Stadtentwicklung Meschede: kein Platz für junge Familien und Studierende?

"Wissen Wasser Wandel": Schautafeln an der Ruhr neben der Hennemündung (foto: zoom)
Wissen Wasser Wandel: Schautafeln an der Ruhr neben der Hennemündung (foto: zoom)

Der demografische Wandel verläuft in Deutschland sehr unterschiedlich. Während große Städte aber auch der Landkreis Paderborn eine ausgewogene Alterungsstruktur aufweisen, vergreisen besonders ländliche Gebiete wie beispielsweise das Sauerland. Meschede hat bis 2030 einen Bevölkerungsrückgang von 15% zu verkraften.

(Gastbeitrag von Gertrud U.)

„Wissen-Wasser-Wandel?“
Mit dem Titel „wissenwasserwandel“ startete die Stadt Meschede ein Projekt zur positiven Entwicklung der Stadt. In der Broschüre „Ergebnisse zur Kreativwoche“ heißt es zum Begriff Wandel:

„Wandel steht für die Bewältigung der strukturellen Probleme, die u.a. durch den demografischen Wandel hervorgerufen werden“

Kreativwoche im November 2009
Mit dem Schwerpunkt der Entwicklung und Stärkung der Innenstadt entstanden in einer Kreativ-Woche Ideen für die Innenstadt. Beteiligte an dem offenen Planungsprozess waren: „Stadtentwicklung Meschede: kein Platz für junge Familien und Studierende?“ weiterlesen

Warum überhaupt noch Piraten wählen? Einige Antworten.

Am 13. Mai feierten die Piraten das NRW-Wahlergebnis in Wickede an der Ruhr. Jetzt wollen sie sich programmatisch weiterentwickeln. (foto: piraten_hsk)
Am 13. Mai feierten die HSK-Piraten das NRW-Wahlergebnis in Wickede an der Ruhr. (archiv: piraten_hsk)

Im Folgenden antwortet der Schmallenberger Pirat Markus Heberling auf unseren gestrigen Artikel „Warum überhaupt noch Piraten wählen? Eine Abrechnung mit vielen Fragenzeichen …“ Die Antwort von Markus Heberling ist heute zuerst in seinem eigenen Blog „Coding == Relaxing“ erschienen und wird hier mit freundlicher Genehmigung des Autors als Crossposting publiziert.

Auf dem HSK-Zoom Blog ist ein Artikel erschienen, der einige kritische Fragen zur Piratenpartei stellt.  Hier sind meine Antworten darauf als einfacher Basispirat:

Sie sind in mehreren Landtagen vertreten, doch über die Politik, die sie dort machen, höre ich fast nichts. Ja, ich weiß, in der Opposition kann man nicht viel mitgestalten, aber wollten sie nicht zumindest frischen Wind in die Landesparlamente bringen? Wo ist dieser? Und wollten sich die Piraten nicht thematisch besser aufstellen? Wofür genau stehen die Piraten heute? Warum höre ich in den Nachrichten nicht auch einmal Stimmen der Piraten zu Themen, die die Menschen bewegen? Welche Ansichten vertreten die Piraten beim Thema Energiewende? Haben sich Berliner Piraten eigentlich zum Mord am Alexanderplatz geäußert? Haben sie eine Meinung zur geplanten Senkung der Rentenversicherungsbeiträge, zur möglichen Abschaffung der Praxisgebühr? Wo finde ich Stellungnahmen zu so umstrittenen Themen wie dem Betreuungsgeld?

Der nächste Bundesparteitag ist ein Programmparteitag. Dort wird das Programm weiter ausgeweitet werden. Das Antragsbuch umfasst dazu 1464 Seiten, man kann also nicht sagen, dass wir keine Themen haben. :) Warum man in den Nachrichten nichts über die Themen hört, muss man die Medien fragen. Wir sind ein freies Land und die Presse kann über das berichten, was sie will. Wir müssen uns aber natürlich auch an die eigene Nase fassen, da die Personalquerelen und Shitstorms ja nun wirklich nicht sein müssten und das natürlich ein gefundenes Fressen für die Medien sind.

Da die Piratenpartei das Programm nur auf Parteitagen und nur mit 2/3 Mehrheit erweitern und ändern kann, dauert es natürlich länger als bei anderen Parteien, bei denen der Spitzenkandidat etwas sagt, was dann als Parteimeinung gilt und dann als Leitantrag auf dem nächsten Parteitag nur durchgewunken werden muss Was wirklich fehlt ist die Möglichkeit auch zwischen den Parteitagen verbindliche Beschlüsse zu fassen. Hier kann meiner Meinung nach nur ein verbindliches Liquid Feedback helfen, in dem beschlossene Initiativen den Status eines Positionspapiers erhalten, was dann auch gegenüber der Presse als Parteimeinung vertreten werden kann.

Wie war das noch? Themen statt Köpfe. Aber warum geht es dann ständig nur um bestimmte Köpfe? Wie konnte es so weit kommen, dass eine junge Frau einen derart gewinnbringenden Buchvertrag abschließt, anscheinend nur, weil sie im Vorstand der Piratenpartei ist? An ihren schriftstellerischen Qualitäten kann es nicht liegen; das wird nach der Lektüre der ersten Seiten schnell deutlich. Wieso dreht sich ständig alles um diesen Geschäftsführer und seinen Lebenswandel? Wieso informiert uns eine Abgeordnete der Piraten im Landtag von NRW über ihren ONS und das gerissene Kondom? Und wieso fallen Worte wie „Tittenbonus“, wenn ein Pirat anscheinend mal versucht, sich zu einem aktuellen politischen Thema zu äußern? Ist das der frische Wind, oder ist das Unvermögen, sich auszudrücken?

Themen statt Köpfe halte ich persönlich für einen Irrweg. Es muss immer Köpfe geben, die die Themen auch präsentieren können. Es darf natürlich nicht dazu kommen, dass die Köpfe dann wichtiger werden als die Themen, oder dass einzelne die Themen diktieren können. Die Gefahr sehe ich aber auch nicht, da alle Programmpunkte auf Parteitagen beschlossen werden und es da keine Leitanträge gibt, sondern die Anträge aus der gesamten Partei kommen.

Zu den angesprochenen Personen:

  • Julia Schramm hat meines Wissens schon bei der Bewerbung um die Vorstandswahl gesagt, dass sie einen Buchvertrag hat. Man kann ihr also nicht vorwerfen den Vertrag nur durch den Bundesvorstandsposten bekommen zu haben.
  • An Johannes Ponader gibt es sicher einiges zu kritisieren, aber ich denke nicht, dass sein Lebenswandel dazu gehört. Als Piraten stehen wir zur freien Entfaltung der Persönlichkeit und dazu gehört auch sein Leben so zu leben wie man das für richtig hält. Besonders die Kritik, dass ein „Hartzer“ ja nicht seine Zeit damit verschwenden soll Politik zu machen, sondern lieber arbeiten gehen soll, kann ich nicht nachvollziehen. Gerade auch Menschen die Hartz4 bekommen muss es möglich sein auch Politik zu machen. Wir sind gegen die Hartz4 Sanktionen und stehen ja auch für ein Bedingungsloses Grundeinkommen, dass es jedem Menschen ermöglichen soll sich frei zu entfalten.
  • Warum sollte Birgit Rydlewski nicht über ihr Privatleben schreiben dürfen? Wen das nicht interessiert, der muss das ja nicht lesen. Ich finde das durchaus sympatisch, wenn man sieht, dass Politiker auch „nur“ Menschen sind.
  • Was Gerwald Claus-Brunner geritten hat „Tittenbonus“ zu twittern weiß ich auch nicht. Das ist völlig inakzeptabel. Insbesondere wenn man sieht, dass in der Piratenpartei ein „Penisbonus“ vorzuherrschen scheint.

Wenn nächsten Sonntag Bundestagswahl wäre… Ich würde die Piraten nicht wählen.Auch wenn ich mit den etablierten Parteien in sehr vielen Punkten nicht einverstanden bin, möchte ich nicht noch eine Fraktion dort sehen, die sich in Sachen Macht ähnlich verhält wie die alten Parteien, aber dann auch noch kaum etwas zu wichtigen Themen beiträgt. Ich möchte niemanden wie Johannes Ponader im Bundestag sehen, dessen ganzes Leben sich anscheinend nur um ihn selbst dreht und dem andere Menschen egal sind. Warum sonst sollen andere arbeiten gehen, damit er sich selbst verwirklichen kann? Ich möchte auch keine Anke Domscheit-Berg im Bundestag sehen, die mal schnell die Partei wechselt, weil sie hofft, so in den Bundestag zu kommen, und die, sobald sie nicht auf Platz 1 der Landesliste gewählt wird, beleidigt analysiert, dass es daran liegt, dass sie eine Frau ist. So jemand möchte sich für Frauenrechte einsetzen? Meiner Meinung nach schadet sie mit ihrem Verhalten Frauen.

Johannes Ponader kandidiert (bisher) nicht für den Bundestag. Anke Domscheid-Berg hätte ich gerne auf Platz 1 der Landesliste in Brandenburg gesehen, da sie sich schon lange engagiert und eine echte Bereicherung für den Bundestag wäre. Im Hinblick auf die Listen in den anderen Ländern, auf denen die Frauen auch meistens auf aussichtslosen Plätzen gelandet sind, teile ich auch die Einschätzung, dass ihr Geschlecht zu ihrer Platzierung beigetragen hat. Ich denke die Piraten brauchen eine Frauenquote, sonst wird das nie was.

Es gibt bereits zu viele Abgeordnete, denen es nur um Macht, Geld und die eigene Person geht. Mittlerweile glaube ich, dass die Piraten sich nicht von diesen unterscheiden, höchstens darin, dass sie oft ungeschickter im Umgang mit den Medien und der Öffentlichkeit sind. Das liegt wohl daran, dass der Erfolg zu plötzlich kam, und mit dem Erfolg kamen jede Menge Opportunisten. Diese muss die Piratenpartei erst einmal wieder loswerden, und sie muss einen Weg finden, sich im aktuellen politischen Geschehen mehr zu Wort zu melden, mit Meinungen, Ansichten und Lösungsvorschlägen, nicht mit persönlichen Querelen oder Fehltritten. Ich denke nicht, dass sie dies bis September 2013 schaffen kann.

Ich stimme zu, dass die Piraten wieder mehr mit Themen in die Öffentlichkeit kommen müssen. Da wird der nächste Parteitag helfen, da dort (hoffentlich) das Programm stark erweitert wird. ich denke aber nicht, dass die Piratenabgeordneten geld- und machtgeil sind. Wenn man sich so die Podcasts zum Beispiel der Berliner anhört, haben die einen ganzen Haufen Arbeit.

Ich denke, dass wir das bis September 2013 schaffen können.

So geht Waldorf: Bullshit-Bingo für Hamburgs Bildungssenator Ties Rabe

In Hamburg soll die erste „staatliche Waldorfschule“ Deutschlands entstehen. Für die Zeit der langwierigen Kooperationsverhandlungen zwischen Hamburger Senat und Waldorfschule bieten die Ruhrbarone Senator Ties Rabe ein unterhaltsames Lernspiel. Von Lukas Böhnlein.

Funktioniert eigentlich immer ...
Funktioniert eigentlich immer ...

Autoreninfo: Lukas Böhnlein besuchte die „Freie Schule Albris“, wo er zu einem Kritiker der Waldorfschule wurde. Über dieses und viele weitere Themen schreibt der Musiker und ausgebildete Musikalienhändler in seinem Blog.

Crossposting von den Ruhrbaronen.

Mehr zur „staatlichen Waldorfschule“ in Hamburg bei den Ruhrbaronen:

Waldorfschule in staatlicher Trägerschaft – offener Brief an Senator Ties Rabe, Hamburg

Esoterik an Waldorfschulen – Bildung dank „Bildekräften“: Lest Rudolf Steiner!

Esoterik an Waldorfschulen – Bildung dank „Bildekräften“: Lest Rudolf Steiner!

‘Aus der Akasha-Chronik’, Buchcover (Foto: Wikipedia, Lizenz: PD)
„Aus der Akasha-Chronik“, Buchcover (Foto: Wikipedia, Lizenz: PD)

Die aktuelle Debatte um die Gründung einer „staatlichen Waldorfschule“ in Hamburg wirft die Fragen auf: Soll Anthroposophie zum staatlichen Schulprogramm zählen? Wie esoterisch ist die Waldorfschule?

Von Jana Husmann.

Der Artikel ist zuerst bei den Ruhrbaronen erschienen.
Autoreninfo:
Dr. Jana Husmann, Kulturwissenschaftlerin und Gender-Forscherin, lebt und arbeitet in Berlin. In ihrer Dissertation „Schwarz-Weiß-Symbolik. Dualistische Denktraditionen und die Imagination von „Rasse“. Religion  – Wissenschaft – Anthroposophie“ (2010) hat sie sich ausführlich mit Rudolf Steiners Lehre und Rassismus auseinandergesetzt.

Wer sich ein wenig mit Waldorfpädagogik beschäftigt und die Schriften ihres Begründers Rudolf Steiner (1861-1925) studiert, wird leicht über die sprachlichen Besonderheiten stolpern, welche die anthroposophische Rhetorik ausmachen. Das Wort „Bildekräft“ etwa gehört in diese Kategorie, ebenso wie der Begriff des „lebendigen Denkens“, den Steiner seinerzeit vom „toten“ abstrakten Denken abzugrenzen suchte. Der heute zentrale Oberbegriff zur Beschreibung von Anthroposophie und Waldorflehre ist „ganzheitlich“. Das klingt irgendwie nach östlicher Weisheit, dem Einklang von Leib und Seele, nach Ausgeglichenheit und Wellness-Oasen. Wer wollte sich nicht gerne „ganzheitlich“ fühlen und die Aromen von Weleda im Entspannungsbad genießen? „Esoterik an Waldorfschulen – Bildung dank „Bildekräften“: Lest Rudolf Steiner!“ weiterlesen

Rätsel – Update: Lösung

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Was ist denn das? (fotos: L.G.)

Wir versuchen es heute mal mit einem Bilderrätsel. Dank an L.G.

Update:

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Niederländische und belgische Küstenlinie

In der Tat handelt es sich um einen Offshore-Windpark vor der belgischen Küste. Glücklicherweise entstand das Bild nicht im freien Fall…

Blick auf Hamburg vom Heinrich-Hertz-Turm

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Ecke Rentzelstraße – Verbindungsbahn mit Schatten des Heinrich-Hertz-Turms (fotos: m.b.)

Der Hamburger Fernsehturm, richtig heißt er ja Heinrich-Hertz-Turm, ist mit 279,80 Metern das höchste Gebäude der Stadt. Seit einigen Jahren können jedoch weder Hamburger noch Gäste den schönen Blick auf die Stadt genießen. Es fehlt ein Pächter. Daher ist der Turm für die Öffentlichkeit zur Zeit nicht zugänglich.

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Planten un Blomen, im Hintergrund die Außenalster.

Früher einmal drehte sich das Cafe auf 132 Metern Höhe um seine eigene Achse und die Besucher konnten so in alle Himmelsrichtungen schauen. Neben den tollen Ausblicken durfte der Gast eine Stunde lang so viel Kaffee und Kuchen zu sich nehmen, wie in ihn hineinpassten. Der Trick: Es gab ausschließlich Cremeteilchen, die enorm sättigten.

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Unten am Bildrand sind Universitätsgebäude zu sehen, im Hintergrund die Außenalster.

Vier Meter unterhalb des Cafes existierte eine Beobachtungsplattform. Von hier aus bot sich bei gutem Wetter ebenfalls ein fantastischer Blick.

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Blick auf die markanten Grindelhochhäuser.

Heute kommen Besucher nicht mehr auf den Turm. Daher sind diese Bilder historisch und etwas ganz Besonderes.

Waldorfschule in staatlicher Trägerschaft – offener Brief an Senator Ties Rabe, Hamburg

Der Hamburger Hafen (archiv: zoom)
Der Hamburger Hafen (archiv: zoom)

an:
Herrn Senator Ties Rabe

Behörde für Schule und Berufsbildung

Hamburger Straße 31

22083 Hamburg

Kopie an:

Prof. Dr. Stefan T. Hopmann

Institut für Bildungswissenschaft

Sensengasse 3a

A-1090 Wien

Vorab per E-Mail an: Senator Ties Rabe / Prof. Dr. Stefan T. Hopmann

Waldorfschule in staatlicher Trägerschaft – offener Brief

(Dieser offene Brief ist zuerst im Blog der Ruhrbarone erschienen.)

Sehr geehrter Herr Senator Rabe,

die „erziehungsKUNST“, Publikation des „Bundes der freien Waldorfschulen“, berichtete im August 2012 über die erste deutsche „Waldorfschule in staatlicher Trägerschaft“(1), die zum Schuljahr 2013/14 in Hamburg entstehen soll.

Die „erziehungsKUNST“ hebt in ihrem Artikel hervor, dass die “Interkulturelle Waldorfschule Hamburg-Wilhelmsburg“, Zitat, „weder ‘Waldorfpädagogik light’“ werde, „noch dass die Waldorfpädagogik zu einem beliebig austauschbaren Methodenbaustein innerhalb der Staatsschulpädagogik wird.“

Als ausgebildeter Waldorflehrer(2) möchte ich Sie fragen: Wie will die Behörde für Schule und Berufsbildung Hamburg sicherstellen, dass das Spezifische der Waldorfpädagogik – der anthroposophische Hintergrund – auch in einer Schule in staatlicher Trägerschaft erhalten bleibt?

Der Erziehungswissenschaftler Prof. Klaus Prange schreibt über die Waldorfpädagogik: „Die Anthroposophie braucht in der Tat nicht [in den Unterricht der Waldorfschule] hineingetragen zu werden, sie ist immer schon da.”(3)

Was meint Prof. Prange damit? Es würde den Rahmen dieses offenen Briefes sprengen, hier eine Gesamtdarstellung der Waldorfpädagogik geben zu wollen, wie es Prof. Prange in seinem Standardwerk „Erziehung zur Anthroposophie – Darstellung und Kritik der Waldorfpädagogik“ tut, zur Verdeutlichung nur drei Beispiele:

Rudolf Steiners anthroposophische „Temperamentenlehre“:

Die Waldorfpädagogik teilt die Schüler in vier Temperamente ein. Diese Temperamente sind Grundlage für die Gestaltung des Unterrichts aller Fächer, auch der wissenschaftlichen, Zitat aus Helmut Eller, „Die Temperamente – und ihre Behandlung im Unterricht“:

„FEUERARTEN (in der Chemie-Epoche der 7. Klasse):

[Melancholiker] Erde: Glühen der Eierbriketts, ganz im Innern

[Phlegmatiker] Wasser: Brennender Spiritus läuft über ein Brett, entzündet aber nicht das Holz

[Sanguiniker] Luft: eine Bäckertüte wird mit Gas gefüllt, so daß beim Ausdrücken in die Flamme ein kurzer, heller Feuerball entsteht

[Choleriker] Feuer: Petroleum in einer Blechdose angezündet, läßt sich nicht mit einfachen Mitteln löschen und erzeugt große Hitze

Diese Versuche findet man in Mackensens Chemie-Abhandlungen. Mit den Kindern spricht man auch in diesem Zusammenhang wiederum über die 4 Temperamente.“

In Helmut Eller, „Die Temperamente – und ihre Behandlung im Unterricht“, das im „Seminar für Waldorfpädagogik Berlin“ zur Ausbildung der zukünftigen Waldorflehrer verwendet wurde, finden sich Temperamente in jedem Lebensbereich, natürlich auch in der für Anthroposophen real existierenden Welt der, Zitat Eller:

„ELEMENTARWESEN

[Melancholiker] Erde: Gnomen, Zwerge, Wichtelmänner, Wurzelmännlein

[Phlegmatiker] Wasser: Undinen, Nixen, Nöck

[Sanguiniker] Luft: Sylphen, Elfen

[Choleriker] Feuer: Salamander, Feuergeist“

Anthroposophische Geschichtsschreibung:

In der Waldorfschule wird anthroposophische Geschichte unterrichtet. Ausgehend vom „Platonischen Weltenjahr“ mit einer Länge von 25 920 Jahren unterscheidet die Anthroposophie „Kulturepochen“ von 2160 Jahren Dauer. Unterrichtet wird in der Fünften Klasse der Waldorfschule:

• Atlantis

• Urindische Kulturepoche: 7227 – 5067 v. Chr.

• Urpersische Kulturepoche: 5067 – 2907 v. Chr.

• Ägyptisch-Chaldäische Kulturepoche: 2907 – 747 v. Chr.

• Griechisch-Lateinische Kulturepoche: 747 v. Chr. – 1413 n. Chr.

• Germanisch-Angelsächsische Kulturepoche: 1413 – 3573 n. Chr.

Nach anthroposophischer Geschichtsschreibung leben wir heute in der „Fünften nachatlantischen Kulturepoche“ (1413 – 3573 n. Chr.). An der Verwendung des Begriffs „nachatlantisch“ lässt sich die zentrale Bedeutung des anthroposophischen Atlantis-Mythos erkennen:

Ohne Atlantis könnte es nach anthroposophischer Auffassung die Menschheit in ihrer heutigen Form gar nicht geben – Atlantis ist für die Anthroposophie eine historische Tatsache.

Rudolf Steiners „Jahrsiebtelehre“:

Die Waldorfpädagogik übernimmt die in der Anthroposophie übliche Einteilung des Menschen in „Wesensglieder“. Diese „Wesensglieder“ entwickeln sich laut Rudolf Steiner in zeitlichen Abschnitten von 7 Jahren, den „Jahrsiebten“. Dazu sagt Prof. Dr. Stefan T. Hopmann, Bildungswissenschaftler an der Universität Wien, im Interview „Man kann nicht nur ein ‘bisschen’ Waldorf sein“(4), Zitat:

„(…) Lichte: noch einmal zur Jahrsiebtelehre – von 0–7 Jahre wird der physische Leib entwickelt, von 8–14 Jahre der Ätherleib, von 15–21 Jahre der Astralleib, vom 21 Lebensjahr an endlich das ‘Ich’ – erst dann ist der Mensch ein Mensch. Was sagen Sie zu Steiners Mensch aus dem Esoterik-Baukasten?

Prof. Hopmann: Wir leben in einer freien Gesellschaft. Also hat jede/r das Recht, jeden Unfug zu glauben. Nur sollten sich Eltern, die ihr Kind einer Waldorfschule anvertrauen, darüber im klaren sein, dass sie dann einer Pädagogik vertrauen, die ein heilloses Gebräu esoterischer Glaubenssätze über Drüsen, Zahnentwicklung, astrologischen Einflüsse und ähnliches ist, das von der modernen Kinderpsychologie und der aktuellen Lehr-Lern-Forschung durchweg als durch nichts begründbarer Unsinn abgelehnt wird. Entschiedene Waldorfianer wird das nicht anfechten: Wie alle Sekten sind sie gegen widersprechende Wissenschaft immun (…)“

Dies waren nur einige wenige Beispiele für die anthroposophische Prägung der Waldorfschule. Gemäß dem Anspruch der Anthroposophie auf â€žGanzheitlichkeit“ ist in der Waldorfschule alles Anthroposophie.

Meine Schlussfrage: Beabsichtigt die Behörde für Schule und Berufsbildung Hamburg als staatlicher Träger der „Interkulturellen Waldorfschule Hamburg-Wilhelmsburg“ die Weltanschauung Anthroposophie weiter zu verbreiten?

Mit freundlichen Grüssen

Andreas Lichte

P.S.: Da es sich um eine „Interkulturelle Waldorfschule“ handelt, könnte auch verstärkt Rudolf Steiners Rassenlehre unterrichtet werden. Folgende Erkenntnisse Rudolf Steiners könnten insbesondere bei schwarzen Schülern zu einem neuen Selbstverständnis führen, Zitat Rudolf Steiner:

„(…) So daß also ein Schwarzer in Afrika ein Mensch ist, der möglichst viel Wärme und Licht vom Weltenraum aufsaugt und in sich verarbeitet. Dadurch, daß er das tut, wirken über den ganzen Menschen hin die Kräfte des Weltenalls so. (Es wird gezeichnet.) Überall nimmt er Licht und Wärme auf, überall. Das verarbeitet er in sich selber. Da muß etwas da sein, was ihm hilft bei diesem Verarbeiten. Nun, sehen Sie, das, was ihm da hilft beim Verarbeiten, das ist namentlich sein Hinterhirn. Beim Neger ist daher das Hinterhirn besonders ausgebildet. Das geht durch das Rückenmark. Und das kann alles das, was da im Menschen ist an Licht und Wärme, verarbeiten. Daher ist beim Neger namentlich alles das, was mit dem Körper und mit dem Stoffwechsel zusammen hängt, lebhaft ausgebildet. Er hat, wie man sagt, ein starkes Triebleben, Instinktleben. Der Neger hat also ein starkes Triebleben. Und weil er eigentlich das Sonnige, Licht und Wärme, da an der Körperoberfläche in seiner Haut hat, geht sein ganzer Stoffwechsel so vor sich, wie wenn in seinem Innern von der Sonne selber gekocht würde. Daher kommt sein Triebleben. Im Neger wird da drinnen fortwährend richtig gekocht, und dasjenige, was dieses Feuer schürt, das ist das Hinterhirn. (…)

Die weiße Rasse ist die zukünftige, ist die am Geiste schaffende Rasse. (…)“

Rudolf Steiner, â€žVom Leben des Menschen und der Erde – Über das Wesen des Christentums“, GA 349, Dritter Vortrag, Dornach, 3. März 1923


Anmerkungen:

1 „Wilhelmsburg: Waldorfschule in staatlicher Trägerschaft startet“, erziehungsKUNST, August 2012

2 Andreas Lichte, „Waldorflehrer werden! – am ‘Seminar für Waldorfpädagogik Berlin’“, Ruhrbarone, 28. Februar 2011

3 Klaus Prange, „Erziehung zur Anthroposophie – Darstellung und Kritik der Waldorfpädagogik”, Julius Klinkhardt, Bad Heilbrunn, 2000

4 Stefan Hopmann, Andreas Lichte, „Man kann nicht nur ein ‘bisschen’ Waldorf sein“, Ruhrbarone, 11. Juli 2011

Reaktion von Senator Ties Rabe:

Senator Ties Rabe und sein Pressesprecher Peter Albrecht verweigerten eine Stellungnahme zu meinem offenen Brief vom 3.9.2012.

Antisemitismus in der islamischen Community? Die Kehrwoche, die nicht stattfand

Schalom, Salam, Grüß Gott! (grafik: publikative.org)
Schalom, Salam, Grüß Gott! (grafik: publikative.org)

Es wird ungemütlicher in Deutschland für Juden. Das liegt vor allem an dem deutschen Judenhass, es liegt aber auch an einigen jungen Muslimen mit und ohne Migrationshintergrund und ihrem sehr eigenen, und leider sehr gefährlichem Antisemitismus. Und es liegt an den Beschwichtigern, Relativierern und Kleinrednern in den jeweils eigenen Gemeinschaften, die lieber Dinge unter den Teppich kehren.***

von Ramona Ambs

Ich bin Jüdin. Meine Haarfarbe ist schwarz, meine Muttersprache deutsch. Ich komme einigen Leuten spanisch vor. Aber das ist nur äußerlich. Ich verstehe kein Wort spanisch. Ich verstehe ein bisschen englisch, ein bisschen fränzösisch, ein bißchen hebräisch, ein bisschen dänisch und ein bisschen türkisch. „Yahudiler domuz“ zum Beispiel. Wenn ich das höre, weiß ich, dass es besser ist, dass ich den Leuten spanisch vorkomme und nicht etwa jüdisch.

Yahudiler domuz“ – das hör ich ab und an. Auf Straßen, in Cafes oder Clubs. Und wenn man das hört, dann ist man fast froh, nicht alles zu verstehen. Wobei diese Freude dann auch nur kurz währt, denn mittlerweile hört man`s eh auch variantenreich auf Deutsch. „Du Jude“ ist ein absolut gängiges Schimpfwort. Auch ohne das rosa Tier mit dem Ringelschwänzchen.

Es wird ungemütlicher hier in Deutschland für uns Juden. Das liegt vor allem an dem deutschen Judenhass in der Mitte der Gesellschaft, der sich immer wieder in vielfältiger Weise Bahn bricht. Aber es liegt auch an einigen jungen Muslimen mit und ohne Migrationshintergrund und ihrem sehr eigenen, und leider sehr gefährlichem Antisemitismus. Und es liegt an den Beschwichtigern, Relativierern und Kleinrednern in den jeweils eigenen Gemeinschaften, die lieber Dinge unter den Teppich kehren, als endlich mal richtig hinzuschauen und aufzuräumen. „Antisemitismus in der islamischen Community? Die Kehrwoche, die nicht stattfand“ weiterlesen

Detlef Träbert: Disziplin, Respekt und gute Noten. Jenseits der Basta!-Pädagogik. Eine Rezension.

traebertbuch01Dass Kleinkinder außer Rand und Band, Zehnjährige respektlos und 17-Jährige zunehmend arbeitsunfähig seien, ist ein Stoff, der für Bestseller taugt, wie die Bücher von Bernhard Bueb, Michael Winterhoff oder Ami Chua in den letzten Jahren bewiesen haben. Dabei wiederholen diese Autoren doch nur die uniforme Botschaft: Der Verwahrlosung unserer Kinder ist nur mit dem Traditionsmix aus Befehl und Gehorsam beizukommen.

Eine Rezension von Jonas Lanig

Verantwortungsvolle Pädagogen mögen sich von solchen Griffen in die pädagogische Mottenkiste angewidert abwenden. Detlef Träbert (auch Autor unseres Blogs) geht einen anderen Weg***:

Er lässt sich auf den Diskurs mit Bueb, Winterhoff und Co. ein. So nimmt er die von den Frontleuten einer pädagogischen Gegenreformation beschworenen Kategorien „Disziplin“, „Respekt“ und „Erfolg“ durchaus ernst. Gleichzeitig geht er der Tradition solcher Begriffe nach und deckt deren Widersprüchlichkeit auf.

Dabei beeindruckt die Bandbreite des von Träbert verwendeten Materials. So referiert er die neuesten Ergebnisse der Gehirnforschung, zitiert aber auch aus der BILD-Zeitung. Er erwähnt den Hebräerbrief aus dem Neuen Testament wie er auch Thomas Gottschalk und Stefan Effenberg zu Wort kommen lässt.

Das Ergebnis seiner Befunde: Auch wem Disziplin, Respekt oder Erfolg etwas bedeuten, muss sich nicht auf die Basta!-Pädagogik eines Bernhard Bueb einschwören lassen. Träbert betont, dass Disziplin in erster Linie als Selbstdisziplin zu verstehen ist und damit jede Form der Fremdbestimmung ausschließt. Oder er unterscheidet zwischen vertikalem und horizontalem Respekt, wobei letzterer auf die Achtsamkeit für den anderen, für ein Umgehen miteinander auf Augenhöhe, abzielt. Den Begriffen Disziplin, Respekt oder Erfolg werden auf diesem Wege auch humane, sogar emanzipatorische Aspekte abgewonnen.

Im zweiten Teil des Buchs entwickelt Detlef Träbert konkrete Vorschläge, wie sich Disziplin, Respekt und Schulerfolg pädagogisch ausgestalten und fördern lassen. Er bietet dem Leser dazu kein geschlossenes System aus theoretischer Fundierung und praktischer Umsetzung an – wohl wissend, dass diesem immer etwas Totalitäres anhaften würde. Stattdessen öffnet er eine Fundgruppe ebenso praktikabler wie hilfreicher Methoden, Rituale und Vorgehensweisen.

Träbert weiß aber auch, dass alle diese Vorschläge verpuffen, wenn sie nicht von einer entsprechenden Denkhaltung getragen werden. „Gerade, klare Menschen wär’n ein schönes Ziel. Leute ohne Rückgrat hab’n wir schon zuviel“, zitiert er aus einem Liedtext von Bettina Wegner. In diesem Sinne kann Pädagogik nur erfolgreich sein, wenn wir Erwachsenen jene Werte vorleben, die wir auch von den Kindern einfordern: Toleranz, Zivilcourage, Solidarität, Authentizität. Dazu bedarf es aber gerader, klarer Bezugspersonen – in der Schule genauso wie im Elternhaus.

Detlef Träberts Plädoyer für eine humane und demokratische Erziehungskultur wendet sich an neugierige Lehrkräfte ebenso wie an verunsicherte Eltern. Es kann ihnen helfen, Kindern und Jugendlichen nicht nur mit mehr Geduld und einer größeren Gelassenheit zu begegnen, sondern auch mit besserem pädagogischem Handwerkszeug.

*** Detlef Träbert: Disziplin, Respekt und gute Noten. Erfolgreiche Schüler brauchen klare Erwachsene; Weinheim/Basel (Beltz) 2012, 237 S., 14,95 Bestell-Flyer und weitere Stimmen zum Buch