Von ISO 100 bis 2200: Altastenberg verschneit im Nebel

An der Loipe (foto: zoom)

Das Wetter, viele Termine und die kurzen Tage haben das Projekt 1235Winterberg ein paar Tage ins Stocken gebracht. Heute ging es nach dem Großeinkauf am Samstag hoch nach Altastenberg.

Wenn ich richtig mitgezählt habe, ist Altastenberg der zehnte Ortsteil, einschließlich der Kernstadt Winterberg, der hiermit abgehakt werden kann.

Am Ortseingang aus Richtung Großes Bildchen kommend (foto: zoom)

Altastenberg ist für seine Nebeltage berühmt-berüchtigt. Die Einwohner*innen selbst sagen: „Was für andere Nebel ist, ist für uns Champagner“, und haben auf diese Weise aus der Not eine Tugend gemacht. Trübe Tage als touristischer Markenkern.

Seltsam, im Nebel zu wandern!
Einsam ist jeder Busch und Stein,
Kein Baum sieht den andern,
Jeder ist allein

(Hermann Hesse, 1905)

Wohnqualität I auf 800 Metern (foto: zoom)

Den Rest der insgesamt zwölf Bilder, alle mit der Festbrennweite 35 mm aufgenommen, lasse ich jetzt einfach durchlaufen.

Am Astenkick wird man in ein Seil eingehängt und rauscht ins Tal hininter. (foto: zoom)
Der Kinderspielplatz hinter der Dorfhalle (foto: zoom)
Astenberg macht Schnee, auch wenn die Lifte heute noch nicht laufen. (foto: zoom)
Skitourismus ist wichtig für Altastenberg (foto: zoom)
Wohnqualität II (foto: zoom)
Der Ortsmittelpunkt. Sport Wemhoff hat Tradition.
Kirche und Garage mit Qualität (foto: zoom)
Geradeaus geht es zum Kahlen Asten, links für mich gleich nach Hause (foto:zoom)
Idyll am Rande des Ortes (foto: zoom)

Damit ihr Altastenberg größenmäßig in die Winterberger Ortsteile einsortieren könnt, hier die Einwohnerzahlen vom 30. Juni 2022:

Gesamtes Stadtgebiet: 12.637

Winterberg (Kernstadt): 4.209 (erledigt)

Altastenberg: 315 (erledigt)

Altenfeld: 194 (erledigt)

Elkeringhausen: 360 (erledigt)

Grönebach: 592

Hildfeld: 497 (erledigt)

Hoheleye: 21 (erledigt)

Langewiese: 374

Lenneplätze: 50

Mollseifen: 47 (erledigt)

Neuastenberg: 374

Niedersfeld: 1.358

Siedlinghausen: 1.920 (erledigt)

Silbach: 697 (erledigt)

Züschen: 1.629 (erledigt)

Quelle:
https://www.rathaus-winterberg.de/wohnen-leben/stadt-winterberg/daten-fakten/

Umleitung: Antisemitismus, Terrorismus, Holocaust-Leugnung, Christinnen & Kirchen gegen Hetze, faule Deutsche, Paul Auster

„Unser Kreuz hat keine Haken“. Auch Christ*innen können gegen Rechts aktiv werden. (archivfoto: zoom)

Laut, leise, landesweit: Diejenigen am rechten Rand, die zu Antisemitismus stets leise waren, sind nun laut, wenn sie ihn als importiertes Problem darstellen können. Andere, von denen man nach dem 7. Oktober eine klare Haltung erwartet hätte, sind auffällig leise … belltower

Krieg gegen die Hamas: Mit Terroristen kann man nicht verhandeln … tagesschau

Holocaust-Leugnung und NS-Verherrlichung: Milde Strafe für antisemitischen QAnon-Propagandisten … endstationrechts

Gegen Hass und Hetze: Was Christinnen & Kirchen gegen Hetze und für den Frieden tun können … scilogs

Palästinensische Gruppen setzen Solidarität mit Rassismus gleich: Beratungsstelle ADIRA bewertet Kundgebung gegen Solidaritätskonzert als antisemitisch … nordstadtblogger

Die faulen Deutschen (Satire): Mein Name ist Gernulf Olzheimer und dies ist das Weblog aus dem Land der Bekloppten und Bescheuerten … zynaesthesie

Dem Tod gefasst entgegensehen: Paul Austers Roman „Baumgartner“ … revierpassagen

Was vom Tag bleibt… ein Baum, ein Apfel und ein Anhänger

Der Friedhof in Siedlinghausen (foto: zoom)

Wenn du im Dorf spazieren gehst, viele interessante Menschen triffst, Gespräche führst, Dinge erfährst, Hintergründe aufhellst und trotzdem abends aus Gründen nichts ins Blog schreiben kannst, dann bleiben ein paar Fotos vom Tag.

Der Siedlinghäuser Friedhof taucht häufiger auf der Website auf, weil er mir bei vielen Routen durch den Ort immer wieder vor die Füße fällt. Hier kann man, aber darf es nicht, auf die andere Seite der Bahngleise wechseln, um sich dann in den Weiten der Felder und Aussiedlerhöfe zu verlieren.

An der evangelischen Kirche, weiter unten im Ort, hängen noch Früchte am Baum. Ich habe die Äpfel hängen gelassen. Mit Adam, Eva und dem Apfel hat die ganze Geschichte angefangen. Nach der Vertreibung aus dem Paradies möchte ich nicht, dass alles in Siedlinghausen endet, bloß weil ich fremdes Obst nasche.

Einer von vielen roten Äpfeln am Baum neben der evangelischen Kirche (foto: zoom)

Oberhalb der Bahn steht seit Jahren ein grüner Anhänger mit roten Radkappen. Ich weiß nicht, ob er in der langen Zeit, die ich ihn kenne, schon einmal bewegt wurde.

Der grüne Anhänger – eines von vielen Dingen im Ort, die einfach da sind. (foto: zoom)

Der Anhänger gehört zum Ortsbild. Er ist einfach nur da – schräger Stand, ein grünes Ding. Wenn er weg ist, werde ich ihn vermissen.

Chaotische erste Bauphase für die Sanierung des Elleringhauser Bahntunnels

Drastische Kritik an der Kommunikation der Deutschen Bahn. DB-Mitarbeiter geloben Besserung.

Keine Problem bei den Siedlinghäuser Eisenbahnfreund*innen: Der Tunnel verbindet die Gleise mit dem Nachbarraum. Symbolbild. (archivfoto: zoom)

Sie verlief chaotisch, die erste Bauphase für die Sanierung des Elleringhauser Bahntunnels zwischen Olsberg und Brilon-Wald. Ursprünglich war für die Phase eine dreimonatige Streckensperrung angekündigt worden, und nun wurden es sechseinhalb Monate.

(Der Artikel ist gestern in ähnlicher Form auf der Website der Sauerländer Bürgerliste erschienen.)

Viermal wurde das Ende der Sperrung verschoben, mit extrem kurzen Ankündigungsfristen zwischen drei und minus eins (!) Tagen. Anfang November wurde die weitere Verschiebung der Streckenwiedereröffnung tatsächlich erst dann angekündigt, als die Züge schon wieder fahren sollten. An diesem Tag gab es dann gar keinen Schienenersatzverkehr (SEV), und in der anderen Zeit funktionierte der SEV teils sehr schlecht. Viele SchülerInnen und Schüler brauchten an jedem Schultag mehrere Stunden zusätzlich, um zur Schule bzw. von dort nach Hause zu kommen.

Am 27.11. stand das Thema erneut auf der Tagesordnung des Ausschusses für Wirtschaft und Struktur, nachdem es die SBL-Kreistagsfraktion bereits für die Sitzung im September hatte aufnehmen lassen. Dieses Mal hatten zwei Vertreter der “DB Netz” und ein leitender Mitarbeiter des für den Schienenpersonenverkehr zuständigen Zweckverbandes NWL den Weg ins Mescheder Kreishaus gefunden.

Von allen Seiten gab es drastische Kritik an der Kommunikation seitens der DB. Die DB-Mitarbeiter versuchten gar nicht das Geschehen zu beschönigen, sondern gelobten Besserung. Dies sei “nicht gut gelaufen”. Es habe diverse Mängel in den Abläufen gegeben; zum Schluss fehlten bautechnische Abnahmen. Während dieser Bauphase waren die beiden alten Gleise ausgebaut worden, die Tunnelsohle wurde einen Meter tiefer gelegt (was mit einer Fräse nur eine Woche dauerte), und schließlich wurde ein Gleis neu in der Tunnelmitte verlegt. Danach musste noch die Leit- und Sicherungstechnik angepasst werden.

Die weitere Sanierung dieses etwa 1,4 km langen Tunnels verläuft nach der “Tunnel-in-Tunnel-Methode”. Dabei wird jeweils auf etwa 40 Meter Länge die alte Tunnelschale saniert, durch Betonfertigteile. Das Baufeld wird durch eine verschiebbare Einhausung geschützt, und durch diesen kleineren Tunnel läuft eingleisig der Bahnverkehr weiter. Diese Phase wird etwa zwei Jahre lang dauern. Durch diese Methode kann die Dauer der Streckensperrung erheblich verkürzt werden. Der Vorschlag für die Anwendung der Tunnel-im-Tunnel-Methode kam übrigens von der SBL-Kreistagsfraktion zusammen mit dem VCD Hochsauerland, denen bekannt war, dass dieses Verfahren bereits bei einer Tunnelsanierung im Lahntal genutzt worden war. Hier nachzulesen: https://sbl-fraktion.de/?p=2375 und https://sbl-fraktion.de/?p=8023. Erst am Ende der Sanierung soll es dann eine weitere Totalsperrung von (hoffentlich nur?) drei Monaten Dauer geben.

Insgesamt soll die Sanierung dieses Tunnels, so war in der Ausschusssitzung zu erfahren, etwa 138 Mio Euro kosten. Diese Zahl lässt aufhorchen. Denn die Maßnahme wird nun teurer als der Bau einer parallelen zweiten Tunnelröhre. Das hatte die SBL auch vorgeschlagen, wurde aber abgelehnt. Nun gibt es sehr hohen logistischen Aufwand, und fast auf der halben Länge wird ein Rettungsstollen parallel gebaut, mit einem Wendeplatz am Ende, mitten im Berg. Künftig wird der Tunnel nur einspurig befahrbar sein, weil bei Tunneln mit einer Länge von mehr als 1 km nur eingleisige Röhren zulässig sind. Die einspurige Strecke wäre durch den Bau einer zweiten Röhre vermieden worden.

Was auch auffiel: Die letzte Verlängerung der Sperre vom 3. auf den 20. November war unnötig lange. Denn bereits am 9. November war die Strecke wieder befahrbar, wurde aber nicht genutzt. Wie soll man verstehen, dass Verlängerungen von Streckensperrungen ganz kurzfristig erfolgen, das aber bei Verkürzungen nicht möglich sein soll?

Alle Bahnkunden können nur hoffen, dass der Ablauf in den nächsten Jahren besser wird. Bis 2026 wird es im Kreisgebiet noch den Abschluss der Sanierung des Elleringhauser Tunnels (s.o.) geben, und es werden in dieser Zeit die beiden Tunnel zwischen Oeventrop und Freienohl saniert. Die DB hat also noch fünf Gelegenheiten (drei Abschlussphasen und zwei Startphasen) um zu zeigen, dass sie es besser kann.

HERZBERGMASCHINE

Dokumentarfilmtrilogie von Sven Boeck über die Lyrikerin Gertrud Kolmar in der Kulturschmiede Arnsberg

Veranstaltungsplakat

Der 10. Dezember 1894 war der Geburtstag der Lyrikerin Gertrud Kolmar – und das Jahr 2023 ist ihr 80. Todesjahr.

(Teatron Theater Arnsberg)

Grund genug, an diesem Tag an das Schicksal der jüdischen Dichterin zu erinnern, die von 1941 bis 1943 Zwangsarbeiterin in einer Berliner Pappfabrik war und von dort nach Auschwitz deportiert wurde. Der Berliner Regisseur Sven Boeck hat eine berührende und poetische Dokumentarfilm-Reihe über die letzten Jahre ihres Lebens in Berlin mit Auszügen aus ihrem lyrischen Werk und Briefen geschaffen, die gleichzeitig den Schrecken und die Verzweiflung jener Zeit, aber auch Lebensmut und Hoffnung vermittelt.

Im Anschluss an die Vorstellung wird ein Publikumsgespräch angeboten. Der Regisseur Sven Boeck wird anwesend sein.

Es werden drei Filme gezeigt mit einer jeweils ca. 30 minütigen Pause:

Film 1, Beginn 18 Uhr:  #1 Gertrud Kolmar – Wege durch Berlin  (76 Min)
Film 2, Beginn 20 Uhr:  #2 Das Traumtagebuch von Hilde Wenzel (27 Min)
Film 3, Beginn 21 Uhr:  #3 Sabina Wenzel in Paraty (30 Min)

Weitere Informationen über die Filme und den Regisseur hier.

Die Eintrittskarte ist gültig für alle Filme. Einlass auch in den Pausen.

Karten: Ticketlink reservix.de: https://www.reservix.de/tickets-teatron-netto-herzbergmaschine-dokumentarfilmtrilogie-von-sven-boeck-ueber-die-lyrikerin-gertrud-kolmar-in-arnsberg-kulturschmiede-am-10-12-2023/e2116005
Karten sind außerdem erhältlich in der Buchhandlung Sonja Vieth und allen reservix-Vorverkaufsstellen https://teatron-theater.de/hauptseite/vorverkauf/ oder an der Abendkasse in der Kulturschmiede Arnsberg, Apostelstraße 5, 59821 Arnsberg, Tel.: 0163-4776899 (ab 1 Stunde vor der Vorstellung).

Weitere Informationen unter: www.teatron-theater.de

Raus! Es hat geschneit…

Oben im Ort (foto: zoom)

Es soll Menschen geben, die schon jetzt über den Schnee schimpfen, aber ich sage euch, dass es schön ist, in einer eingeschneiten Nachbarschaft spazieren zu gehen.

So werde ich es ab jetzt in jeder freien Minute halten, solange bis es taut oder die Schneeberge derart hoch sind, dass sich die Haustür nicht mehr öffnen lässt.

Ok, das Schnee schieben bzw. schippen kann nervig werden. Bis jetzt ist es moderater Ausgleichssport und kein Kampfsport. Toi, toi, toi – ich bin dann wieder weg.

Das letzte Licht über der Siedlung am Abendhimmel. (foto: zoom)

Kein schöner Fotomorgen: Hildfeld

Der feuchte Schnee vor der Linse machte das Fotografieren schwer. (foto: zoom)

Es hilft ja nichts. Die 15 Winterberger Orte müssen abgearbeitet werden. Das Wetter war heute für Hildfeld sehr ungünstig.

Alles sah bei plus 1° C und leichtem Schneefall irgendwie pampig aus. Ich hatte Angst um die Elektronik der Kamera. Spoiler: sie ist heil geblieben.

Der Stein vor der Schützenhalle trägt die Aufschrift „800 Jahre Hildfeld 1220 – 2020“. (foto: zoom)

Dies ist die Nummer neun von 15 jeweils anderthalbstündigen Spaziergängen durch sämtliche Winterberger Orte. Die Strecken sind spontan, die Bilder entstehen planlos, ohne Vorüberlegungen. Das Wetter ist, wie es ist. Auf Sonnenschein oder gute Lichtbedingungen wird nicht gewartet.

Sämtliche bislang fotografierten Orte sind unter der Kategorie 1235Winterberg zu finden. Kurzerklärung zum Namen: 12 Bilder mit 35 mm Festbrennweite.

Hausvögel (foto: zoom)
Blick auf Hildfeld (foto: zoom)
Das Heide Hotel (foto: zoom)
Die 60er-Jahre leben fort. (foto: zoom)
Bildstock in der Nähe des Friedhofs (foto: zoom)
Bienenstöcke auf dem Garagendach (foto: zoom)
Personalmangel – nicht nur in Hildfeld ein Problem (foto: zoom)
Ortsmitte (foto: zoom)
Nicht viel zu melden „vomme Bürgermester“ (foto: zoom)
Zur 800-Jahr-Feier (wegen Corona ausgefallen) haben alle Häuser, die einen Namen haben, einheitliche Schilder bekommen. (foto: zoom)
Halb zog es ihn, halb sank er hin. Hier fehlt die Kopfbedeckung. (foto: zoom)

Der erste Schnee – alle ausgeflogen

Ein unbewohntes Vogelhaus am Wegesrand (foto: zoom)

Der erste Schnee sei hiermit dokumentiert. Der Niederschlag war überschaubar, der Bürgersteig schnell freigeschoben.

Ein kleiner Spaziergang. Fahrradspuren auf der dünnen Schneedecke.

Forst- und Wanderweg entlang der Namenlose. Die Fahrradspuren sind gut zu erkennen. (foto: zoom)

Eine Begegnung. Zwei ältere sportlich gekleidete Radfahrer, orangene Trikots, schieben ein steiles Stück Hohlweg hinauf. Verfahren. Eigentlich hätten sie geplant, über die Ennert und dann durch den Wald über Markt- und Minenplätze zum Kahlen Asten zu radeln. Vor ein paar Wochen wollten sie die Tour schon einmal machen wollen, aber damals wäre der Regen zu stark gewesen.

Heute ein neuer Anlauf im Schnee. Warum nicht? Wir haben uns kurz über eine alternative Route für den Hinweg zum Kahlen Asten unterhalten. Ja, die würden sie dann nehmen, den ursprünglich geplanten Weg könnten sie sich für den Rückweg aufsparen.

Dann steigen sie auf ihre Touren-MTBs und treten in die Pedalen. Ein wenig später habe ich nur noch die Spuren im Schnee fotografieren können.

Ob sie gut angekommen sind? Ein wenig Sorgen macht man sich doch, wenn bei diesem lausigen Wetter Radfahrer*innen im Wald unterwegs sind.

Mal eben kurz gucken: Dortmund

Am Eingang des U (foto: zoom)

Gestern bin ich (Maske auf) mit dem Zug nach Dortmund und zurück gefahren. Für irgendetwas muss das Deutschlandticket gut sein.

Eine meiner üblichen Schnell-Exkursionen verläuft vom Bahnhof zur Landesbibliothek und weiter zum Dortmunder U: Bücher ausleihen und ein paar Ausstellungen ansehen.

Ich wollte vor der Dunkelheit wieder im Sauerland sein, also war das Zeitfenster knapp bemessen.

Die Ausstellungen Kulturelle Teilhabe und Heterogenität – Tasten und Sehen im Dialog der TU Dortmund und die Emerging Artists V-Biennale für zeitgenössische Kunst aus Dortmund konnte ich mir nur sehr kurz anschauen. Sie werden allerdings noch bis zum 14. bzw. 28. Januar 2024 gezeigt. Beim nächsten Dortmund-Besuch bringe ich mehr Muße mit und besuche die Werke der acht Künstler*innen auf der zweiten Ebene etwas ausdauernder.

Tastmodell der Stadtkirche St. Reinoldi (foto: zoom)

Teilhabe am Kulturellen Erbe ist Menschenrecht: für alle! ist das Motto der ersten Ausstellung.

„Vorgestellt werden Tastmodelle der Stadtkirche St. Reinoldi, Vermittlungschoreografien für eine inklusive (bau-)kulturelle Bildung und für eine zeitgemäße Lehrer:innenbildung.“

https://dortmunder-u.de/event/tasten-und-sehen/
Im Vordergrund die Innenstadt, im Mittelgrund ein Kirchenfenster und dahinter die St. Reinoldi Kirche (foto: zoom)

Neben den Modellen hängen zahlreiche Informationstafeln, auf denen das Projekt der Technischen Universität (TU) erläutert wird.

Die Zeit – sie lief mir davon. Auf der zweiten Ebene wollte ich unbedingt noch einen kurzen Blick auf die jungen, aufstrebenden Dortmunder Künstler*innen bzw. ihre Werke werfen.

Der Eingangsbereich (foto: zoom)

Beide Ausstellungen sind übrigens kostenlos. Auch wenn man nur kurz verweilt, bleibt kein Loch in der Brieftasche.

Auf dem Bild überschneiden sich zwei Ausstellungen. (foto: zoom)

Die naiv anmutende Malerei gehört zu eine/einem anderen Künstler*in als der Girls, Girls, Girls Teil, in welchem es um Prostitution ging. Die Künstlerin erklärt ihren Ausstellungsbereich auf einer grün umrandeten, im Raum hängenden Tafel.

Das Thema ist aktuell, allgegenwärtig und zugleich liegt ein Schleier des Schweigens über dem sogenannten“ältesten Gewerbe der Welt“. (foto: zoom)

Den roten Vorhang habe ich allerdings nicht zurückgezogen. Ich fand dieses Stück ganz witzig, weil es die sogenannte Warnung vor dem Inhalt / Content Warning (CW) in den sozialen Medien vergegenständlicht.

Hinter dem Vorhang kannst du Kommentare über Sexarbeiter*innen lesen, die verstörend sein können. Lies sie nur durch, wenn du dich dazu bereit fühlst. (foto: zoom)

Für eventuell zu erwartende abwertende, schäbige, ekelhafte Kommentare hatte ich am Donnerstag keine Zeit. Der Zug wartete. Der Vorhang blieb zu.

Tschüss Dortmund! (foto: zoom)

Gelesen: Fotos im Nationalsozialismus

Neue Forschungen zu einer besonderen Quelle

Ein wichtiges Thema wurde beim Dachauer Symposium 2021 behandelt (foto: zoom)

Vor über sieben Jahren fand im Hallenberger Kump die Ausstellung „Mythos Leni Riefenstahl – Fotografie. Film. Dokumentation“ [1] statt. Vor dem ersten Besuch hatte ich damals ein mulmiges Gefühl, Angst von der Riefenstahl’schen Ästhetik überwältigt zu werden.

Die ausgestellten Bilder und einordnenden Texte betrachtete und las ich sehr genau und konnte den antihumanen, gefühllosen, anti-aufklärerischen, todesgeilen und faschistischen Blick Riefenstahls auf die Welt erkennen [3]. Sie zeigen den Nationalsozialismus aus der Täterperspektive.

Im letzten Jahr (2022) ist im Wallstein Verlag der Protokollband des Dachauer Symposiums zur Zeitgeschichte von Oktober 2021 erschienen [4]. Das Thema der Tagung lautete „Fotos im Nationalsozialismus. Neue Forschungen zu einer besonderen Quelle“ [5].

Die knapp 200 Seiten haben mich in den letzten Tage sehr gefesselt, weil sie meinen Blick von der propagandistischen Bilderschau der Nationalsozialisten a là Riefenstahl zum Gesamtbestand sämtlicher Abbildungen gelenkt haben. Der Tagungsband versucht, das Volumen der Fotos zu kategorisieren und stellt die Frage, wie mit der (digitalen) Bilderflut umgegangen werden könne (S. 16 – 19).

Auf der Website des Dachauer Symposiums heißt es:

„Das 20. Jahrhundert ist das „Jahrhundert der Bilder“ (Gerhard Paul) – die Bedeutung von visuellen Medien ist nicht zu übersehen. Insbesondere die Nationalsozialisten haben die politische Relevanz von Bildern für die Propaganda erkannt und sorgfältig auf die visuelle Inszenierung ihrer Macht geachtet. Die Posen und Gesten, die Hitler mit seinem Fotografen Heinrich Hoffmann in den 1920er Jahren einstudierte, oder die Filme von Leni Riefenstahl sind ein beredtes Beispiel dafür.

Zehntausende Knipser haben ihren Alltag, die „Volksgemeinschaft“ und den Krieg fotografiert. Doch gab es im Nationalsozialismus auch Gegen-Bilder von jüdischen Fotografinnen und Fotografen, die ihre Lebenswirklichkeit, Verfolgung wie Selbstbehauptung, dokumentierten. Selbst in den Konzentrationslagern gelang es Häftlingen unter Lebensgefahr, Fotos von den Gewaltverhältnissen aufzunehmen.

Seit vielen Jahren stellen Museen und Gedenkstätten Fotos aus der NS-Zeit aus; in Nottingham, Berlin, London und anderen Orten sind Forschungsprojekte zu Fotografie im Nationalsozialismus verwirklicht worden – Grund genug, um Zwischenbilanz zu ziehen. Welche neuen Fragen werden heute an Fotografien gestellt? Welche Erkenntnisse können aus dem Umgang mit Fotografien sowohl in der Vermittlung wie auch in der Forschung gewonnen werden?

Und nicht zuletzt stellt sich drängend die Frage, wie mit Fotografien aus der NS-Zeit im Internet umgegangen werden soll. Was lässt sich gegen Bildfälschungen und verzerrende Interpretationen tun? Brauchen wir eine Enzyklopädie der Bilder?“

http://www.dachauer-symposium.de/symposium2021.html

Die Antwort auf die letzte Frage vorweggenommen: Eine überblickende, abschließende Anordnung (Enzyklopädie) der Fotobestände sei wegen der immer noch wachsenden Zahl der Bilder u. a. aus Privatsammlungen und Alben nicht möglich, sondern müsse in einer Art digitaler kritischer Edition erfolgen, ähnlich einer Wikipedia.

Da Bilder gerade in der digitalen Welt oft lediglich als Illustration, verändert oder verfälscht verbreitet würden, sei eine sehr genaue Kontextualisierung wichtig. Dazu gehörten Antworten auf die Fragen: Wer hat das Foto, wo und wann und unter welchen Umständen erstellt? Zeigt es die Täter-, Opfer- oder Siegerperspektive? Zeigt es eine private Szene oder ist das Bild eine Auftragsarbeit? Ist es möglich die Abbildung bis zum Negativ zurückzuverfolgen? Wer hat das Foto aus welchen Motiven archiviert und wie ist es an die Öffentlichkeit gelangt? Wie wurden Fotoalben zusammengestellt und möglicherweise im Laufe der Zeit verändert? Wieviel Politik und Zeitgeschichte steckt in einem privaten Foto? Was ist überhaupt auf dem Bild zu sehen?

Anhand von einzelnen Fotos bzw. Fotostrecken aus Alben führen die Referent*innen beispielhaft in ihr jeweiliges Thema ein.

Diese Bildbesprechungen waren und sind für mich ein sehr interessanter Aspekt der verschiedenen Aufsätze. In jedem Foto steckt ein spannender Essay. Bei manchen Seiten habe ich gedacht: Ja, so sollte ein sehr guter Aufsatz, eine Foto-/Bildinterpretation in der Oberstufe geschrieben werden.

Und tatsächlich sind (S. 183) nicht nur Historiker*innen und Medienleute die Zielgruppe einer kritischen Edition, sondern des weiteren auch Lehrer*innen und Schüler*innen.

Beispielgebend wird von Christine Bartlitz (S. 151) die Online-Lernplattform segu mit dem Modul „Auschwitz-Birkenau 1944 | Fotos aus zwei Perspektiven“ (10.2.2022) angeführt. Anhand eines Opfer- und eines Täterbildes vor der Rampe in Auschwitz sollen die Schüler*innen Bildquellen untersuchen und dabei besonders die Perspektive der Fotografierenden in den Blick nehmen.

In der dokumentierten Podiumsdiskussion (S. 161 – 185) hebt Cornelia Brink das RomArchiv als sehr überzeugende virtuelle Ausstellung hervor (S. 167), da Kontexte, Verknüpfungen, Erläuterungen zum Medium Fotografie angeboten werden.

Genau so interessant wie die Inhalte der einzelnen Vorträge, sind die jeweiligen Belege und Anmerkungen, die zum Stöbern im Internet einladen. Viele Ressourcen haben eine Webadresse (URL).

Für wen ist der Tagungsband des Dachauer Symposiums geeignet? Meiner Einschätzung nach reicht das Interesse am Medium Foto und/oder an der Geschichte des Nationalsozialismus vollkommen aus, um die eingängig geschriebenen knapp 200 Seiten gewinnbringend zu lesen. Dabei spielt es keine Rolle, ob das Interesse professionell, privat oder irgendwo dazwischen liegt.

Gliederung der inhaltlichen Schwerpunkte:

  • Von Fotoalben und Bilderrahmen. Private Blicke im NS-Deutschland
  • Gegen-Blicke. Jüdische Fotografinnen und Fotografen
  • Fotografie und Gewalt. Neue Perspektiven
  • Fotografien des Nationalsozialismus im Internet. Chancen und Probleme
  • Podiumsdiskussion

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[1] Mythos Leni Riefenstahl – Fotografie. Film. Dokumentation. Ausstellung im Infozentrum Kump vom 31. März bis 29. April 2016
https://www.schiebener.net/wordpress/mythos-leni-riefenstahl-fotografie-film-dokumentation-ausstellung-im-infozentrum-kump-vom-31-maerz-bis-29-april-2016/

[2] Mit Riefenstahl bin ich noch nicht durch … Ausstellung im Kump Hallenberg
https://www.schiebener.net/wordpress/mit-riefenstahl-bin-ich-noch-nicht-durch-austellung-im-kump-hallenberg/

[3] Um zwei Wochen verlängert: „Riefenstahls Blick auf die Welt ist antihuman, gefühllos, anti-aufklärerisch, todesgeil und faschistisch“ (Georg Seeßlen)
https://www.schiebener.net/wordpress/um-zwei-wochen-verlaengert-riefenstahls-blick-auf-die-welt-ist-antihuman-gefuehllos-anti-aufklaererisch-todesgeil-und-faschistisch-georg-seesslen/

[4] Fotos im Nationalsozialismus, Neue Forschungen zu einer besonderen Quelle, Herausgegeben von Michael Wildt und Sybille Steinbacher, Reihe: Dachauer Symposien zur Zeitgeschichte, Bd. 20, Göttingen 2022, ISBN 978-3-8353-5318-3

[5] Dachauer Symposium zur Zeitgeschichte 2021, Fotografie im Nationalsozialismus – eine Zwischenbilanz
http://www.dachauer-symposium.de/symposium2021.html