Schwule Schützen sind klar im Vorteil

Einhelliges Rauschen durch den Blätterwald von Süddeutscher Zeitung über Die Welt bis zum Spiegel. Die Westfälische Provinz schafft es ausnahmsweise in die bundedeutschen Schlagzeilen. Und warum?

Weil zwei schwule Schützen nicht nebeneinander beim Schützenumzug gehen dürfen, nicht als Königspaar. Lediglich der Schützenkönig darf vorn gehen, sein gleichgeschlechtlicher Partner muss Abstand halten (geht übrigens dem Gemahl von Königin Elisabeth auch nicht besser). Und diese himmelschreiende Ungerechtigkeit führt nun zu bundesweiter Empörung. Von Bayern bis Schleswig-Holstein reicht das Unverständnis über das rückständige Westfalen.

Dabei wird glatt übersehen, dass die Schützenvereine nicht nur schwule Männer diskriminieren. Die meisten von ihnen schließen Frauen grundsätzlich aus. Frauen dürfen gar nicht erst Mitglied im Schützenverein werden. Und wenn doch mal eine Frau in eine Schützenbruderschaft gerät,  wird sie wieder ausgeschlossen, wie in Olpe im vergangenen Sommer geschehen. Dies Vorgehen ist ebenso mit katholischen Prinzipien zu vereinbaren, wie die Einschränkung von Rechten schwuler Schützen.

In seinem sehr informativen Beitrag in der Zeitschrift telepolis weist Peter Bürger darauf hin, dass zahlreiche Schützen nicht nach katholischen Prinzipien leben, einige seien geschieden, leben getrennt, Protestanten seien ebenso  Mitglieder in Schützenvereinen wie Konfessionslose. Dies ficht die Schützenvereine und die Katholische Kirche nicht an.

Anders sieht es da bei Schwulen und eben bei Frauen aus. Mit demokratischen Gleichheitsprinzipien hat dies alles nichts zu tun.  Gegen diese Diskriminierung  ist Empörung gerechtfertigt – in beiden Fällen.

Wie heißt es in Artikel 3 Absatz 3 unseres Grundgesetzes:

Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden …

Wobei schwule Schützen klar im Vorteil sind, denn wo darf eine Frau schon mal den Vogel abschießen?

Historischer Blick – ‚Milkman in Britain‘

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'Milkman' unterwegs in Wimbledon, London im Jahr 1979 (archiv: chris)

This is really old stuff: Damals kam der postman noch mehrmals am Tag. Damals druckten Zeitungen noch Morgen- oder Nachmittagsausgabe. Ja, damals  fuhr der Milchmann durch die Straßen Englands.

Er wusste an jeder Tür, wie viele der kleinen Flaschen mit einem Pint Milch er abliefern musste. Sollte es mal mehr oder weniger sein, so fand er in den abgestellten, leeren und gereinigten Glasflaschen einen handgeschriebenen Zettel mit der neuen Bestellung.

Die Milchflaschen waren mit einem Aluminiumdeckel verschlossen und je nach Haushaltsgröße standen morgens ein, zwei oder viel mehr Flaschen vor den Haustüren des ganzen Landes. Der Milchmann lieferte auch andere leicht verderblich Produkte wie Sahne, Eier und Butter.

Das Ende des allgegenwärtigen Milchmanns kam durch Supermärkte, die Milch günstiger anboten. Milchprodukte wurden länger haltbar und die Menschen schafften sich Kühlschränke und Autos an, wodurch sie von der täglichen Milchlieferung unabhängig wurden.

So verschwand der Milchmann mit seinem Milchwagen allmählich aus dem Straßenbild. Es verschwanden ebenfalls  ounces und das English pound (lb)yards und miles. Seit 2004 wird die Post nur noch ein Mal am Tag zugestellt und die ‚Evening‘ – Zeitungen erscheinen bereits am frühen Morgen.

Hitler, Steiner, Mussolini – Anthroposophie und Faschismus, gestern und heute

Waldorfschulen und Anthroposophie versuchten, mit den Nationalsozialisten zusammenzuarbeiten, wie es in einem Memorandum der Vereinigung der Waldorfschulen an Rudolf Hess offenbar wird: Man erklärte, dass Waldorfschulen „in kleinem Maßstab das verwirklichten, was die Volksgemeinschaft im nationalsozialistischem Staat im Großen anstrebt“(1).

"La Difesa Della Razza" übersetzt: "Die Verteidigung der Rasse"
„La Difesa Della Razza“ übersetzt: „Die Verteidigung der Rasse“

Wurde die Anthroposophie von den Machthabern in Deutschland letztlich als weltanschauliche Konkurrenz wahrgenommen, so war sie in Italien eine willkommene „spirituelle“ Ergänzung des Faschismus. Hier konnten Anthroposophen ihren Traum von der „überlegenen arischen Rasse“(2) ausleben, und daran arbeiten, Rudolf Steiners programmatische Aussage „Die weiße Rasse ist die zukünftige, ist die am Geiste schaffende Rasse“(3) zu verwirklichen. Zur Anthroposophie im italienischen Faschismus und ihrer anthroposophischen Rezeption heute.

Von Andreas Lichte, Erstveröffentlichung bei den Ruhrbaronen.

„Rudolf Steiner war ein wahrhaft idealer Vorläufer des neuen Europa von Mussolini und Hitler. Ziel dieser Schrift war es, den Geist und die Figur dieses grossen, modernen, deutschen Mystikers für die Bewegung zu beanspruchen“ eine Bewegung, die nicht nur politisch, sondern auch spirituell ist „eingeführt in die Welt von den zwei parallelen Revolutionen, der Faschistischen und der Nationalsozialistischen Revolution, denen Rudolf Steiner als echter Vorläufer und spiritueller Pionier in idealer Weise angehört“(4).

So das Fazit von Ettore Martinolis Artikel „Ein Vorankünder des neuen Europa: Rudolf Steiner“, in dem er vor allem die perfekte Übereinstimmung zwischen Rudolf Steiners Denken und den grundlegendsten Tendenzen des Faschismus und Nationalsozialismus im politischen, sozialen, und spirituellen Feld betont(5). Martinoli berichtet auch, dass Rudolf Steiner in seiner Wiener Periode „als Anti-Semit wohlbekannt wurde“(6).

Ettore Martinoli war eine der einflussreichsten Persönlichkeiten der italienischen Anthroposophie. Als Rechtsanwalt verantwortete er das Zustandekommen und Fortbestehen der „Anthroposophischen Gesellschaft Italiens“ [„Società Antroposofica -™Italia“], deren Sekretär er seit ihrer Gründung 1931 war.

Martinoli sah sich in einem Kampf auf Leben und Tod zwischen Faschismus und Judentum, einem Kampf, den der Faschismus gewinnen musste, wenn er sein Ziel, ein „Neues Europa“ zu schaffen, verwirklichen wollte.

Martinoli war nicht nur Autor unzähliger Propagandaschriften gegen die „Jüdische Verschwörung“, sondern betätigte sich als Gründer und Direktor des „Zentrum für das Studium des jüdischen Problems“ [„Centro per lo studio del problema ebraico“] auch  praktisch in der Judenverfolgung, indem er jüdische Einwohner von Triest identifizierte und Listen über sie erstellte. Nach der Besetzung Norditaliens durch die Deutschen wurden Martinolis Listen und gesammelte Dokumente „das Todesurteil für Hunderte und Hunderte von Juden“, so Giuseppe Mayda.

Die Gründung der“Repubblica Sociale Italiana„, „RSI“, einem faschistischen Staat in Norditalien unter der militärischen Protektion des Deutschen Reichs im Jahre 1943, führte zu einer Beförderung Martinolis in den Apparat der RSI. Das“Zentrum für das Studium des jüdischen Problems“ wurde 1944 in“Zentrum für die Rasse“ [„Centro per la Razza“] umbenannt und seine Arbeit fortgesetzt, selbst dann noch, als Triest im Januar 1944 als „judenrein“ erklärt worden war.

Massimo Scaligero

Ist Ettore Martinoli in Deutschland weitgehend unbekannt, so genießt Massimo Scaligero (1906 – 1980) bei deutschen Anthroposophen grösste Wertschätzung. Der deutsche Wikipedia-Eintrag nennt 5 Bücher Scaligeros, die ins Deutsche übersetzt wurden. Das englische Wikipedia bezeichnet Scaligero als „Spirituellen Lehrer“, der den bekannten Anthroposophen Georg Kühlewind beeinflusste. Im italienischen Wikipedia wird Scagligero so beschrieben: „Er war unter den wichtigsten Fortführern der Ideen Rudolf Steiners und trug dazu bei, die Geisteswissenschaft („Geisteswissenschaft“, d.h. die „Anthroposophie“) in Italien bekannt zu machen und zu verbreiten.“

Heute ist Massimo Scaligero bei Wikipedia also ein „Bilderbuch“-Anthroposoph, es findet sich nicht der kleinste Hinweis auf folgendes, Zitat Scaligero:

„Wenn eine essentielle Zielsetzung der rassistischen Doktrin existiert, dann besteht diese notwendigerweise in einer ethisch-wissenschaftlichen Praxis, die die Werte der Rasse richtigstellt, gemäss eines Modells, das nicht erfunden werden muss, sondern das bereits existiert. Dies kann nicht nur durch eine Reihe von Normen der Eugenik und der Gesundheit erreicht werden, sondern auch indem eine rassistische Sensibilität und ein rassistisches Bewusstsein erweckt wird, so dass das Volk nicht passiv die Resultate einer rassistischen Aktion aufnimmt, sondern selbst bewusster Mitwirkender dieser Aktion wird“(7).

Das schreibt Massimo Scaligero 1942 in seinem Leitartikel „Bewusstsein des Blutes“ in der berüchtigten faschistischen, rassistischen und antisemitischen Zeitschrift „La Difesa della Razza“, übersetzt(8): „Die Verteidigung der Rasse“. Viele von Scaligeros annähernd 100 rassistischen Artikeln erschienen 1938–1943 bei „La Difesa della Razza“, 1941–1942 war Scaligero einer ihrer häufigsten Autoren, in etlichen Ausgaben Leitartikler.

Welche „Rasse“ verteidigt Scaligero? Und welches „bereits existierende Modell“ benutzt er dazu?

„Die Rasse von Rom“

Wie alle Rassisten erklärt Scaligero die eigene „Rasse“ für überlegen. Dazu entwickelt Scaligero in seinem frühen Hauptwerk von 1939, einem Buch von 275 Seiten mit dem Titel „Die Rasse von Rom“(9), den Mythos einer „Römischen Rasse“, einer „Rasse“, die, so Scaligero, „zum Sieg vorherbestimmt ist“.

Scaligeros breites Panorama der Entwicklung der „Römischen Rasse“ stellt die rassistische „Wurzelrassenlehre“(10), „hyperboreische“ rassische Ursprünge und den Aufstieg und Fall von „Atlantis“ vor – Elemente, die sich in der „Menschheitsentwickelung“ Rudolf Steiners finden.

In prähistorischen Zeiten begründete „die weisse arische Rasse“ den Westen und „die grossen mediterranen Zivilisationen“. Nordische und mediterrane rassische Gruppen kamen in der „Rasse von Rom“ zusammen, sie ist als „Italisch-Nordische Rasse“ die Synthese der besten Eigenschaften beider Gruppen.

„Ein überlegenes ethnisches Element“ blieb im Kern der „Römischen Rasse“ erhalten und schützte vor einer rassischen Mischung mit minderwertigen Elementen. Deshalb „ist die rassische Zusammensetzung Italiens heute die gleiche wie vor tausenden von Jahren“ und sowohl ihre besondere Spiritualität wie auch ihr spezielles Blut blieben intakt und bilden noch immer „eine organische Einheit.“

Wenn der Faschismus authentische Werte, die „anti-modern, anti-egalitär, aristokratisch“ sind, wieder herstellen kann, dann wird er „die Wiedergeburt einer überlegenen Rasse, die einmal mehr Römisch ist“ erreichen(11).

„Spiritueller Rassismus und biologischer Rassismus“

Schon in Scaligeros Buch „Die Rasse von Rom“ von 1939 werden 2 Charakteristika von Scaligeros Rassismus genannt, die später für ihn bestimmend werden: „Spiritualität“ und „Blut“.

„Spiritueller Rassismus und biologischer Rassismus“(12) heisst folgerichtig ein programmatischer Artikel Scaligeros von 1941: Durch die Integration von biologischen und spirituellen Formen des Rassismus in „eine essentielle Synthese“ will Scaligero einen „wahren und vollständigen Rassismus“ hervorbringen.

Scaligero führt aus, dass die Synthese von Geist und Leben die tiefgreifende Eigenschaft der arischen Rasse sei: die Sinnes-Welt mit spirituellen Kräften wiederzubeleben, und die spirituellen Welten durch die Erfahrung der Sinneswelt zu erreichen – dies sei das universale Gesetz für den arischen Menschen und sei immer die Grundlage der grossen Zivilisationen gewesen.

Seine Auffassung des „idealen arischen Menschen“ verknüpft Scaligero direkt mit der Anthroposophie, erklärt, dass die richtige Integration des Biologischen und Spirituellen im Werk Rudolf Steiners die Form einer endgültigen Lehre angenommen habe. Rudolf Steiner habe in den zwei einseitigen Erfahrungen der menschlichen Seele die zwei Hauptkräfte erkannt, die die Evolution und spirituelle Entwicklung des Menschen behindern. Diese nähmen symbolische Form in den Figuren Ahriman und Lucifer an(13).

Juden verkörpern „untermenschliche ahrimanische Kräfte“

Hauptgegner der menschlichen Entwicklung sind für Scaligero die Juden. Juden verkörpern „untermenschliche ahrimanische Kräfte“, so Scaligero im Kapitel „Anti-Judaismus als Anti-Materialismus“ seines Buches „Die Rasse von Rom“. „Ahriman“ steht in der Anthroposophie für „das Böse“, insbesondere ist Ahriman für den vernichtenden Einfluss des „Materialismus“ verantwortlich. Die Identifikation der Juden mit Ahriman gleicht einem Todesurteil. Und in der Tat beschreibt Scaligero schon 1939 „unsere anti-jüdische Haltung“ mit der Erklärung, dass der römische Weg mit „dem Feind“ umzugehen, sei, „das zu eliminieren, was uns Schaden zufügen kann.“

„Die Eliminierung des jüdischen Virus und die biologische Reintegration der arischen, ethnischen Werte“(14), lautet Scaligeros „Lösung des jüdischen Problems“. Dieser zentrale Satz von 1939 findet sich in vielen späteren Texten Scaligeros wieder.

Scaligero verbindet mit den Juden Demokratie, Humanismus, Säkularismus, Intellektualismus, Sozialismus, abstrakten Rationalismus, Seelenleere, Materialismus, Täuschung und Bestialität und warnt 1939 – nach Inkrafttreten der ersten faschistischen Rasssengesetze 1938 – davor, dass die antisemitische Kampagne des faschistischen Regimes nicht weit genug gegangen sei: „Das spirituelle Ideal der Rasse“ sei noch immer in grosser Gefahr durch „die okkulten Kräften des Judentums“(15). Scaligero ruft seine faschistischen Brüder dazu auf, einen rücksichtslosen Kampf gegen die Juden aufzunehmen, als „eine tiefgehende spirituelle Verantwortung“.(16)

„Arische Einheitsfront“

1941 zeichnet Scaligero das Bild eines apokalyptischen Kampfes zwischen „arischem Geist“ und „jüdischem Geist“ und sagt, dass Nationalsozialismus und Faschismus die Mittel bereitgestellt hätten, diesen Kampf zu gewinnen. Scaligero befürwortet Hitlers Ruf nach einer „vereinigten arischen Front gegen das Judentum“. Hitlers Forderung repräsentiere ein höheres Ziel für die rassistische Kampagne und zeige, wie kompromisslos der Kampf gegen das Judentum sein müsse(17).  Massimo Scaligero in seinem Artikel „Arische Einheitsfront“ in „Die Verteidigung der Rasse“ von 1941:

„Die anti-jüdische Bewegung muss heute richtigerweise eine übernationale Größe erlangen, bis sie zu einem Übereinkommen aller Länder wird. Gerade weil man von einem Ideal der Universalität bewegt ist, das die hierarchischen Differenzierungen nicht abschafft, sondern beibehält und harmonisiert, kann man die Aktion einer ethnisch-kulturellen Gruppe mit internationalistischem Charakter, wie die der jüdischen, nicht zulassen; diese Unzulässigkeit für die Völker erlangt lebendige Bedeutung vor allem sobald mit der Konzeption einer neuen arischen Universalität das Erwachen jenes ethnisch-spirituellen Elementes übereinstimmt, das ursprünglich diesem Ideal der Humanität den Impuls gab. Jetzt ist eine Einheitsfront unentbehrlich, um der Universalität des arischen Ideals ein positives Instrument auf der Ebene des Handelns zu geben, insofern es nicht darum geht, gegen eine Nation zu kämpfen, sondern gegen eine ‘Internationalität’, die Nation in den Nationen ist, und sich nicht nur unter dem Aspekt der Rasse präsentiert, sondern auch unter dem Aspekt der Religion, Kultur, der Denkweise, des Erkennens, des Handelns.“(18)

Rezeption heute

In Wikipedia, der Enzyklopädie mit der grössten Reichweite, gibt es keinerlei Hinweis auf Scaligeros faschistischen Hintergrund (siehe oben), und das obwohl es eine breite Forschungsarbeit zur Geschichte der faschistischen Rassenpolitik gibt, die Scaligeros Rolle in der rassistischen Kampagne diskutiert.

Scaligeros faschistische Texte finden sich auf Websites der italienischen Neofaschisten, so beispielsweise auf einer Literaturliste des „Centro Studi La Runa“, zu dessen Mitgliedern Gianluca Casseri – der â€œitalienische Breivik”, rassistischer Mörder von Florenz gehörte.

Es ist also schlicht unmöglich, Scaligeros Faschismus zu „übersehen“. Das ist Absicht, denn wie sollten Anthroposophen sonst Scaligeros Leben und Werk feiern, wie es die „Anthroposophische Gesellschaft Italiens“ im Dezember 2006 zu Scaligeros hundertstem Geburtstag tat?

Aber wie sollte eine historische Aufarbeitung auch aussehen? Scaligeros Rolle im Faschismus liesse nichts anderes zu, als sich vollständig, unmissverständlich, und endgültig von ihm zu distanzieren. Dann bestünde aber die Gefahr eines „Domino-Effekts“, denn Scaligero führt „nur“ das Werk seines Vorbilds, des Rassisten Rudolf Steiner, fort. Wenn Scaligero stürzt, fällt dann auch Rudolf Steiner?

Helmut Zander, Historiker und Autor des Standardwerkes „Anthroposophie in Deutschland“, über Rudolf Steiners Rassismus und Antisemitismus:

„Steiner ordnete die Rassen einer Fortschrittsgeschichte zu, in der beispielsweise heutige Indianer als »degenerierte Menschenrasse« im »Hinsterben« (GA 105,106.107 [1908]) oder schwarze Afrikaner als defiziente Spezies der Menschen- und Bewußtseinsentwicklung, als »degenerierte«, »zurückgebliebene« Rasse (ebd., 106) erschienen. Umgekehrt habe die weiße Rasse »das Persönlichkeitsgefühl am stärksten ausgebildet« (GA 107,288 [1909]). Dies sind nur Kernsätze einer Rassentheorie, die Steiner 1904 erstmals formulierte, um sie 1910 in einem komplexen System und in zunehmender Abgrenzung zu theosophischen Positionen auszufalten. Mit seinem Ausstieg aus der Theosophie hat er diese Vorstellungen keinesfalls über Bord geworfen, sondern sie 1923 nochmals in Vorträgen vor Arbeitern des Goetheanum in vergröberter, »popularisierter« Form wiederholt, aber ohne Revision im inhaltlichen Bestand. Die weiße war nun »die zukünftige, die am Geiste schaffende Rasse« (GA 349,67 [1923]).“(19)

„In der Konsequenz dieses Denkens lag auch Steiners Bestimmung des Judentums, das ebenfalls als evolutionshistorisch überholt galt (s. 8.3.2b), und in diesen Kontext gehören auch seine Völkerstereotypien, die gleichfalls hierarchisiert waren und die Deutschen als Avantgarde der Entwicklung sahen (s. 14.3.1a).“(20)

„Steiner formulierte mit seinem theosophischen Sozialdarwinismus eine Ethnologie, in der die Rede von »degenerierten«, »zurückgebliebenen« oder »zukünftigen« Rassen keine »Unfälle«, sondern das Ergebnis einer konsequent durchgedachten Evolutionslehre waren. Ich sehe im Gegensatz zu vielen Anthroposophen keine Möglichkeit, diese Konsequenz zu bestreiten.“(21)

Trotz dieses eindeutigen Urteils Helmut Zanders und der Entscheidung der „Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien“ (BPjM), die Büchern Rudolf Steiners bescheinigte, dass sie „zum Rassenhass anreizend bzw. als Rassen diskriminierend anzusehen“ sind, wird Rudolf Steiners Rassismus von Anthroposophen geleugnet, genauso wie Scaligeros Faschismus.

Motive für die Leugnung des anthroposophischen Rassismus, Faschismus

Die Anthroposophie ist einerseits eine Religion, die auf neue Gläubige angewiesen ist, andererseits ist sie ein Wirtschafts-„Imperium“, mit – formal unabhängigen –anthroposophischen Banken, Unternehmen, Krankenhäusern, Universitäten, und den bekannten Waldorfschulen.

Was würde geschehen, wenn Rudolf Steiner, Begründer und immer noch unangefochtene Autorität der Waldorfschulen, in der Öffentlichkeit mit Rassismus und Faschismus in Verbindung gebracht würde? Die Anmeldezahlen würden zurückgehen, möglich wäre aber auch, dass die öffentliche, finanzielle Förderung der Waldorfschulen in Frage gestellt würde. Es entstünde ein erheblicher wirtschaftlicher Schaden, und auch die Gewinnung des anthroposophischen Nachwuchses wäre gefährdet. Hier zeigt sich das erste Motiv für die Leugnung des anthroposophischen Rassismus, das „professionelle Motiv“:

Detlef Hardorp kann als Vorstand des „European Council for Steiner Waldorf Education“ und „Bildungspolitischer Sprecher der Waldorfschulen in Berlin-Brandenburg“ im Werk Steiners keinen Rassismus entdecken, sondern höchstens „unzeitgemäßes Vokabular“, siehe beispielsweise den Artikel des SPIEGEL: „Die Lehre von Atlantis“.

Was der Historiker Helmut Zander als End- und Höhepunkt von Steiners Rassendenken zitiert, „Die weiße war nun »die zukünftige, die am Geiste schaffende Rasse« (GA 349,67 [1923])“, wird bei Detlef Hardorp zu, Zitat Hardorp, „Steiners Haltung zur multikulturellen Gesellschaft in einer globalisierten Welt“. Dieses Weisswaschen „gelingt“ Hardorp durch selektives und sinnentstellendes Zitieren Steiners, siehe: „Waldorfschule: Dr. Detlef Hardorp verkauft Rudolf Steiners Rassismus als Multikulti

Bei Hardorp wird aber neben dem professionellen- auch noch ein persönliches, „privates Motiv“ sichtbar: Nur wenn Steiners Heiligenschein unbefleckt bleibt, kann sich Hardorp weiter als der grosse „Geistesforscher“ und Steiner-Experte präsentieren, wie er es mit seinem „Forschungsergebnis“ tat, dass Rudolf Steiner der eigentliche Entdecker der Quantenphysik sei, siehe: „Waldorfschule: Physik vom Hellseher“

Vollends privat wird die Verehrung Rudolf Steiners und Massimo Scaligeros bei Michael Eggert, der meines Wissens keine offizielle Funktion in der Anthroposophie hat, und auch nicht in einer anthroposophischen Einrichtung arbeitet. Eggert soll hier für die Haltung des normalen Durchschnittsanthroposophen stehen.

Michael Eggert wurde von Peter Staudenmaier – dem dieser Artikel zu verdanken ist, siehe „Credits“, unten – und mir über Massimo Scaligeros Faschismus, Rassismus und Antisemitismus umfassend informiert. Michael Eggert hatte also nicht mehr die deutsche Standardausrede „Aber ich hab’ doch nichts davon gewusst!“, als er Massimo Scaligero auf seinem Blog „Egoisten“ als spirituellen Lehrer vorstellte, siehe: „Die Kraft des Lebens“. Kein bedauerlicher Einzelfall, zuletzt gab es im Januar 2012 einen weiteren Blogeintrag Eggerts zu Scaligero: „Unbewegt“

Eggert preist die „Spiritualität“ Massimo Scaligeros an, eine „Spiritualität“, die Scaligero als Legitimation der Judenverfolgung diente. Warum tut Eggert das? Fragen Sie ihn selber nach seinen privaten Motiven. Ich kann nur vermuten, dass es für Eggert und viele andere Anthroposophen einfach zu spät ist, sich von ihrem anthroposophischen Glauben zu befreien. Was bliebe ihnen noch? „Nehmen Sie einem Durchschnittsmenschen die Lebenslüge, und Sie nehmen ihm zu gleicher Zeit das Glück“ – Henrik Ibsen

Credits: Die Darstellung des italienischen, anthroposophischen Faschismus ist eine Kurzzusammenfassung der Forschung von Peter Staudenmaier, seit August 2011 Professor für „Modern German History“ an der Marquette University. Quelle ist Peter Staudenmaiers Dissertation „Between occultism and fascism: Anthroposophy and the politics of race and nation in Germany and Italy, 1900-1945“, insbesondere das Kapitel: „Italian Anthroposophists and the Fascist Racial Laws, 1938-1945“, Seite 446–499. Die Darstellung wurde von Peter Staudenmaier durchgesehen.
Weiterführende Artikel der Ruhrbarone:

3 Jahre Rudolf Steiner ist „zum Rassenhass anreizend bzw. als Rassen diskriminierend anzusehen“ –die „Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien“ (BPjM) entschied, dass Bücher Rudolf Steiners rassistischen Inhalt haben

Waldorfschule: Dr. Detlef Hardorp verkauft Rudolf Steiners Rassismus als Multikulti

Waldorfschule: Physik vom Hellseher – Dr. Detlef Hardorp erklärt Rudolf Steiner zum eigentlichen Entdecker der Quantenphysik, von Dr. Tobias Maier

Waldiwissenschaft: Lorenzo Ravagli an der Privatuniversität Witten/Herdecke – über die Umdeutung von Rudolf Steiners Rassismus in Humanismus

Badische Zeitung und Rudolf Steiner: Bejubeln ja, Zitieren nein. – dazu der SPIEGEL: „Bei den Ruhrbaronen plädiert Rudolf Steiner gegen sich selbst“

(1) Memorandum vom März 1935, Titel: „Natur und Aufgaben der Waldorfschulen“, zitiert nach: Peter Staudenmaier, „Der ursprüngliche politische Kontext der Waldorf-Bewegung“

Staudenmaier: „Das Memorandum betonte die besondere Eignung der Waldorfpädagogik, die Schüler zu nationalen Überzeugungen zu erziehen, in dem sie nationale Ideen pflege und die Quintessenz und Pflichten des Deutschtums betone. Waldorf-Erziehung sei in perfekter Übereinstimmung mit den Grundüberzeugungen des nationalsozialistischen Staates.“

(2) Peter Staudenmaier, â€žBetween occultism and fascism: Anthroposophy and the politics of race and nation in Germany and Italy, 1900-1945“, Dissertation, Cornell University, August 2010, Seite 463:

„Though anti-racists do not realize it, »the superior Aryan race« is »the avant-garde of a great marching army« and the racial group which »expresses in itself the potential of evolution.«â€œ

(3) Rudolf Steiner, „Vom Leben des Menschen und der Erde – Über das Wesen des Christentums“, GA 349, Dritter Vortrag, Dornach, 3. März 1923

(4) Ettore Martinoli, „Un preannunziatore della nuova Europa: Rudolf Steiner“, in: „La Vita Italiana“, Juni 1943, Seite 566

Italienischer Original-Text: „Rudolf Steiner fu invece un vero anticipatore ideale della nuova Europa di Mussolini e di Hitler. Si è voluto, con questo scritto, rivendicare lo spirito e la figura di codesto grande mistico tedesco moderno al movimento non solo politico, ma anche spirituale, introdotto nel mondo dalle due parallele rivoluzioni fascista e nazionalsocialista, alle quali egli idealmente appartiene come vero precursore e pioniere spirituale.“

(5) Peter Staudenmaier, â€žBetween occultism and fascism: Anthroposophy and the politics of race and nation in Germany and Italy, 1900-1945“, Dissertation, Cornell University, August 2010, Seite 495:

„Above all Martinoli stresses »the perfect correspondence between Steiner’s thought and the most basic tendencies of Fascism and National Socialism in the political, social, and spiritual camp.«â€œ

(6) Ebd., Seite 495f:

„In a section on Steiner’s »critique of British policy, of Judaism, and of Masonic-plutocratic influence,« Martinoli reports that Steiner »became well-known as an antisemite« during his Vienna period, due to his articles on »the Jewish question« from the 1880s, and continued this pattern in his mature anthroposophical period as well: »In numerous lectures in the years 1917 and 1918 he also directly confronted the influence of Jewish intellectualism within European civilization.«â€œ

(7) Massimo Scaligero, „Coscienza del sangue“ in: „La Difesa della Razza“, 20.8.1942, Seite 4

Italienischer Original-Text: „Se esiste una finalità essenziale della dottrina razzista, questa necessariamente consiste in una prassi etico-scientifica che rettifichi i valori della razza, secondo un modello che non occorre inventare ma che già esiste. Ciò può essere realizzato non soltanto attraverso una serie di norme eugeniche e sanitarie, ma anche destando una sensibilità e una coscienza razzista, così che il popolo non accolga passivamente i risultati di un’azione razzista, ma divenga esso stesso consapevole cooperatore di tale azione.“

(8) Zur Kontrolle schickte ich meine Übersetzung der Scaligero-Zitate der italienischen Botschaft – Antwort der Dolmetscherinnen: „l’abbiamo trovata molto letterale, molto fedele al testo originale e corretta“ – „wir haben sie sehr wörtlich, sehr textgetreu und korrekt gefunden“.

Das miserable Deutsch ist also nicht meiner Übersetzung geschuldet, sondern dem italienischen Original – Scaligero scheint seinem Idol Rudolf Steiner nicht nur inhaltlich, sondern auch stilistisch nachzueifern: Max Dessoir spricht vom leerem Gerede Rudolf Steiners, „vorgebracht in einem Jammerdeutsch, (das) peinigt und quält“, und meint: „dieser »voraneilende Menschheitsgenius« sprach wie ein unbegabter Dorfschulmeister“.

(9) Massimo Scaligero, „La Razza di Roma“, Mantero, Tivoli, 1939

(10) „Wurzelrasse“: In der â€žTheosophie“, einer esoterischen Lehre, werden Entwicklungs-Epochen der menschheitlichen Entwicklung als „Wurzelrassen“ bezeichnet. Rudolf Steiner übernahm das Konzept der Wurzelrassen von der Theosophin Helena Petrovna Blavatsky

(11)  Vergleiche: Peter Staudenmaier, â€žBetween occultism and fascism: Anthroposophy and the politics of race and nation in Germany and Italy, 1900–1945“, Dissertation, Cornell University, August 2010, Seite 495ff.

(12) Massimo Scaligero, „Razzismo spirituale e razzismo biologico“ in: „La Vita Italiana“, Juli 1941, Seite 36-41

(13)  Vergleiche: Peter Staudenmaier, â€žBetween occultism and fascism: Anthroposophy and the politics of race and nation in Germany and Italy, 1900–1945“, Dissertation, Cornell University, August 2010, Seite 472f.

(14)  Massimo Scaligero, „Compito eroico dello spirito nell’azione razzista” in: „La Vita Italiana“, September 1939, Seite 327-33.

Italienischer Original-Text: „la eliminazione del virus giudaico e la reintegrazione biologica dei valori etnici ariani“

(15) Ebd., Seite 333

(16) Ebd., Seite 332

(17) Massimo Scaligero, „Fronte unico ario“ in: „La Difesa della Razza“, 20.2.1941, Seite 21-24

(18) Ebd., Seite 22

Italienischer Original-Text: „Il movimento anti-ebraico giustamente oggi deve acquisire un’ampiezza supernazionalistica sino a divenire un’intesa di tutti i paesi. Proprio perché si è mossi da un ideale di universalità che non abolisce ma mantiene e armonizza la differenziazione gerarchica, non si può ammettere l’azione di un gruppo etnico culturale a carattere internazionalistico, quale quello ebraico; tale inamissibilità per i popoli acquista vivente significato sopratutto allorchè alla concezione di una nuova universalità ariana corrisponde il risveglio di quell’elemento etnico-spirituale che inizialmente dette impulso a questo ideale di umanità. Ora, un fronte unico si rende necessario per dare all’universalità dell’ideale ariano uno strumento positivo sul piano dell’azione, in quanto non si tratta di combattere contro una nazione, ma contro una ‘internazionalità’ che è nazione nelle nazioni e si presenta non soltanto sotto l’aspetto di razza, ma sotto quello di religione, di cultura, di modo di pensare, di conoscere, di agire.“

(19) Helmut Zander, „Anthroposophie in Deutschland – Theosophische Weltanschauung und gesellschaftliche Praxis 1884–1945“, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen, 2007, Seite 631f.

(20) Ebd., Seite 632

(21) Ebd., Seite 636

Kleine Fluchten: Cafe, Bar, Hotel – Das Feuerschiff in Hamburg

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Das Feuerschiff (foto: chris)

Sind Sie am Hamburger Hafen auf der Suche nach einem kühlen Bier und einer leckeren Portion Pommes in etwas ungewöhnlichem Ambiente?

Dann wäre vielleicht dies kleine, rote Feuerschiff das Richtige für Sie. Es liegt an den Vorsetzen im Hamburger Hafen, direkt an der U-Bahn Station Baumwall. Die Preise sind recht moderat, der Ausblick auf die Elbe einfach schön. Neben Essen und Trinken bietet das stillgelegte  Leuchtfeuer Übernachtung und Räumlichkeiten für Feiern.

Meschede: SPD und MbZ wollen Schulform „Gesamtschule“ in Elternbefragung aufnehmen.

Die Diskussionen über die zukünftigen Schulformen im Hochsauerlandkreis verlassen unter dem Druck von demografischem Wandel und Elternwillen stellenweise die alten ideologischen Gräben der 70er Jahre. Die Mescheder SPD und das Bündnis „Meschede braucht Zukunft“ (MbZ) haben gemeinsam eine Änderung des Elternfragebogens über zukünftige Schulformen in Meschede beantragt. Die Eltern, so SPD und MbZ, sollen die Möglichkeit haben, die Schulform „Gesamtschule“ für ihre Kinder mit in Erwägung zu ziehen. Wir dokumentieren den Antrag der beiden Ratsfraktionen.spdmeschedembzmeschede

1.) An den
Bürgermeister der Stadt Meschede
Herrn Uli Hess

2.) An den
Vorsitzenden des Ausschusses für Generationen, Bildung und Freizeit
Rathaus
59872 Meschede

Meschede, den 24.02.2012

Antrag zur Elternbefragung zum Thema „Zukünftige Schulorganisation sowie Verschiebung der Schließung der Franz-Stahlmecke-Schule“; hier: Ergänzungen der Informationsveranstaltungen sowie Ergänzung des Fragebogens aus der Vorlage 8/260

Sehr geehrter Herr Bürgermeister,
sehr geehrter Herr Ausschussvorsitzender,

  • die SPD-Fraktion und die Fraktion „Meschede braucht Zukunft“ (MbZ) stellen den Antrag, in den durchzuführenden Informationsveranstaltungen die Eltern nicht nur über die Sekundarschule zu informieren sondern auch über mögliche Gesamtschulformen.
  • Des Weitern stellen die SPD-Fraktion und die Fraktion „Meschede braucht Zukunft“ (MbZ) den Antrag den Fragebogen aus der Vorlage 8/260 zu ergänzen. Die Fragestellung und die Antwortmöglichkeiten sollen wie folgt ergänzt werden:

Schulformentscheidung
Wenn es keine Sekundarschule in Meschede geben sollte, an welcher Schulform werden Sie Ihr Kind wahrscheinlich anmelden?

Wie folgt zu vervollständigen:

an einer neu zu gründenden Gesamtschule

o in Halbtagsform
o in Ganztagsform

Begründung:

In zahlreichen Städten und Gemeinden NRWs stehen in nächster Zeit Entscheidungen über die zukünftig anzubietenden Schulformen an. Dazu erhalten viele Eltern von Grundschülerinnen und Grundschülern Fragebögen zum Schulwahlverhalten, nach deren Auswertung die Stadt- oder Gemeindeverwaltungen ermitteln wollen, welche Schulform Mütter und Väter bevorzugen.

Auch in Meschede ist solch eine Elternbefragung geplant, allerdings unter dem Gesichtspunkt einer Entscheidung für oder gegen die Sekundarschule.

Wir vermissen bei der geplanten Befragung die Möglichkeit, sich alternativ für die Einrichtung einer Gesamtschule aussprechen zu können.

Die Eltern sollen demnach befragt werden, ob sie für den Fall, dass es keine Sekundarschule in Meschede gäbe, ihre Kinder an einer Haupt-, einer Realschule oder an einem Gymnasium anmelden würden. Die Elternbefragung greift also unserer Meinung nach zu kurz.

Schließlich ist die Gesamtschule eine anerkannte Schulform, die alle Schulabschlüsse der Sekundarstufe I und II anbietet und die Schullaufbahn länger offen hält.

Wir möchten zudem daran erinnern, dass im Gegensatz zu 52 von 53 Landkreisen in NRW im gesamten Hochsauerlandkreis bisher noch keine Gesamtschule eingerichtet worden ist. Die Stadt Meschede sollte wegen ihrer Funktion als Kreisstadt und ihrer zentralen Lage im HSK eine Vorreiterrolle übernehmen und die Eltern nach der von ihnen bevorzugten Schulform auch unter Einbeziehung der Gesamtschule fragen.

Mit freundlichen Grüßen

SPD-Fraktion und die Fraktion „Meschede braucht Zukunft“
Reinhard Schmidt
Ratsmitglied

Lutz Wendland
Ratsmitglied

Urbanes Wohnen VIII: Hafencity Hamburg

In loser Folge veröffentlichen wir Fotos aus städtischen Wohnquartieren in Metropolen rund um die Welt.
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Hafencity, im Hintergrund der neue 'Traditionshafen Hamburg' (fotos: chris)

Wenn Sie genügend Kleingeld haben, dann wohnen Sie hier unter Ihresgleichen. Die Einwohner der Hafencity sind sozial recht homogen, was an den horrenden Quadratmeterpreisen in dem riesigen Neubauareal liegt.

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Der Zugang ist versperrt. Wohnungen in der Hafencity.

Die Zugänge zu den Wohnungen sind an manchen Orten durch Zäune und Pforten gesichert. In den USA nennt man dies „gated communities“. Die Bewohner möchten sich abgrenzen, sie wollen unter sich bleiben und sie wollen nicht, dass Fremde ihre Hinterhöfe passieren oder gar an ihren Türen schellen. Die Welt wird auf Distanz gehalten.

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Bürogebäude von Unilever in der Hafencity.

Unilever nutzt ein riesiges Bürogebäude direkt am Elbufer. Im Erdgeschoss lädt ein Laden zum Einkauf. Spätestens jetzt lernt der Besucher, was der Lebensmittelgigant alles herstellt: Von Langnese-Eis über Rama und BiFi-Minisalami, OMO, Axe-Deo und vieles mehr. Nebenan befindet sich ein Café mit Elbblick und moderaten Preisen. Auch hier werden die Produkte von Unilever angeboten.

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Im Hintergrund die Elbphilharmonie, im Vordergrund der dazugehörige Pavillon.

Und natürlich gehört sie zur Hafencity: die Elbphilharmonie. Das neue Wahrzeichen der Stadt,  das ‚Leuchtturmprojekt‘. Jahr der Fertigstellung? Weiterhin ungewiss.

Im Vordergrund des Bildes befindet sich die Außenfassade des Elbphilharmonie Pavillons. Hier „bieten  Hör- und Sehrohre audiovisuelle Eindrücke von den Elbphilharmonie Konzerten“, so die Information auf der Homepage der Hafencity. Momentan finden diese Konzerte allerdings noch in der Laeiszhalle am Johannes-Brahms-Platz statt.

Fazit: Der neue Hamburger Stadtteil ist kalt und distanziert. Es fehlt an Menschen, Bäumen und selbst Hunde vermisse ich. Ach ja, und als wir in einem der zahllosen Restaurants nach einem Buchgeschäft fragen, heißt es:  „Nein, das gibt es hier nicht.“  Wer will bloß  in so einem Stadtteil wohnen?

Zum Totlachen: Deutsche Bahn wirbt mit kriegerischer Sprache

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Gesehen auf dem Bahnhof Kassel-Wilhelmshöhe (foto: chris)

In dem oben abgebildeten kurzen Text der Deutschen Bahn kommen Begriffe wie „Feldzug, gerüstet, gewappnet, kämpfen, Schlachtpläne, Verluste, attackieren, bedrohen, Strategie “ vor.

Irre originell, wenn die lustige Metapher ‚wenige Verluste‘ hier lediglich für Verspätungen und verpasste Züge steht, nicht etwa für tote Männer, Frauen und Kinder. Wer hat sich da bloß so einen Müll ausgedacht? Zum Totlachen finde ich es nicht, wenn die Bahn die Sprache des Krieges fördert.