeitern_suttrop,_warstein,_meschede/212_Lippstadt_am_Karsamstag.pdf)

Eigentlich gibt es Karsamstags für die ermordeten (Zwangs-)Arbeiter der ehem. Lippstädter Union eine Gedenkfeier – in diesem Jahr fiel diese Feier aus, in einem stillen Gedenken erinnerten der DGB Kreis Soest, die IG Metall Hamm-Lippstadt, die Stadt Lippstadt und das Int. Rombergpark-Komitee an die 13 Ermordeten.

Diese wurden in den Ostertagen 1945 kurz vor Ende des Krieges von Nazi-Schergen im Dortmunder Rombergpark getötet. Damals fanden Friedrich Sprink, Stefan Freitag, Franz Schultenjohann, Franz Engelhardt, Johann Liebner, Albert Klar und die französischen Zwangsarbeiter Edouard Abejean-Uguen, Robert Geoffroy, Léon Chadirac, Robert Deyredk, Paul Deleforge-Burette, Léon Deloor und Robert Vanderyssen den Tod.

In Vertretung für alle Organisationen legten Britta Peter (IG Metall) und Holger Schild (DGB) Kränze am Gedenkstein gegenüber dem Hauptportal der St. Josephkirche nieder. Auch am Grab der ermordeten sowjetischen Zwangsarbeiter auf dem Erwitter Friedhof legten die Gewerkschaften zur Erinnerung einen Kranz nieder.

Am Ostersonntag 1945 waren die acht Zwangsarbeiter von einem Volkssturmmann des »Freicorps Sauerland« an der Erwitter Hellwegkreuzung erschossen worden. Zu diesen Endzeitverbrechen gibt es eine Broschüre, die man kostenlos bei der IG Metall und dem DGB bekommen kann. Außerdem wurde jetzt für ein virtuelles Gedenken eine Webseite unter der Adresse www.der-gedenkstein.de veröffentlicht.

Die sowjetische Stele auf dem „Franzosenfriedhof“ in Meschede (siehe https://upgr.bv-opfer-ns-militaerjustiz.de/uploads/Dateien/Links/NTK213-20200328BlackBoxMeschede.pdf)

 

Heute vor 75 Jahren: Befreiung des Konzentrationslagers Buchenwald bei Weimar – Thüringer Erklärung

Die weltberühmte von Fritz Cremer geschaffene Figurengruppe (2002–2005 restauriert) auf der Mahnmalsanlage ist dem Widerstandskampf im Lager gewidmet. (foto: zoom)

„Als US-amerikanische Truppen am 11. April 1945 das KZ Buchenwald erreichten, fanden sie hunderte von Toten, viele lagen gestapelt im Krematoriumshof“.

So steht es in mehreren Sprachen neben einem sehr expliziten Bild in der Ausstellung der Gedenkstätte Weimar-Buchenwald. Ich verzichte auf die Abbildung hier im Blog. Mir reichen die Worte.

Abgebildet habe ich stattdessen die von Fritz Cremer geschaffene Denkmalsgruppe der Mahnmalsanlage außerhalb des Lagers.

„Auf Beschluss der Regierung der DDR wurde 1954 mit dem Aufbau der „Nationalen Mahn- und Gedenkstätte Buchenwald“ begonnen. Bis 1958 entstand auf der Südseite des Ettersberges ein monumentales Nationaldenkmal. In die Gestaltung wurden drei große Massengräber einbezogen. Das didaktische Konzept der Anlage weist dem Besucher einen Weg vom Tod ins Leben: vom Krematorium durch das Lager kommend, führt der Weg hinunter zu den Gräbern und anschließend hinauf zum Glockenturm als dem Symbol der Freiheit und des Lichts. Im Zentrum stehen die deutschen kommunistischen Widerstandskämpfer.“

Auf der Seite der Gedenkstätte Buchenwald heißt es über den 11. April 1945:

„Das 37. Panzerbataillon der 4. US-Panzerdivision erreicht das KZ Buchenwald. Nach der Flucht der SS besetzen Häftlinge des Lagerwiderstandes die Türme und übernehmen die Ordnung und Verwaltung des Lagers. 21.000 Häftlinge erleben ihre Befreiung und die Ankunft der US-Armee.

Seit Jahresbeginn 1945 bis zum 11. April sind im KZ Buchenwald 15.000 Menschen gestorben. Hunderte gehen noch nach der Befreiung an den Folgen der Haft zugrunde. Über die Toten der Evakuierungsmärsche gibt es nur Schätzungen. Sie liegen bei 12. bis 15.000 Opfern.“

Sämtliche Zitate sind der Website „Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora“ entnommen. Dort findet man reichlich Text- und Bildmaterial.

Hier noch ein Hinweis auf die Thüringer Erklärung aus Anlass des 75. Jahrestages der Befreiung der nationalsozialistischen Konzentrationslager Buchenwald und Mittelbau-Dora am 11. April 1945, die man anschließen auch selbst unterzeichnen kann:

Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren.

Allgemeine Erklärung der Menschenrechte 1948, Artikel 1

Thüringer Erklärung

Aus Anlass des 75. Jahrestages der Befreiung der KZ Buchenwald und Mittelbau-Dora: Historische Verantwortung wahren — Demokratie und Menschenrechte verteidigen

Thüringer Erklärung aus Anlass des 75. Jahrestages der Befreiung der nationalsozialistischen Konzentrationslager Buchenwald und Mittelbau-Dora am 11. April 1945

Auch 75 Jahre nach der Befreiung sind uns Unmenschlichkeit und Verbrechen des nationalsozialistischen Deutschlands bewusst. Wir ehren all jene, die sich widersetzten. Wir nehmen wachen Anteil an der Geschichte und dem Leid der Millionen Menschen, die von den Nationalsozialisten zunächst in Deutschland und dann in den vom „Dritten Reich“ besetzten Ländern entrechtet, entwürdigt, ausgegrenzt, ausgeplündert und ermordet worden sind: allen voran die deutschen und europäischen Juden, aber auch Sinti und Roma, Kranke und Behinderte, Homosexuelle, Zeugen Jehovas, sozial Diskriminierte und alle, die im besetzten Europa oder als Deportierte im Reichsgebiet Zwangsarbeit leisten mussten oder Opfer von Besatzungs- und Kriegsverbrechen wurden.

Wir sind uns bewusst, dass die Verachtung von Demokratie und Menschenrechten, dass Antisemitismus, Rassismus, soziale und kulturelle Vorurteile, ethnischer und nationalistischer Größenwahn, dass Habgier und Ausbeutungsbereitschaft Ursachen für die Verbrechen waren und dass diese Motive von vielen Deutschen der Zeit geteilt worden sind. Wir wissen und nehmen ernst, dass Deutschland sich nicht aus eigener Kraft vom Nationalsozialismus befreit hat, dass eine Vielzahl von Verbrechen ungesühnt blieb und zu viele Täter und Tatgehilfen nach 1945 ihr Leben fortführen konnten, als sei nichts geschehen. Wir sind uns bewusst, dass die Etablierung und Festigung der Demokratie in der Bundesrepublik Deutschland nicht zuletzt auf der selbstkritischen Auseinandersetzung mit den Untaten beruht, die ihr vorausgingen. Einen Schlussstrich darf es deshalb nicht geben.

Zu den Lehren aus der Geschichte gehört für uns die Gewissheit, dass eine demokratische, die Menschenwürde schützende Verfassung und funktionierende Gewaltenteilung das Rückgrat eines liberalen Rechtsstaates bilden. Ohne sie fallen Staat und Demokratie auseinander. Heute aber sind Rechtsradikalismus und autoritäre Gesinnung ebenso auf dem Vormarsch wie völkisches Überlegenheitsdenken, Nationalismus und die Unterminierung der Einheit Europas. Weltweit verwischen die Grenzen der Gewaltenteilung, Grundrechte werden bedroht oder sind bereits außer Kraft gesetzt. Rassismus und Antisemitismus werden offen propagiert und führen auch in Deutschland zu Gewalttaten, die vor einigen Jahren undenkbar gewesen wären. Im Licht der historischen Erinnerung wird deutlich erkennbar, dass die zerstörerischen Gifte von Gestern erneut als Allheilmittel angepriesen werden.

Menschenrechte, Demokratie und Freiheit sind trotz der Erfahrung des Nationalsozialismus leider keineswegs selbstverständlich. Sie müssen immer wieder neu verteidigt werden. Dafür treten wir ein.

Wir laden Sie ein, gemeinsam ein Zeichen zu setzen und sich dieser Erklärung mit Ihrer Unterschrift anzuschließen. Hier gelangen Sie zur Seite.

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Eine Initiative der Repräsentanten obersten Thüringer Verfassungsorgane und der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora

Das ABC als Zeitvertreib: I wie INRI – ernst und heiter

Kreuze begegnen uns in unserer Gegend allerorten. (foto: zoom)
Passend zum Karfreitag, einem der höchsten christlichen Feiertage, ist mir dieses Wegkreuz begegnet.

Wer im Sauerland wohnt, kommt an Kreuzen und Kreuzwegen im öffentlichen Raum nicht vorbei. Dem einen bedeuten sie etwas, dem anderen etwas weniger.

Genial, aber nicht von allen Christen geliebt, ist die ironische Verfilmung des „Leben des Brian“ durch die britische Comedy-Gruppe Monthy Python.

Eric Idles „Always Look on the Bright Side of Life“ passt zu vielen Gelegenheiten und wird sowohl auf Beerdigungen als auch bei Fußballspielen gesungen. Vielleicht besteht es ja auch den „Harte-Zeiten-mit-Corona-Test“:

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Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=SJUhlRoBL8M

Heute vor 75 Jahren in Meschede: Nazis defeated!

„Die Stunde Null“ in Meschede. Screenshot der Seite 23 der Veröffentlichung (PDF) des Stadtarchivs. Zum PDF -> auf’s Bild klicken.

Heute vor 75 Jahren, am 8. April 1945, zogen amerikanische Soldaten in Meschede ein. Die Nazis, die seit Januar 1933 an der Macht gewesen waren, waren endlich besiegt.

(Pressemitteilung der Falken HSK)

Die Mescheder Innenstadt war schon im Februar und März 1945 von der 8. US-Air Force bombardiert worden, um die Rüstungsindustrie zu zerstören, das Verkehrs- und Nachrichtennetz zu unterbrechen und die V2 Raketen auszuschalten, die von hier aus gestartet werden sollten.

Wer sich für die Mescheder Geschichte interessiert, findet in dem Aufsatz „Die Stunde Null“ des Stadtarchivs ab Seite 26 weitere Einzelheiten.

Und auch in dem Buch Die Holzschale der Kahns von Karl Schaefer aus Meschede könnt Ihr ab Seite 176 etwas darüber lesen.