Zwei frühe „Kirchenrebellen“ aus dem Sauerland

Der Briloner Franz Heinrich Reusch (1825-1900) und Graf Clemens August von Westphalen (1805-1885) in Meschede erprobten im 19. Jahrhundert die „katholische Freiheit“

Der Briloner Franz Heinrich Reusch (1825-1900) war ein akribisch arbeitender Gelehrter. Als Professor, zeitweilig sogar Rektor der Universität Bonn betreute er eine führende Zeitschrift der fortschrittlichen katholischen Theologen in Deutschland. Seine Weigerung, die neuen Papstdogmen von 1870 anzuerkennen, führte zur Exkommunikation. (Buchumschlag)

In der deutschen katholischen Kirche vollzieht sich nach den Erkenntnissen über sexuelle Kleriker-Gewalt gegenwärtig eine wahre Revolution. Frauen fordern Gleichberechtigung. Die Diskriminierung von Schwulen und Lesben geht dem Ende zu. Die unselige Zweiklassengesellschaft von geweihten Oberhäuptern, die alles bestimmen, und dienenden Laien, die gehorsam sein sollen, wird von den meisten Kirchenmitgliedern nicht mehr geduldet.

(Ein Gastbeitrag von Peter Bürger)

Weil Franziskus, der Papst aus Argentinien, die Freiheit liebt, wird aber niemand exkommuniziert oder auf andere Weise kaltgestellt. Das war vor 150 Jahren ganz anders. In Rom wurde damals der Zentralismus auf die Spitze getrieben. Pius IX., ein Papst mit sehr bedenklichen Charakterzügen, begünstigte nur noch Bischöfe, die 1870 ein neues Dogma über eine päpstliche Unfehlbarkeit abnickten. Erstaunlich viele Sauerländer bzw. Südwestfalen waren im 19. Jahrhundert am Protest gegen den autoritären Kirchenkurs beteiligt. Zwei von ihnen werden jetzt in Buchbänden einer neuen Reihe „Geschichte und Kirchenreform“ vorgestellt:

Franz Heinrich Reusch (1825-1900) – Zeugnis einer katholischen Freiheit.
Ein dokumentarischen Sammelband mit Texten von Franz Heinrich Reusch, Leopold Karl Goetz, Johann Friedrich von Schulte u.a.
Ausgewählt und herausgegeben von Peter Bürger.Reihe Geschichte & Kirchenreform – Zweiter Band. Norderstedt: BoD 2022.ISBN: 978-3-7557-6774-9 ; 528 Seiten; Preis 18,90 Euro.(Verlagsangebot & Leseprobe oben links):
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Der Briloner Franz Heinrich Reusch (1825-1900) war kein besonders schöpferischer Theologe, sondern ein akribisch arbeitender Gelehrter. Als Professor, zeitweilig sogar Rektor der Universität Bonn betreute er eine führende Zeitschrift der fortschrittlichen katholischen Theologen in Deutschland. Seine Weigerung, die neuen Papstdogmen von 1870 anzuerkennen, führte zur Exkommunikation. Reusch wurde erster Generalvikar der Alt-Katholiken, konnte allerdings als skrupulöser Priester manche einschneidenden Reformen (Liturgie, Aufhebung des Zölibatzwangs) nicht mittragen. Nach 1870 wandte sich der Bibelexeget (AT) unter enger Zusammenarbeit mit Ignaz Döllinger ganz der Kirchengeschichte zu. Sein bahnbrechendes Werk über den Index der verbotenen Bücher (1883/85) hat die vatikanische Behörde förmlich zu einer Reform genötigt.

Der hier vorgelegte dokumentarische Band enthält die maßgebliche Monographie über Reusch (Leopold Karl Goetz, 1901), Texte zur Maßregelung der Bonner Professoren durch den Kölner Erzbischof und eine Auswahl der ab 1871 veröffentlichten Schriften von F.H. Reusch: Das Unfehlbarkeits-Dekret (1871); Theologische Fakultäten oder Seminare? (1873); Die deutschen Bischöfe und der Aberglaube (1879); Der Theologe und Dichter Fray Luis de Leon (1873); Anmerkungen zu „Kardinal Robert Bellarmin“ (1887); „Predigten“ (ediert 1876). Erschlossen wird das Schaffen eines gewissenhaften, überaus bibliophilen Forschers, der auf scharfe Polemik verzichtet und gerade so die größte Wirkung erzielt: wissenschaftliche Aufklärung als Beitrag zur Kirchenreform.

Der eigenwillige Adelige hat 1873 und erneut kurz vor seinem Tod anonym eine der schärfsten Broschüren wider das neue Dogma von der päpstlichen Unfehlbarkeit veröffentlicht. (Buchcover)

Clemens August von Westphalen: Wider das Dogma von der Unfehlbarkeit des Papstes
Nachdruck der Schrift über Infallibilismus und Katholizismus von 1873/1885
(Geschichte und Kirchenreform – Band 1). Herausgegeben von Peter Bürger. Norderstedt: BoD 2022.
440 Seiten; Paperback; 16,90 Euro – ISBN: 978-3-7557-8444-9
Portofreie Bestellung hier (Leseprobe/Inhaltsverzeichnis oben links):
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Mit diesem anderen Band der Reihe „Geschichte & Kirchenreform“ wird ein weithin unbekanntes Kapitel der heftigen Auseinandersetzungen um das Erste Vatikanische Konzil erschlossen: Nach dem Tod des Grafen Clemens August von Westphalen zu Fürstenberg (1805-1885) auf Schloss Laer in Meschede ergeht sich die ultramontane Presse in Lobreden auf den berühmten „Anwalt der katholischen Sache“. Doch die Paderborner Bistumsleitung verbietet ein kirchliches Begräbnis. Mit Genugtuung enthüllt das „Organ für katholische Reformbewegung“ dann am 16. Oktober 1885, dass der eigenwillige Adelige 1873 und erneut kurz vor seinem Tod anonym eine der schärfsten Broschüren wider das neue Dogma von der päpstlichen Unfehlbarkeit veröffentlicht hat. Die gräfliche Familie kauft die gesamte Auflage auf. Für fast 100 Jahre ist eine breitere, sachgerechte Rezeption des Textes verhindert.

Clemens August von Westphalen zählt wie Joseph Pape, Franz Heinrich Reusch oder Johann Friedrich von Schulte aus Winterberg zu den namhaften Kritikern des I. Vatikanischen Konzils aus dem Sauerland. Die vorliegende Edition enthält beide Auflagen seiner brisanten Broschüre (1873/1885) und dokumentiert im Anhang deren Hintergründe, insbesondere altkatholische Reaktionen und den Austausch des Grafen mit seinem Jugendfreund Wilhelm Emmanuel von Ketteler. Gegenüber dem Mainzer Bischof beanspruchte der Laie ein Recht zum theologischen Einspruch. Das hatte mit seinem Verständnis von Kirche zu tun. – Diese Edition erhält, dass der Graf sich nicht von Streitsucht, sondern durch seine persönliche Frömmigkeit leiten ließ. Aus der „Gesellschaft Jesu“ im weiten Sinn konnte ihn keine Kleriker-Behörde exkommunizieren.

„Es gab nicht nur den Klostermann“: Neuerscheinung über westfälische Wilderer-Szenen des 19. und 20. Jahrhunderts

Ab Mitte des 19. Jahrhunderts betätigten sich nämlich weitaus mehr Bewohner der Region im illegalen Jagd-Metier. (Bild: Buchtittel)

Die Filmproduktion „Jäger und Gejagter“ informierte 2018 über Hermann Klostermann. Der berühmteste Wildschütz in Waldrevieren der heutigen Kreise Paderborn, Höxter, Hochsauerlandkreis und Waldeck-Frankenberg war schon zu Lebzeiten eine „Heldengestalt“. Eine umfangreiche historische Materialsammlung zum Abschluss einer Buchreihe über das Wildern in westfälischen Landschaften zeigt jetzt: „Es gab nicht nur den Klostermann!“

Von Peter Bürger

Ab Mitte des 19. Jahrhunderts betätigten sich nämlich weitaus mehr Bewohner der Region im illegalen Jagd-Metier. Die Förster betrachteten ganze Dörfer wie Willebadessen, Kleinenberg oder Oesdorf als „Wilddiebnester“ und verlangten den Einsatz des Militärs. Waldkonflikte eskalierten zur Jagd auf Menschen und kosteten auf allen Seiten Menschenleben. Traurige Mordfälle und der Tod armer Schlucker taugen allerdings wenig zur Förderung von Heimatromantik. Notwendig sind vielmehr sozialgeschichtliche Forschungen.

Schon seit einem Jahrzehnt tausche ich mich mit dem pensionierten Polizeibeamten Hans-Dieter Hibbeln (Detmold) über das Thema aus. Unser neues Buch war gerade fertig, als in diesem Jahr die Meldung über zwei brutale Polizistenmorde in die Medien kam. Erschlossen werden darin unbekannte Archivquellen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts, die die zeitgenössischen Wilderer-Szenen im „Revier“ des Hermann Klostermann betreffen. Zwei Originalbeiträge haben Horst Braukmann (Soest) und der Historiker Werner Neuhaus (Sundern) für das Buch verfasst. Weitere Abteilungen enthalten exemplarische Fallberichte, zeitgenössische Wortmeldungen zum „Krieg im Wald“ sowie Nachträge mit neuen Funden für das Sauerland, waldeckische Orte und den Kreis Soest. Jenseits von Legenden-Kulten werden die Akten aufgeschlagen.

Folgender historischer Gerichtsfall aus dem Raum Marsberg wird im Buch dokumentiert: Am 22.05.1851 ist der mutmaßliche Forstfrevler (Holzdieb) Johann Schwander aus Oesdorf erschossen im Wald aufgefunden worden. Hernach bekennt (bzw. behauptet) ein sechszehnjähriger Forstlehrling aus Meerhof, er sei der Schütze gewesen. Der jüdische Handelsmann Gottschalk Eichwald (Oesdorf) beeidet aber als Zeuge eine Auseinandersetzung zwischen dem Getöteten und dem Förster Ernst aus Blankenrode, so auch Schwanders Ausruf: „Um eine lausige Tanne werdet Ihr mich wohl nicht totschießen.“ Angeklagt wird zunächst nicht etwa der Förster, sondern – wegen vermeintlichen Meineides – der wahrheitsgemäß aussagende jüdische Handelsmann!

Nachvollziehbar ist durch die Veröffentlichung ebenfalls eine alte Kontroverse über das Paderborner Land. Die Dichterin Annette von Droste-Hülshoff hatte 1845 unter Decknamen die Gesetzlosigkeit der Bewohner und die verbreitete Missachtung der Jagdgesetze beklagt. Daraufhin verteidigte ein ebenfalls anonymer Verfasser die Landbewohner. Sie seien anständige Leute, keine Kriminellen, und hätten gute Gründe, sich ab und an ein Wildbret zu schießen.

Das neue Buch kann mit ISBN-Nummer auch im nahen Buchhandel bestellt werden:

Peter Bürger, Hans-Dieter Hibbeln (Hg.):
Es gab nicht nur den Klostermann. Quellen und Berichte zur Wilderei in Westfalen.
Norderstedt: 2022. (ISBN: 978-3-7557-9778-4 ; 468 Seiten; 19,80 €)

https://www.bod.de/buchshop/es-gab-nicht-nur-den-klostermann-9783755797784

Gesamtübersicht über die jetzt abgeschlossene Buchreihe:

Peter Bürger (Hg.)
Krieg im Wald
Forstfrevel, Wilddiebe und
tödliche Konflikte in Südwestfalen
ISBN: 978-3-7460-1911-6

Peter Bürger
Hermann Klostermann
Der populärste Wilddieb Westfalens
und sein Fortleben in literarischen Mythen
ISBN: 978-3-7448-5055-1

Rudolf Gödde:
Wildschütz Klostermann
Ein westfälischer Wilddieb-Roman
von 1935 aus dem Diemeltal
ISBN: 978-3-7528-4262-3

D. Bald, P. Bürger, H. Haumann, K. Homrighausen u.a.
Wo Wild ist, da wird auch gewildert
Historische Waldkonflikte im
Wittgensteiner Land und Siegerland
ISBN 978-3-7528-8090-8

P. Bürger, O. Höffer, W. Scherer, M. Vormberg u.a.
Heimliche Jagd
Historische Waldkonflikte im Kreisgebiet Olpe
ISBN 978-3-7504-0903-3

Peter Bürger, Hans-Dieter Hibbeln (Hg.):
Es gab nicht nur den Klostermann
Quellen und Berichte zur Wilderei in Westfalen
ISBN 978-3-7557-9778-4

edition leutekirche sauerland

Umleitung: Wer ist Kutschaty? Russlands Strategie, Digitallehre, Impffälschungen, Neonazis und Bryan Adams im Osthaus Museum.

Der Abendhimmel heute in der Sturmpause. (foto: zoom)

Kutschaty, Klingbeil und der SPD-Wahlkampf: Wer sich nach Mitternacht ins ZDF-Programm verirrt, trifft dort gewöhnlich das Sandmännchen. Ganz anders in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag … postvonhorn

Kaum wahrgenommen: Russlands Langzeitstrategie … scilogs

Digitallehre, quo vadis? Teil 1: Was war? … texperimentales

Verdacht auf Impfpassfälschungen und Verbreitung: „SoKo Rechts“ durchsucht Räume eines Neonazis … nordstadtblogger

Abermals Prominenz im Osthaus Museum: Nach Sylvester Stallone ist Bryan Adams an der Reihe – als vielseitiger Fotograf … revierpassagen

Was wäre das Grundgesetz ohne …

Was wäre das Grundgesetz ohne Elisabeth Selbert? (foto: zoom)

Elisabeth Selbert, geborene Martha Elisabeth Rohde, (* 22. September 1896 in Kassel; † 9. Juni 1986 ebenda) war eine deutsche Politikerin und Juristin.

Als SPD-Abgeordnete im Parlamentarischen Rat 1948/1949 war sie eine der vier „Mütter des Grundgesetzes“. Die Aufnahme der Gleichberechtigung in den Grundrechteteil der bundesdeutschen Verfassung ist zum großen Teil ihr Verdienst.

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Elisabeth_Selbert

Ich will mich nicht zu sehr aus dem Fenster hängen, aber vielleicht schaffe ich es, mich bis zum 9. Juni oder 23. Mai, dem Tag des Grundgesetzes, etwas mehr und über Wikipedia hinaus mit ihrer Lebensgeschichte zu beschäftigen.

Kassel – Frau – Grundgesetz – Weimarer Republik – Nationalsozialismus – Bundesrepublik – sollte interessant sein.

Die „Stolpersteine-App“ des WDR in Meschede ausprobiert

Vier Orte in der Innenstadt, an denen sich sechs Stolpersteine befinden. (Screenshot)

Gestern Nachmittag war das Wetter stabil und wir konnten die WDR-App „Stolpersteine NRW“ in Meschede ausprobieren. Schon zu Hause konnten wir auf der Desktop-Variante in Ruhe checken, wo die Steine zu finden sein würden.

(Siehe auch den Beitrag hier im Blog.)

Spoiler: die GPS-Daten waren nicht punktgenau, aber mit Hilfe der Adressangabe, etwas Phantasie und Adleraugen haben wir schließlich alle dunkel-bronzenen Steine entdeckt.

Insgesamt elf Stolpersteine verzeichnet die App in Meschede, davon fünf in Wennemen (ein Standort) und sechs in der Innenstadt (vier Standorte).

Die kleine Route, um die Innenstadt-Stolpersteine zu finden, haben wir am Parkplatz Schlotweg begonnen. Dieser ist Samstagnachmittag eigentlich immer leer.

Zuerst geht es stadteinwärts durch den Hennepark. Rechts von der Henne liegt auf einem steilen Abhang der alte Jüdische Friedhof.

Ruhestätte der Familie Calmon Rosenthal (foto: zoom)

Auch wenn der Friedhof nicht in der App verzeichnet ist, sollte man/frau ihn besichtigen. Der Haupteingang ist an der Beringhauser Straße. Wir sind in Schlangenlinien von unten zum Eingang und wieder zurück gegangen. Es ist steil. Rutschfeste Schuhe sind von Vorteil.

Am Friedhofseingang (foto: zoom)

Am Ende des Henneparks gelangt man am geruhsamsten über kleine Nebenwege zu den beiden Stolpersteinen von Johanna und Milton Kahn im Eingangsbereich von Foto Sonntag, Hennestraße 8.

Zusatzinformationen lassen sich sowohl auf dem Smartphone als auch dem Desktop-PC nachlesen. (foto: zoom)

Für die weiteren drei Standorte kann sich jede und jeder eine eigene Route überlegen. Links- oder rechtsherum spielt keine Rolle.

Von Klara Arens in der Kampstraße 1 sollte man noch an der alten Synagoge, heute ein Kultur- und Veranstaltungsort, vorbeigehen. Nach der Pandemie werde ich dort wieder zum ein oder anderen Event vorbeischauen.

Das Bürgerzentrum Alte Synagoge Meschede – Infotafel in der Kampstraße 8. (foto: zoom)

Im Anschluss an die Innenstadtrunde und die drei letzten von sechs Stolpersteinen (Caroline Ikenberg, Paula Rosenthal-Wallach & Leopold Wallach) , geht es entweder zurück durch den Hennepark zum Start oder was sonst beliebt. Einkaufen, Ruhr angucken, Kaffee trinken.

Wir sind zurück, weil Pandemie, und haben links (Fließrichtung!) von der Henne noch eine Skulptur „Niederbrechendes Pferd“ des Siedlinghäuser Künstlers Eugen Senge-Platten entdeckt. Keine Ahnung, warum ich das Pferd bislang nicht gesehen hatte.

Eugen Senge-Platten: „Niederbrechendes Pferd“ vor dem Kreishaus (foto: zoom)

Die Stolpersteine in Wennemen werde ich später besuchen. Wennemen liegt am Ruhrtalradweg und ist gleichzeitig der Ausgangspunkt für den Bahntrassenradweg nach Eslohe bzw. Bremke.

Eine technische Frage bleibt für mich noch offen: Warum zeigt mir die Stolpersteine-App unter dem Punkt „Stein besucht“ lediglich „1“ an? Es waren doch derer sechs und ich hatte überall eine virtuelle Kerze angezündet. Was habe ich übersehen?

Nun gut, 99,99% der alltäglichen Probleme sind größer, aber wissen wollen tue ich es trotzdem.





Just a gentle reminder … Love, Peace, Smile, Unity

Wandbild in Kassel (foto: zoom)

Weltfremde Nostalgie? Kulturelle Einverleibung einer ehemaligen Bewegung?

„The CND symbol is one of the most widely known symbols in the world; in Britain it is recognised as standing for nuclear disarmament – and in particular as the logo of the Campaign for Nuclear Disarmament (CND). In the rest of the world it is known more broadly as the peace symbol.“

Quelle: https://cnduk.org/the-symbol/

Umleitung: Versöhnungstheater, Holocaust-Gedenktag, Rechtsterrorismus, Omikron, Querdenker, Katholische Kirche und ein Kahlschlag in Hagen und Molière in Köln.

Ohne Moos nix los (foto: zoom)

Publizist Max Czollek: Wenn Erinnerung zum Versöhnungstheater wird. Deutschlandfähnchen schwenken, ein positives Nationalgefühl entwickeln und gleichzeitig Erinnerungsweltmeister sein – für Publizist Max Czollek funktioniert das nicht nur nicht, es ist seiner Meinung nach „Versöhnungstheater“ … deutschlandfunknova

Publikation zum Internationalen Holocaust-Gedenktag: Deutsches Fußballmuseum veröffentlicht Online-Lexikon mit den Biografien jüdischer Fußballer … nordstadtblogger

Hohe Gefahr rechtsterroristischer Anschläge: Vor dem Hintergrund der anhaltenden Corona-Proteste in Thüringen schlagen die Demokratieprojekte des Freistaates Alarm. Sie sehen darin die größte rechtsextreme Mobilisierung in Thüringen seit Jahren … blicknachrechts

Corona-Entwicklung / Drosten: Es ist keinesfalls sicher, dass Omikron im abgemilderten Zustand bleiben wird … deutschlandfunk

Fiktiver Austausch mit einem Querdenkenden: Wie würde ein Austausch am Rande einer Demonstration von Querdenken wohl ablaufen. Also dann, wenn beide Seiten entspannt genug wären, ohne sich ständig anzugreifen … gedankensplitter

Kommunikation und Wissen: Sagen lassen sich die Menschen nichts, aber erzählen fast alles … scilogs

Katholische Kirche (Satire): Allgemeine Unschuldsvermutung … zynaesthesie

Mit Selbstbezügen durchwebt: Frank Castorf ehrt Molière mit einem ausschweifenden Abend am Schauspiel Köln … revierpassagen

Hagen Hohenhof: „Wir konnten den Kahlschlag nicht erkennen“ … doppelwacholder

„Stolpersteine NRW“: Neues digitales WDR-Angebot gegen das Vergessen

Das Projekt Stolpersteine (fotoarchiv: zoom)

Die rund 15 000 Stolpersteine in Nordrhein-Westfalen stehen im Mittelpunkt des innovativen digitalen WDR-Angebots „Stolpersteine NRW – Gegen das Vergessen“. Der WDR macht die Geschichte der Menschen hinter den Steinen des Künstlers Gunter Demnig jetzt auch digital zugänglich: mit Texten, Fotos, Audios, Illustrationen und Augmented-Reality-Elementen. „Stolpersteine NRW” ist ab sofort als App auf dem Smartphone und am PC/Laptop im Desktop-Browser (stolpersteine.wdr.de) nutzbar.

WDR-Intendant Tom Buhrow: „Wir dürfen die Menschen, an deren furchtbares Leid mit den Stolpersteinen erinnert wird, niemals vergessen. ,Stolpersteine NRW‘ regt zu einer intensiven Auseinandersetzung mit den Opfern des Nationalsozialismus vor der eigenen Haustür und im ganzen Land an. Mit unserem einzigartigen Angebot ist es erstmals digital möglich, jeden einzelnen Stein in Nordrhein-Westfalen anzusteuern und mehr über die Menschen dahinter zu erfahren. Damit wollen wir vor allem Jüngeren auf ganz neue Art ermöglichen, sich mit dem Lebens- und Leidensweg dieser Menschen auseinanderzusetzen.“

© WDR/Jan-Philipp Behr

Mit der App erfahren Smartphone-Nutzer:innen zu jedem Stein, vor dem sie stehen, welcher Mensch sich dahinter verbirgt. Auf Basis von Namen oder Adressen lassen sich die Stolpersteine gezielt finden. Auf der Internetseite kann man auch zuhause am PC auf einem größeren Bildschirm ortsunabhängig in der Datenbank recherchieren. Interaktiv nutzbare Filter machen es möglich, die mehr als 15.000 Biografien komfortabel zu durchsuchen.

Umfangreiches Unterrichtsmaterial für Lehrer:innen

Der WDR macht die Geschichte der Menschen hinter den Steinen jetzt auch digital zugänglich.
© WDR/Jan-Philipp Behr

Anfang 2020 hatte der WDR alle Städte und Gemeinden, in denen seit den 1990er Jahren die Messingtafeln in den Bürgersteigen verlegt worden sind, kontaktiert und um Kooperation gebeten. Gemeinsam mit Expert:innen aus mehr als 200 nordrhein-westfälischen Kommunen, Initiativen und Aktionsbündnissen wurden Archive durchforstet, historische Dokumente gesichtet, Berichte von Überlebenden ausgewertet und Quellen abgeglichen. Der WDR hat alle Informationen gesammelt und multimedial aufbereitet. Zudem gibt es umfangreiches Unterrichtsmaterial für Lehrkräfte, das zusammen mit den Kolleg:innen von „Planet Schule“ erarbeitet wurde.

Stolpersteine-Initiator und Künstler Gunter Demnig unterstützt das Projekt von Anfang an. Zum neuen WDR-Angebot sagt er: „Ich bin fasziniert von dem, was da entstanden ist. Besonders gelungen finde ich, dass ein pädagogisches Konzept mit eingebaut wurde mit der Absicht, sich an junge Menschen, an Schülerinnen und Schüler zu wenden. Das wird ein ganz anderer, neuer Geschichtsunterricht. Die App und die Website werden es leichter machen, in dieses Thema einzusteigen. Ich bin dem WDR sehr dankbar für das Engagement und für das gelungene Projekt.“

Neben biografischen Texten, die teilweise auch als Audios zur Verfügung stehen, dienen historische Fotos, Mini-Hörspiele und Videos aus dem WDR-Archiv dazu, die Geschichte der Opfer, ihrer Wohnorte und ihrer Zeit so gut wie möglich nachvollziehbar zu machen. An ausgewählten Orten werden mit Hilfe von „Augmented Reality“ alte Aufnahmen in die heutige Umgebung eingebettet. Zudem lassen sich zum Gedenken virtuelle Kerzen an den Steinen entzünden. Das digitale WDR-Angebot enthält auch mehr als 200 gezeichnete Kurzgeschichten, die sich mit den Biografien der Menschen auseinandersetzen. Diese wurden in Zusammenarbeit mit jungen Illustrator:innen der Kunsthochschule Kassel produziert.

Die Projektleitung: Pina Dietsche und Stefan Domke
© WDR

Die Projektleitung von „Stolpersteine NRW – Gegen das Vergessen“ liegt bei Stefan Domke und Pina Dietsche, verantwortlicher WDR-Redakteur ist Michael Kaes. App und Webangebot werden fortlaufend aktualisiert und sind Teil des Bildungsangebots des WDR – zu dem aus diesem Themenfeld auch die History-App „WDR AR 1933 – 1945“ inkl. des Projekts „Meine Freundin Anne Frank“ gehören.

Hexenprozesse im Sauerland – Vortrag im Sauerland-Museum Arnsberg

Zur Krim, das ehemalige Wohnhaus des Hexenrichters Schultheiß (Foto: Axel Thomas)

Als Vorschau auf die kommende Sonderausstellung zur Hexenverfolgung in Westfalen, die Ende März im Sauerland-Museum beginnt, hält bereits im Januar Werner Neuhaus aus Sundern einen Vortrag zu den Hexenverfolgungen im 17. Jahrhundert und den Hexenprozessen in der Region.

Er geht dabei vor allen Dingen auf die Ursachen der Hexenverfolgungen in Balve in den Jahren 1628-30 ein, der mehr als 250 Menschen zum Opfer fielen. Aber auch der berüchtigte Arnsberger Hexenkommissar Heinrich von Schultheiß ist Gegenstand des Vortrags.

Werner Neuhaus war von 1976 bis 2009 Lehrer für Englisch und Geschichte am Städtischen Gymnasium Sundern. Seit seiner Pensionierung widmet er sich der lokalen Geschichte in Sundern und Umgebung.

Der Vortrag findet am Dienstag, 25. Januar 2022, 18 Uhr, im Blauen Haus des Sauerland-Museums statt. Der Eintritt ist frei. Bei der Veranstaltung gilt die 2G-Regelung und Maskenpflicht, auch am Sitzplatz.

Weitere Informationen und Anmeldungen telefonisch unter 02931/94-4444, per E-Mail an sauerlandmuseum(at)hochsauerlandkreis.de oder auf der Homepage www.sauerland-museum.de

Umleitung: Wo kommen die ganzen Millionär*innen her? Heißzeit, Volksseele, Kultur mit Kick, Fliegen ist für’n Ar****, Vorfahrt fürs Fahrrad und mehr …

Container am Bergsee zwischen Siedlinghausen und Silbach (foto: zoom)

Wo kommen die ganzen Millionär*innen her? Allein in Deutschland zählte die Unternehmensberatung Capgemini in ihrem letzten World Wealth Report von Mitte 2021 1.535.100 (meist männliche) Millionär*innen … analyse&kritik

Die Heißzeit – eine SciFi-Erzählung: „Meine aktuelle Science-Fiction-Geschichte „Der Gast“ geht von der Annahme aus, dass mehrere Kippelemente des Klimas sich zu einer Katastrophe aufschaukeln und eine Temperaturerhöhung von mehr als 11 °C auslösen. Ist das nicht etwas übertrieben? Sehen wir mal …“ … scilogs

Volksseele (Satire): „Länd of the Frühaufstehers, verstehen Sie? Das war in Deutschland immer schon so, deshalb kann man das auch nicht mehr ändern. Wenn man das nämlich ändern würde, hätten wir sofort wieder eine Revolution, und wir sind mit der letzten noch nicht fertig geworden … zynaesthesie

Wer war Signe Brander? Ein Ausflug ins örtlich sowie zeitlich weit entfernte Finnland des beginnenden 20. Jahrhunderts. Dort fotografierte vor über hundert Jahren Signe Brander als erste Museumsfotografin unter anderem das Stadtbild sowie die Menschen in Helsinki … kwerfeldein

Digitale-Dienste-Gesetz: Wie die Datenindustrie ein Verbot von Überwachungswerbung verhinderte … netzpolitik

Kultur mit Kick: Martin Suter legt Roman über „Schweinis“ Leben vor … revierpassagen

Fliegen ist doch für’n Ar****: Es kann sein, dass ich Ende August nach Spitzbergen muss. Dummerweise ist Spitzbergen in realistischer Zeit nur mit dem Flugzeug zu erreichen … unkreativ

Alles klar beim Pfand? Irrtümer rund um Rückgabe und Verwertung von Getränkeverpackungen … doppelwacholder

Vorfahrt fürs Fahrrad? Auch im HSK bleibt noch viel zu tun, damit sich die Bedingungen für das Radfahren deutlich verbessern … sbl