Die letzte Umleitung vor 2024

Pizzabude in Kassel-Kirchditmold (foto: zoom)

Überraschung des Jahres 2023: Hundert Prozent Erneuerbare am Wintertag statt Blackout … klimareporter

Ein ewiger Optimist: Antonio Negri, Opa der Autonomen, brillanter Denker der italienischen radikalen Linken, ist mit 90 Jahren gestorben … misik

Todesursache Ketamin: wie gefährlich ist das Depressions-Medikament? … scilogs

Kein bisschen Frieden: hat noch irgendjemand den Überblick, was in diesem Land gerade so geschieht? Vor den ganzen Kriegen, dem grassierenden Antisemitismus, einer von unfähigen Traumtänzern und gierigen Idioten in den Untergang gesteuerten Politik und dem sich lähmend auf das ganze Leben legenden Szenario eines kollabierenden Planeten merkt man kaum noch etwas von der angeblichen Zeitenwende, die schnelles und entschlossenes Handeln erfordern sollte … zynaesthesie

Globke entehrt: Anlass ist ausgerechnet der deutsche Beamte Hans Globke, ausgezeichnet mit dem Großen Goldenen Ehrenzeichen am Bande für Verdienste um die Republik Österreich … archivalia

„Wir müssen endlich Konsequenzen ziehen“: Caro Keller vom Bündnis NSU-Watch bewertet das vergangene Jahr als „äußerst besorgniserregend“. Im Gespräch mit netzpolitik.org kritisiert sie erstarkende rechte Positionen und eine ineffektive Justiz … netzpolitik

Halkyonische Tage 2023/2024: Es sind wieder die Tage des Eisvogels, ich habe die Flure des IDH für mich, meine Mail-Inbox schweigt stille und damit bietet sich die Gelegenheit, eine nun schon neunjährige Tradition fortzusetzen und das Jahr Revue passieren zu lassen … texperimentales

Schmuck, Bodenschätze und (Post)koloniales: Freilichtmuseum Hagen stellt Sonderausstellungen für 2024 vor … doppelwacholder

Vorsicht mit Gemeinfreiheit in 2024: Es ist bald wieder Jahreswechsel und daher werden am 1.1.2024 wieder diverse Werke gemeinfrei. 70 Jahre nach dem Tod des Urhebers jeweils zum Stichtag 1. Januar des Folgejahres stehen seine Werke dann der Allgemeinheit zur freien Nutzung zur Verfügung … schmalenstroer

Nordrhein-Westfalen: „Junge Alternative“ vom Verfassungsschutz als Verdachtsfall eingestuft … nordstadtblogger

Kehrseiten des Expressionismus: eine nachdrückliche Befragung in Dortmund … revierpassagen

Amazon stirbt – vermutlich mit Absicht: Ich glaube, wir erleben gerade das Ende von Amazon – und ich denke, dass Bezos das egal ist … unkreativ

Farbenfrohe E-Reader ODER Das Anliegen, meine Augen weniger zu strapazieren: abwarten und Tee trinken. Oder einfach mal wieder öfters etwas auf Papier lesen. Hat früher auch funktioniert, da kann das so schlecht ja nicht sein … fbanning

Deutschlandwetter im Dezember 2023

Sehr milder und nasser Dezember mit teils angespannter Hochwassersituation. NRW mildestes und auch nassestes Bundesland.

Bäume und Sträucher spiegeln sich in einer überfluteten Wiese. (foto: zoom)

Offenbach, 29. Dezember 2023 – Der Dezember 2023 war der 15. in Folge mit auffallend hohen Temperaturen und wird voraussichtlich zu den acht wärmsten Weihnachtsmonaten seit 1881 gehören. Diese positive Abweichung konnten auch die winterlichen Bedingungen im ersten Monatsdrittel nicht ausgleichen. Durch bemerkenswert hohe Niederschlagsmengen wird der Dezember 2023 wohl zu den nassesten zehn Monaten seit 1881 gehören.

(Pressemitteilung DWD)

In den feuchten Gebieten des Nordwestens war eine fast schon vollständige Abwesenheit der Sonneneinstrahlung zu verzeichnen, während im äußersten Süden eine überdurchschnittlich hohe Stundensumme ermittelt werden konnte, so der Deutsche Wetterdienst (DWD) nach ersten Auswertungen der Ergebnisse seiner rund 2 000 Messstationen.

Nach winterlichem Start deutlicher Temperaturanstieg mit sehr milden Festtagen
Das Mittel der Lufttemperatur lag im Dezember 2023 mit 3,9 Grad Celsius (°C) um 3,1 Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990 (0,8 °C). Im Vergleich zur aktuellen und wärmeren Vergleichsperiode 1991 bis 2020 (1,8 °C) betrug die Abweichung 2,1 Grad. Der Weihnachtsmonat begann winterlich mit landesweiten Nachtfrösten und sogar sehr strengen Frösten im Südosten. Gottfrieding, Niederbayern, meldete am 3. mit -18,9 °C den bundesweiten Tiefstwert. Ab dem zweiten Adventswochenende setzte sich mildere Luft durch. An Weihnachten wurde es fast frühlingshaft mild. Das im Berchtesgadener Land gelegene Piding verzeichnete zur späten Stunde am Heiligen Abend mit Föhnunterstützung sogar 16,9 °C. Es war der Höchstwert im Dezember 2023.

Extrem nass mit Rekordmengen in der nördlichen Mitte und Weihnachtshochwasser
Im Dezember fielen mit ungewöhnlich hohen 114 Litern pro Quadratmeter (l/m²) knapp 63 Prozent mehr Niederschlag, als in der Referenzperiode 1961 bis 1990 (70 l/m²). Im Vergleich zu 1991 bis 2020 erreichte das Plus rund 60 Prozent des Solls (71 l/m²). Niedersachsen und Sachsen-Anhalt verzeichneten wohl den nassesten Weihnachtsmonat seit Messbeginn. Besonders in den zentralen Mittelgebirgen und im Schwarzwald gingen teils über 300 l/m² nieder. Ab den Festtagen kam es vielerorts zu Hochwasserwellen mit großen Überflutungen insbesondere in Niedersachsen, Thüringen, Sachsen-Anhalt und Sachsen. Vergleichsweise niederschlagsärmere Regionen waren im Dezember mitunter am Oberrhein mit Mengen um 50 l/m² zu finden.

Bis auf den Süden ein verbreitet sehr trüber Dezembermonat
Mit rund 33 Stunden verfehlte die Sonnenscheindauer im Dezember ihr Soll von 38 Stunden (Periode 1961 bis 1990) um rund 15 Prozent. Im Vergleich zu 1991 bis 2020 (42 Stunden) betrug die negative Abweichung fast 30 Prozent. Bis zu 80 Stunden schien die Sonne im Alpenvorland. Weite Teile Niedersachsens meldeten dagegen keine 10 Stunden.

Das Wetter in den Bundesländern im Dezember 2023
(In Klammern finden Sie die vieljährigen Mittelwerte der internationalen Referenzperiode 1961-1990. Der Vergleich aktueller mit diesen vieljährigen Werten ermöglicht eine Einschätzung des längerfristigen Klimawandels)

Nordrhein-Westfalen: Im Weihnachtsmonat platzierte sich NRW mit 5,5 °C (2,3 °C) als mildestes und mit extrem hohen Mengen von 165 l/m² (88 l/m²) auch als nassestes Bundesland. Im Sauerland, aber auch am Teutoburger Wald, fielen im Dezemberverlauf sogar örtlich über 300 l/m². An Weihnachten und danach herrschte vor allem im Münsterland, Ostwestfalen und im nördlichen Ruhrgebiet eine angespannte Hochwassersituation. Nur 25 Stunden (37 Stunden) schien die Sonne.

„Deutschlandwetter im Dezember 2023“ weiterlesen

Der Philosophenweg in der Kasseler Südstadt wird zur Fahrradstraße umgestaltet

Der Philosophenweg am 28. Dezember 2023: Schmale Fahrbahn, viele parkende Autos (foto: zoom)

Der Philosophenweg in der Kasseler Südstadt soll nach längeren Planungen, Workshops und Informationsveranstaltungen im nächsten Jahr zu einer Fahrradstraße umgestaltet werden.

Nicht alle Anwohner*innen waren und sind von der Veränderung begeistert, müssen sie doch in Zukunft auf ca. 30 Parkplätze für ihre Autos verzichten.

Ich selbst werde hoffentlich im Laufe des Jahres 2024 als gelegentlicher Besucher der Südstadt in Ruhe und mit aller philosophischen Gelassenheit von der Karlsaue zur Wilhelmshöher Allee radeln oder als Fußgänger die Graffiti in der Hall of Fame am unteren Ende des Philosophenwegs bestaunen.

Am 11. November hatte ich zum Thema Philosophenweg-Fahrradstraße einen Blogartikel veröffentlicht.

Fahrradstraße Philosophenweg in Kassel – ein Interessenkonflikt:
https://www.schiebener.net/wordpress/fahrradstrasse-philosophenweg-in-kassel-ein-interessenkonflikt/

Auf der Website der Stadt Kassel sind viele Hintergrund- und Planungsinformationen zu finden.

Die Stadtverordnetenversammlung hat im September 2019 beschlossen, den Philosophenweg fahrradfreundlich auszubauen:
https://www.kassel.de/buerger/verkehr_und_mobilitaet/baustellen/strassenbauprojekte/philosophenweg.php

Ein aktueller Artikel ist am 16. Dezember in der HNA erschienen.

Philosophenweg wird Fahrradstraße:
https://www.hna.de/kassel/philosophenweg-wird-radstrasse-91979866.html

In dem unten verlinkten PDF sind die Ergebnisse der Bürger*innenbefragung grafisch aufbereitet.

Befragung zur geplanten Neugestaltung des Philosophenwegs (PDF):
https://www.kassel.de/buerger/verkehr_und_mobilitaet/baustellen/strassenbauprojekte/philosophenweg.php.media/134134/Philosophenweg.pdf

Weihnachen hört einfach nicht auf

Schnappschuss auf dem Kasseler Weihnachtsmarkt (foto: zoom)

Weihnachten beginnt früh und endet spät. An den Enden franst es aus.

Die Jingle Bells ertönen auf endlos scheinenden Christmas Fairs. High Times für Glühwein-Junkies.

Seit dem Verkaufsstart der Silvester-Böller knallt es ab und zu zwischen den Buden. Vor Schreck bleibt mir eine gebrannte Mandel im Hals stecken.

Gute Nacht!

Der Regen hat aufgehört

Endlich wieder spazieren gehen

Die Namenlose ist gut gefüllt. (foto: zoom)

Heute hat der große Regen endlich aufgehört und wir konnten unsere Sessel und Sofas verlassen, um den Kalorienüberschuss der Weihnachtstage zumindest ansatzweise abzuschmelzen.

Am 18. Dezember war ich zum letzten Mal mit dem Rad unterwegs. Danach begann es erbarmungslos zu pladdern und zu stürmen.

Ihr kennt die kleine Runde, woll? Schnickemühle, Namenlose, Silbach Sportplatz, Viadukt, Ennert und ab nach Hause.

Die Namenlose führte zwar mehr Wasser als in normalen Zeiten, aber der Wanderweg war gefahrlos begehbar.

Die Bahn Richtung Olsberg-Bigge (foto: zoom)

Die Bahn Richtung Olsberg-Bigge fuhr pünktlich über das Viadukt in Silbach. Durch die kahlen Sträucher und Bäume konnte man nicht sehen, ob irgendwer im Zug saß.

Am Viadukt begrüßt mich schon seit Jahren der hölzerne Trinker auf dem Weinfass mit erhobenem Becher.

Trinker und Holz verfallen zusehends. (foto: zoom)

Dem Mönch(?) ist das jahrelange Trinken nicht bekommen. Er verfällt von Jahr zu Jahr. Hinunter zum Weinkeller wird ihm die kaputte Laterne nicht mehr leuchten.

Auf der Ennert warten ein Haufen, eine Bank und ein Wegweiser.

Ein kurzer Stopp an der Wegkreuzung auf der Ennert. Blickrichtung Hömberg (715 m). (foto: zoom)

Auf den Bildern ist es nicht zu sehen, aber es waren mehr Leute als üblich unterwegs und ich konnte jeden Smalltalk mit Endlich kommt man mal wieder raus. Der Regen war ja nicht mehr auszuhalten beleben.

Meine säkularen Versuche, mit Hallo zu beginnen, scheiterten meist am Frohe-Weihnachten Konter.

Schön, mal wieder draußen gewesen zu sein. Die restlichen Marzipankartoffeln hatten nach diesem Spaziergang nicht den Hauch einer Chance.

Heiligabend auf dem Kahlen Asten

Der Astenturm (foto: zoom)

Es war heute sehr ungemütlich auf dem Kahlen Asten. Sturm, Regen – das ganze Weihnachtsprogramm.

Den 24. Dezember 2023 werde ich nach diesem Spaziergang auf jeden Fall im Gedächtnis behalten.

Dem Wetter trotzend eine kleine Runde gedreht (foto: zoom)

Der Ablauf: stürmischer Gegenwind, unangenehmer Seitenwind, bequemer Rückenwind, unangenehmer Seitenwind.

But the best was yet to come: Das Café im Astenturm hatte geöffnet und wir konnten uns bei heißen Getränken aufwärmen.

Wenn ich es mir so recht überlege, war der 24. Dezember bis jetzt ein voller Erfolg.

Ein Nachmittag im Stadtmuseum. 1943: Luftangriff auf Kassel

Stadtmuseum Kassel – ganz oben (foto: zoom)

Der 23. Dezember 2024 war ein nasser Tag. Als wir nach Kassel fuhren, schauten wir misstrauisch auf überflutete Weiden. Bäche breiteten sich über ihre Ufersäume aus. Das Wasser in den Abflussgräben neben der Straße sprang in den Senken über die Siele, kurz vor Lengsfeld wurde ein Auto aus der Böschung gezogen.

Auf der Rückfahrt pumpten hier und dort Feuerwehren überflutete Höfe und vollgelaufene Keller leer. Blaulichter zuckten mancherorten durch die hereinbrechende Dunkelheit. Schreckmomente. In Eppe sprang das Auto unversehens über einen Schlauch, der quer über der Straße lag.

In Kassel blieben uns an diesem Tag ein Café und das Stadtmuseum.

Großplakat an der Straßenseite des Stadtmuseums (foto: zoom)

Die Sonderausstellung 1943: Luftangriff auf Kassel war interessant, keine Opfershow. Auf drei Stockwerken fanden wir die Bombardierung der nordhesssischen Stadt, einem Zentrum der Rüstungsindustrie, historisch eingeordnet und in der brutalen Logik des Krieges nachvollziehbar.

Am Schreibtisch. Vor mir liegt eine Kopie des Bomber’s Baedeker Teil I: Aachen – Küstrin (foto: zoom)

Während ich an einem Schreibtisch sitze, erklärt Luftmarshall („Bomber“) Harris den Strategiewechsel des Bomber Command, die Direktive zum Flächenbomardement des Deutschen Reichs. Ziel war neben der Zerstörung der militärischen und industriellen Infrastruktur die moralische Schwächung der deutschen Bevölkerung.

Das mit Bomber’s Baedeker bezeichnete Buch in der vorderen Mitte führte – angelehnt an die bekannten Reiseführer – alle Städte des Deutschen Reichs mit mehr als tausend Einwohner*innen auf. In alphabetischer Reihenfolge sind insgesamt 518 Städte mit geografischen Beschreibungen sowie Informationen zu deren kriegswichtigen Infrastrukturen und Produktionsstätten vermerkt.

Ich habe gleich nachgeblättert, ob meine alte Heimat am Niederrhein im Bomber’s Baedeker verzeichnet war und bin fündig geworden. Für Dinslaken sind ein Stahlwalzwerk (Thyssen), die Zeche Lohberg und das Thyssen-Kraftwerk aufgeführt.

An einer Audio-Station habe ich mir den bewegenden Abschiedsbrief von Dr. Felix Blumenfeld an seine Söhne vor dem Suizid im Jahr 1942 vorlesen lassen. Allein diese sieben Minuten persönlicher Geschichte haben den Besuch der Ausstellung gelohnt.

Ein Jüdisches Schicksal: Dr. Felix Blumenfeld, Abschiedsbrief an seine Söhne (foto: zoom)

Unseliges Kassel: der Nazi-Verbrecher und NS-Jurist Roland Freisler beginnt seine Karriere zum Präsidenten des Volksgerichtshofs mit einer Anwaltskanzlei in Kassel.

Zwei Tage vor den Novemberprogromen findet die „Generalprobe“ in Kassel statt.

Die Pogrome vom 7. November 1938 als Probelauf und Muster für die Reichspogromnacht zwei Tage später.

Die Stadt ist mit Rüstungsindustrie vollgepropft.

Am 8. Mai 1945 ist Schluss. Die Allierten besiegen das „Tausendjährige“ Reich.

Die Hesssische Post meldet die Kapitulation (foto: zoom)

Im unteren Bild marschieren die Sieger links und rechts der Wilhelmshöher Allee. Die Deutschen waren schon vor 1933 gewarnt worden: „Wer Hitler wählt, wählt den Krieg!“

US-amerikanische Soldaten auf der Wilhelmshöher Allee am 5. April 1945 (Stadtarchiv Kassel)

Als wir uns im Nachgang über die Ausstellung unterhielten, ist mir aufgefallen, dass ich noch einige Exponate und Details übersehen habe.

Alles spricht für einen zweiten Besuch der Sonderausstellung

Weihnachten in Winterberg?

Blick aus dem Fenster (foto: zoom)

Wer bei Sturm und Dauerregen über Weihnachten nach Winterberg fährt, muss wissen, auf was sie oder er sich einlässt.

Die Böden sind aufgeweicht, Bäume stürzen um, wetterbedingte Unfälle häufen sich. Schaut euch die Webcams der Ski-Gebiete an. Es sieht nicht nach Spaß und Freude aus. Alternativ im Wald spazieren gehen? Wer sich in Gefahr begeben will, kann vom Baum oder auch „nur“ einem Ast erschlagen werden.

Ihr habt ein schönes Quartier? Dann solltet ihr euch ein Buch nehmen und die Füße hochlegen.

Draußen ist es wirklich sehr ungemütlich.

Ski und Rodel gut? Ja! Aber laut Deutschem Wetterdienst nur in den höheren Lagen der Alpen: „Selbst am Kahlen Asten findet sich aktuell keine Schneedecke mehr, das Tauwetter hat auch rund um Winterberg zugeschlagen. An Heiligabend steigen die Temperaturen auch dort auf bis zu 5 Grad an.“

Aus alten Zeiten: Olsberger Hütte – Sie ließen hauen unermüdet immerfort

Kampf um die Arbeitsplätze in Olsberger Betrieben 1981 und 2023/24

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
Video-Link: https://mediathek.rzgierskopp.de/w/nyn6akRww4Q1kakBmfpw26

Der Dokumentarfilm Olsberger Hütte – Sie ließen hauen unermüdet immerfort wird 1980 bis 1981 von der Kölner Film- und Video-Gruppe produziert und 1981 im WDR ausgestrahlt.

Die Geschäftsführung der Olsberger Hütte ist anfangs glücklich über das Interesse der Filmemacher und erwartet einen Imagefilm, doch den Autoren schwebt etwas anderes vor: Sie wollen die damalige Situation aus Sicht der kampfbereiten Arbeiter der Hütte und deren ersten Arbeitskampf seit 1910 zeigen.

Die Autoren selbst schreiben u.a. über ihr Filmprojekt:

In einer Kölner IG Metall-Veranstaltung zur Vorbereitung der 81er Tarifrunde lernen wir einen Vertrauensmann der Olsberger Hütte kennen. Er erzählt uns von der harten Arbeit in der Gießerei, in der kaum ein Arbeiter älter als 50 Jahre wird. Trotz eines Gewinns von 30 Prozent im Jahre 1980 will Geschäftsführer und Miteigentümer im Familienbetrieb Edgar Kersting zum Jahresende 30 der 600 Beschäftigten rausrationalisieren und gleichzeitig kräftig investieren. Der Vertrauensmann sagt: „Dagegen werden wir uns wehren. Das erste Mal seit 70 Jahren.“

Alles lesen:
https://privatarchiv.rzgierskopp.de/1981/01/olsberger-huette-sie-liessen-hauen-unermuedet-immerfort/

42 Jahre später, am Ende des Jahres 2023, werden in einem anderen Olsberger Betrieb, der Firma Oventrop GmbH & Co. KG aus Bigge-Olsberg und Brilon, 20 Beschäftigte für viele überraschend und schockierend entlassen. Der Betriebsrat und die IG Metall erheben schwere Vorwürfe.

Ein harter Tobak, der laut IG Metall-Chef Helmut Kreutzmann die Olsberger Bürgerinnen und Bürger erschüttert. Noch nie habe es eine derart rigorose Vorgehensweise in dem alteingesessenen Familienunternehmen gegeben. Die 20-jährige gute Zusammenarbeit sowie das Vertrauensverhältnis sei in nur zwei Wochen komplett zerstört worden.

Darüber hinaus sollen nach Medienberichten im nächsten Jahr weiteren 175 Beschäftigten gekündigt werden.

Die Geschäftsführung versucht die Stimmung zu beruhigen und betont, dass „deutlich mehr Arbeitsplätze im Sauerland verbleiben als gehen.

Parallelen zwischen Olsberg 1981 und 2023/24 drängen sich auf. Die Dokumentation des Arbeitskampfs von 1981 zeigt, dass abhängig Beschäftigte nicht hilflos sind, wenn sie zusammenstehen.


Olsberg bei Wind und Wetter

Ein Augenzeuge: „Es gab einen Knall und dann habe ich den umgestürzten Baum gesehen.“ (foto: zoom)

Vielleicht hätte ich doch zu Hause bleiben sollen. Kurz bevor ich vor der Brücke über die Ruhr links abbog, war der Baum auf das Geländer gekracht.

Ein Augenzeuge und Ohrenzeuge, versicherte, dass er die Feuerwehr angerufen habe. Auf dem Rückweg vom Einkauf war die Straßenmeisterei mit dem Zersägen des Stamms beschäftigt.

Auf den 13 Kilometern nach Hause habe ich mich nicht sehr sicher gefühlt, denn es stehen ja noch mehr Bäume links und rechts des Straßenrands.

Das nächste Mal nehme ich die Unwetterwarnung ernster und fahre nicht zum Einkaufen. Wir wären schon nicht verhungert. Erschlagen ist keine Alternative.