RWE-Aktien: Die gescheiterte Strategie des Landrats

RWEWordle20140304Immer wieder wollten Landrat und Kreiskämmerer dem Kreistag und den Einwohnern einreden, bei dem finanziellen Engagement des Hochsauerlandkreises bei der RWE handele es sich um eine planvolle Strategie. Noch in seiner Einbringungsrede zum Kreishaushalt erklärte der Landrat am 13.10.2013, das RWE-Vermögen des Hochsauerlandkreises sei “keine spekulative Geldanlage”.

Der HSK hält 5.936.679 von 614,7 Mio Aktien an der RWE, das sind etwa 0,97 Prozent des gesamten Aktienbestandes der RWE.

Heute morgen wurden die Meldungen bestätigt, dass die RWE im Jahr 2013 nicht weniger als 2,76 Mrd Euro Verlust eingefahren hat:
http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/rwe-meldet-2-8-milliarden-euro-verlust-fuer-2013-a-956749.html.
Damit beträgt der rechnerische Anteil des HSK an diesem Verlust immerhin 25,9 Mio Euro!!

Hinzu kommt der gewaltige Kursverlust der RWE-Aktien. Allein die 2009 auf Mehrheitsbeschluss des Kreistags für 30 Mio Euro zusätzlich gekauften RWE-Aktien haben mittlerweile einen Kursverlust von ca. 15 Mio Euro eingefahren.

Gleichzeitig wird aus dem Kreishaus behauptet, die Einführung eines Sozialtickets sei zu teuer. Und es wurde ein “Konzept” in Kraft gesetzt, die Kosten der Unterkunft für Empfänger von Grundsicherung um etwa 10% zu senken.

Erst vor wenigen Tagen veröffentlichte die konservative Wirtschaftszeitung “Handelsblatt” einen Bericht über eine Greenpeace-Studie: RWE hat die Energiewende verschlafen und viel zu wenig in erneuerbare Energien investiert. In einem kurz zuvor in derselben Zeitung veröffentlichten Kommentar heißt es: RWE hat 3 Mrd Euro Investitionen “in den Sand gesetzt”.

Deutlicher kann eine “Strategie” kaum scheitern …

UPDATE:
Sogar der RWE-Vorstandsvorsitzende hat heute endlich zugegeben, dass die RWE die Energiewende verschlafen hat. Auf der Bilanzpressekonferenz erklärte er u.a.: “sicher, wir haben auch Fehler gemacht. Wir sind spät in die erneuerbaren Energien eingestiegen – vielleicht zu spät.” Nachzulesen auf Seite 11 des Redemanuskripts.

6 Gedanken zu „RWE-Aktien: Die gescheiterte Strategie des Landrats“

  1. Der Höhepunkt der närrischen Zeit kommt diesmal von der RWE:

    Die Firmenführung hatte sich ausgedacht in Zeiten der Krise azyklisch zu handeln.
    Bei einem völligen Strom-Überangebot beschloss man noch mehr zu produzieren. Mal sehen was dann passiert.
    Da Strom die Eigenschaft hat nicht an der Grenze anzuhalten und darauf zu warten bis er gebraucht wird, strömte er z.B. Richtung Holland und machte dort den RWE-Kraftwerken in Holland Konkurrenz. So gelten die Milliardenabschreibungen Unternehmensangaben zufolge nicht den deutschen Kraftwerke, sondern überwiegend denen im Ausland.

    RWE-Sprecherin Annett Urbaczka sagte gegenüber klimaretter.info:

    Betroffen davon seien kaum Kraftwerke in Deutschland, sondern „vorrangig“ solche in den Niederlanden, Belgien und Großbritannien.

    http://www.klimaretter.info/energie/nachricht/15604-rwe-muss-33-milliarden-abschreiben

    Und nun ruft die RWE die Politik auf beim deutschen Bürger das nötige Kleingeld locker zu machen, um die Kraftwerke im Ausland finanziell zu unterstützen.

    Wenn ich das Aktien-Engagement des HSK sehe, dann wird man sicherlich auch hier bald in Sonntagsreden zur Energiewende verfallen, um zu verschleiern, dass das Geld der Bürger ins Ausland transferiert werden soll.

  2. Und????

    Wird das irgendeinen Einfluß auf das weitere Leben der Verantwortlichen in Politik oder Unternehmensführung haben.

    Nein!!!!

    Die Einzigen, die dafür wieder herhalten müssen sind die Kunden, die in Form von Erhöhungen dafür zahlen werden und die Mitarbeiter, die aufgrund irgendwelcher Sanierungsmaßnahmen oder Neuorientierungen ihren Job verlieren.

    Und man kann wieder nur tatenlos zusehen.

  3. Zitat:
    Noch in seiner Einbringungsrede zum Kreishaushalt erklärte der Landrat am 13.10.2013, das RWE-Vermögen des Hochsauerlandkreises sei “keine spekulative Geldanlage”.
    oder wie es das Handelsblatt ausdrückt
    Deutschland, deine Kapitalvernichter

    http://www.handelsblatt.com/finanzen/boerse-maerkte/anlagestrategie/blaue-briefe-der-anlegerschuetzer-deutschland-deine-kapitalvernichter/9572434.html

    Wer vor 2 Jahren 5 verschiedene Aktien blind aus dem Dax gefischt hat, der hat auf jeden Fall gute Gewinne erzielt. Wer nur auf eine Firma gesetzt hat, schaut in die Röhre!

    Zu Folgendem Zitat:

    Und es wurde ein “Konzept” in Kraft gesetzt, die Kosten der Unterkunft für Empfänger von Grundsicherung um etwa 10% zu senken.

    … fällt mir noch ein, dass vor ca. 20 Jahren der erste gesamtdeutsche Armutsbericht erschien.

    Damals gab es ca. 4 Mio Sozialhilfeempfänger. Seit dem haben Politiker aller Parteien viel getan und die Anzahl derer die heute in relativer Armut leben hat sich (nur) verdoppelt. Siehe Datenreport 2013.

    http://www.ardmediathek.de/wdr-2/stichtag?documentId=19179006

  4. Die Pressekonferenz der RWE auf phoenix habe ich gesehen – und somit auch den stotternden Herrn Peter Terium (seines Zeichesn ausgebildeter Buch- und Steuerprüfer). Da fragt man sich doch, wie soetwas passieren kann ? Umso mehr, als fest steht, dass wir alle den Strom, den wir verbrauchen, schon dreimal bezahlt haben. Alle außer die ganz großen Konzerne mit den bekannten Ausnahmeregelungen.
    Herr Terium selbst kam in die Schlagzeilen, weil er für das Jahr 2012 ca. 2,5 Mio. € an Bezügen bekommen hat (von Verdienen kann man hier wohl eher nicht sprechen) plus 1,5 Mio. € an Optionen und Aktien. Jetzt sollen die Herren der RWE sechstellig zurück zahlen. Nun, sie werden es verschmerzen können.
    Demgegenüber wurde in Deutschland in den vergangenen Jahren rund 300 000 Haushalten der Strom abgestellt wegen Zahlungsschwierigkeiten. Das ist zunächst mal gegen das Grundgesetz. Aber ich halte es hier eindeutig mit @fklwbg: „Wie soll ich das meinen Kindern erklären ?“

  5. @ nofretete
    Wie erkläre ich das meinen Kindern? Ich versuchs mal.

    Liebe Kinder von den für den Großteil der Bevölkerung erfoderlichen Energieaufwendungen – also Strom, Benzin, Diesel, Heizgas und Heizöl – ist der Strom mit einer Preissteigerung in den Jahren 1998 bis 2012 nur um 66 % teurer geworden. Alle anderen Steigerungen liegen weit darüber. Insofern ist die Frage gerechtfertigt, ob Strom so überdimensional teurer geworden ist. Es ist zweifelsfrei die Leistung unserer Politiker dies mit Hilfe der Lohnschreiber von Bild bis FAZ so darzustellen, hilft aber den 300.000 Haushalten nicht. Hier fehlt oft das Mindesteinkommen.
    Damit dies so bleibt, wird besondern von gutsituierten CDU- CSU-lern weitreichende Ausnahmeregelungen zum Mindestlohn ersonnen.
    Es soll eben bleiben wie es ist:
    Ab einer gewissen Unterklasse soll arbeiten und das Engagement um Beschäftigung sich nicht lohnen. Je lenkbarer und unmündiger der Bürger umso besser.
    War doch gar nicht so schwer!

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